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The Hunt Review

Provokant, blutig, politisch


2025-10-01  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
The Hunt Review Bild The Hunt Review Screenshot The Hunt Review Foto

The Hunt beginnt mit einem Knall – im wahrsten Sinne. Eine Gruppe scheinbar wohlhabender Eliten verschleppt eine Handvoll Menschen in ein abgelegenes Gelände, nur um sie dort gnadenlos zu jagen. Das Konzept erinnert an klassische Jagdthriller, doch diesmal steckt eine politische Dimension dahinter: Die Opfer sind „normale Leute“, die Täter links-liberale Großstädter.

Der Film nimmt dabei das toxische Klima in sozialen Medien und die politische Spaltung der Gesellschaft aufs Korn. Alles beginnt mit einem Chatverlauf, in dem vermeintlich ironisch von einer „Menschenjagd“ gesprochen wird – doch aus dem Scherz wird tödlicher Ernst.

Kompromisslose Action trifft auf spitze Satire
Schon früh zeigt The Hunt, dass hier kein Blatt vor den Mund genommen wird. Der Gewaltgrad ist hoch, die Kamera hält gnadenlos drauf, Blut spritzt, Körper explodieren – und dennoch kommt das alles nicht wie stumpfer Splatter daher, sondern überraschend stylisch und kalkuliert inszeniert.

Der Humor ist schwarz wie die Nacht, oft makaber, manchmal geradezu absurd. Wer hier einen klassischen Thriller erwartet, wird schnell merken: The Hunt ist viel mehr ein satirisches Experiment, das mit Erwartungen spielt – und sie genüsslich bricht.

Die Heldin wider Willen: Betty Gilpin brilliert
Im Zentrum des Films steht Crystal, gespielt von Betty Gilpin. Was sie hier abliefert, ist beeindruckend: eine Mischung aus stoischer Coolness, instinktivem Überlebenswillen und trockenem Humor. Crystal ist keine Heldin im klassischen Sinn, sondern eine Figur, die einfach überleben will – und dabei zunehmend das Spiel durchschaut.

Gilpin verleiht der Rolle Tiefe, wo das Drehbuch sich manchmal mit Andeutungen begnügt. Ihre Präsenz trägt den Film über längere Strecken – und sorgt für den ein oder anderen Gänsehautmoment, wenn sie wortlos, aber unaufhaltsam ihren Weg geht.

Politik mit Holzhammer oder cleverer Kommentar?
An der Oberfläche wirkt The Hunt wie ein Kommentar auf die Spaltung zwischen Stadt und Land, Elite und Arbeiterklasse, Links und Rechts. Doch je länger der Film läuft, desto deutlicher wird: Er stellt sich nicht auf eine Seite – er schießt in alle Richtungen.

Das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits wirkt der Film dadurch überraschend ausgewogen, andererseits auch etwas beliebig. Wer eine klare Haltung oder gar Lösung erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen bleibt ein bitteres Grinsen – und das Gefühl, dass hier ein Spiegel aufgestellt wird, ohne dass jemand hineinschauen will.

Visuelle Stärke und temporeiche Inszenierung
Was The Hunt auf der audiovisuellen Ebene leistet, ist beachtlich. Die Kameraarbeit ist dynamisch, die Schnitte sitzen, der Soundtrack unterstreicht das Geschehen mit einem sarkastischen Augenzwinkern.

Es gibt einige visuell einprägsame Szenen, darunter ein Showdown, der in seiner Choreografie fast schon kunstvoll ist. Das alles macht den Film trotz seiner Härte unterhaltsam – vorausgesetzt, man kann mit expliziter Gewalt und bitterbösem Humor umgehen.

The Hunt ist ein zynisches, brutales und hochaktuelles Stück Kino, das provozieren will – und es auch schafft. Nicht jede Pointe trifft ins Schwarze, nicht jeder politische Seitenhieb sitzt, und manchmal verliert sich der Film ein wenig in seiner eigenen Überheblichkeit. Aber: Er ist schnell, spannend, gut gespielt und hinterlässt Eindruck. Gerade Betty Gilpin trägt mit ihrer Performance viel zum Gelingen bei. Wer einen Film sucht, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt – wenn auch eher zwischen den Zeilen – wird hier fündig.

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