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Die nackte Kanone Review

Liam Neeson stolpert mit Stil durch das Chaos der Neuzeit


2025-10-28  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Die Rückkehr von Die nackte Kanone war lange Zeit eine absurde Idee – bis sie plötzlich Realität wurde. Regisseur Akiva Schaffer (Popstar: Never Stop Never Stopping) wagt mit dieser Neuauflage das Unmögliche: eine Parodie im Jahr 2025. In einer Ära, in der Humor oft auf sicheren Bahnen fährt, bringt der Film das anarchische Slapstick-Chaos der 80er-Jahre zurück – allerdings nicht ohne Reibungsverluste.

Ein Klassiker kehrt zurück – mit neuem Gesicht
Liam Neeson als Frank Drebin Jr. klingt zunächst wie ein Scherz, der in einem Drehbuch hängen geblieben ist. Doch genau das macht den Reiz aus: Der Schauspieler, der sonst finstere Actionhelden verkörpert, spielt hier einen Polizisten, der mit unbeabsichtigter Präzision ein ganzes Revier ins Chaos stürzt. Seine stoische Miene, gepaart mit irrwitzigen Situationen, funktioniert erstaunlich gut – Neeson trifft den Ton zwischen unfreiwilliger Coolness und absurder Komik.

Pamela Anderson spielt die glamouröse, selbstbewusste Beth Davenport und sorgt mit charmantem Overacting für nostalgisches Glitzern. Danny Huston überzieht als Bösewicht jeden Raum mit seinem theatralischen Auftreten – genau so, wie es sein muss. Paul Walter Hauser bleibt leider unterfordert, doch seine Nebenrolle bringt immerhin ein paar gute Gags.

Slapstick mit System – und ein paar Stolperern
Wer die alten Filme kennt, weiß: Eine Handlung ist hier eher Nebensache. Auch 2025 gilt: Die Pointen sind wichtiger als die Plotlogik. Trotzdem erzählt Schaffer eine halbwegs zusammenhängende Geschichte, in der Drebin Jr. einen Techmogul stoppen muss, der die Welt mit künstlicher Intelligenz „optimieren“ will. Natürlich geht alles schief – spektakulär, laut und voller Slapstick.

Die Gagdichte ist beachtlich. Sichtgags, Wortspiele, Meta-Humor – alles prasselt auf das Publikum ein. Etwa jede zweite Pointe sitzt, manche wirken bemüht, andere genial. Besonders in den ersten 20 Minuten reiht sich ein Lacher an den nächsten, bevor das Tempo etwas nachlässt. Gegen Ende verliert der Film an Spritzigkeit, bleibt aber sympathisch chaotisch.

Zwischen Hommage und Neuzeit
Das vielleicht Schwierigste an dieser Neuauflage: Sie muss gleichzeitig eine Liebeserklärung und ein Neustart sein. Das gelingt teilweise. Der Film verneigt sich vor Leslie Nielsen mit zahlreichen kleinen Referenzen – vom ikonischen Baseballstadion bis hin zum absurden Autounfall in Zeitlupe. Trotzdem wirkt Die nackte Kanone (2025) modern genug, um auch ein neues Publikum abzuholen.

Was auffällt: Der Humor ist erstaunlich „brav“. Statt der politisch unkorrekten Tabubrüche der Originale setzt der Film eher auf Situationskomik. Das ist schade, denn gerade dieser Mut zum Grenzüberschreiten machte die Vorlage so legendär. Andererseits zeigt Schaffer, dass klassische Komik auch ohne platte Provokationen funktionieren kann.

Liam Neeson als ernstester Komiker der Welt
Die vielleicht größte Überraschung des Films ist Liam Neeson selbst. Sein Timing ist präzise, seine Mimik perfekt unterkühlt – genau wie einst bei Leslie Nielsen. Wo andere Schauspieler überdreht hätten, bleibt Neeson eiskalt – und gerade deshalb so komisch. Manchmal wirkt er, als würde er gar nicht wissen, dass er in einer Komödie mitspielt, und genau das ist der Witz.

Pamela Anderson liefert eine ihrer besten späten Rollen ab: verspielt, charmant und mit einer Selbstironie, die man ihr so nicht zugetraut hätte. Zusammen mit Neeson bildet sie ein Duo, das zwischen Chaos und Chemie pendelt – herrlich altmodisch und überraschend warmherzig.

Die nackte Kanone (2025) ist keine perfekte Komödie, aber ein seltenes Vergnügen in Zeiten steriler Blockbuster. Sie bringt den anarchischen Geist von ZAZ-Filmen (Zucker, Abrahams, Zucker) zurück – vielleicht nicht ganz so bissig, aber mit ehrlicher Liebe zum Genre. Ja, nicht jeder Witz zündet. Ja, manches wirkt zu poliert. Aber wenn Liam Neeson in voller Polizeiuniform rückwärts in einen Delikatessenladen kracht, während im Hintergrund eine romantische Ballade spielt – dann ist das einfach Kino, wie es heute kaum noch jemand macht. Für Fans der Originale ist es ein Wiedersehen mit einem alten Freund, für alle anderen eine charmant bekloppte Überraschung.

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