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Tron: Legacy Review

Neon-Trip durch die digitale Dystopie


2025-10-01  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Tron: Legacy knüpft Jahrzehnte nach dem Original an: Kevin Flynn ist spurlos verschwunden, doch sein Sohn Sam Flynn entdeckt Hinweise, die ihn mitten hinein ins Grid führen – eine digitale Parallelwelt, die Kevin einst geschaffen hat. Dort herrscht sein Programm CLU, das die Ordnung erzwingen will. Sam schließt sich mit dem Sicherheitsprogramm Tron zusammen, um Flucht, Konflikt und eine Spur von Familienstreit zu navigieren. Das Drehbuch spielt mit Identitätsfragen: Wer kontrolliert wen, wo endet Programm und wo beginnt Mensch?

Die Prämisse mag simpel sein, doch sie bietet Raum für philosophische Reflexionen – und einer Menge spektakulärer Bilder.

Visuelle Kraft & Effektkunst: Der Film als Ästhetik-Statements
Wenn Tron: Legacy eines unbeirrbar liefert, dann visuelle Innovation. Die Welt des Grids ist stilisiert, in Lichtstrahlen, geometrischen Formen und digitaler Eleganz. Die Effekte wurden mit enormem Aufwand realisiert und setzen Maßstäbe – viele loben das Design, die Lichtzyklen und die Neonwelt als modernisierte Weiterentwicklung des Klassikers. Einige der spektakulärsten Szenen entfalten gerade durch diese Bildsprache fast eine hypnotische Wirkung. Kritiker und Fans sehen hierin die stärkste Waffe des Films.

Dabei gelingt es, eine Welt zu zeigen, die zusammenhängend wirkt – nicht bloß als Effektshow, sondern als Ort mit eigenen Regeln und innerer Logik. Einige VFX‑Momente, etwa der Bau der Lichtfahrzeuge oder das Entstehen von Strukturen, lassen einen kurz innehalten, um das Entstehen zu begreifen.

Doch die Effekte sind nicht fehlerfrei: Die digitale Rekonstruktion von Jeff Bridges als jüngeres Ich stieß auf gemischte Reaktionen – teils aus technischer Bewunderung, teils wegen des unheimlichen Eindrucks, der entsteht, wenn Mensch und CGI sich berühren.

Charaktere & Emotion: Lichtschwerter und Schattenseiten
Garrett Hedlund als Sam Flynn füllt die Lücke zwischen Neugier und Rebellion – er wirkt oft verloren im Glanz der Welt, die er betreten hat. Jeff Bridges wiederum spielt eine gespaltene Figur – der alte Flynn voller Reue, der junge Flynn voller Ehrgeiz – und liefert die emotionale Last des Films. Olivia Wilde als Quorra bringt eine andere Dimension: sie ist neugierig, unbeirrbar, fast zwischen Programm und Person.

Doch so sehr die Darsteller bemüht sind: Die Figuren bleiben häufig Archetypen. Ihr Innenleben bekommt nicht die gleiche Sorgfalt wie die digitale Umgebung. Der Vater‑Sohn-Konflikt versucht Tiefe, bleibt aber oft oberflächlich skizziert. So manche Dialogzeile wirkt bemüht philosophisch oder zu plakativ.

Balance zwischen Stärken und Herausforderungen
Der größte Gewinn von Tron: Legacy ist die Synthese aus Bild, Musik und Atmosphäre: Die Ästhetik reißt einen mit, der Score von Daft Punk bietet emotionale Wellen, und das World‑Building überzeugt. In seinen besten Szenen wirkt der Film als Statement darüber, wie Technologie und Mythos verschmelzen können.

Allerdings treten, besonders beim zweiten Blick, die Schwächen zutage: Die Erzählung folgt zu oft vertrauten Pfaden, Spannung bricht gelegentlich ein, und der Fokus auf visuelle Brillanz führt zu Lasten von Charaktertiefe. Einige Szenen ziehen sich, manche Motivationen werden angedeutet, nicht ausgearbeitet. Auch die emotionale Verbindung zwischen Sam und seinem Vater hätte stärker herausgearbeitet werden können.

Ein weiterer Punkt: Das 3D‑Element war ambitioniert, doch nicht überall überzeugend – in manchen Momenten bleibt die dritte Dimension ein dekoratives Gimmick.

Tron: Legacy ist ein ambitioniertes Sequel, das vor allem mit Bildgewalt, Sound und Design beeindruckt. Für Fans von Science Fiction, Cyberästhetik und elektronischer Musik ist er fast ein Muss. Dass die Story nicht durchgehend mithält, schmälert das Erlebnis, aber überdeckt den Gesamteindruck nicht. Der Film bietet einen eindrucksvollen Ausflug ins Digitale – mit Schwächen, die man gerne in Kauf nimmt, um in Neonwelten zu gleiten.

Punktewertung

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