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Halloween Ends Review

Wenn der Slasher schwindet und das Psychodrama beginnt


2025-10-05  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Halloween Ends ist Teil der neueren Trilogie um Laurie Strode und den ikonischen Serienkiller Michael Myers. Der Film setzt ein paar Jahre nach den Ereignissen von Halloween Kills an – Michael Myers ist verschwunden, und die Stadt Haddonfield versucht, zur Normalität zurückzukehren. Laurie Strode lebt mit ihrer Enkelin Allyson, und sie schreibt an ihren Memoiren, während der Schatten von Michael über allem liegt.

Der Fokus verlagert sich: Aus dem klassischen Slasher-Konflikt wird fast eine psychologische Studie. Der junge Corey Cunningham, der einst beim Babysitten versehentlich einen Jungen tötete, wird von der Gemeinde geächtet. Seine persönlichen Kämpfe und seine Beziehung zu Allyson bringen eine neue Spannung ins Spiel – bis Michael plötzlich zurückkehrt und eine Kettenreaktion entfacht. Damit versucht der Film, den Mythos von Myers zu erweitern: Ist das Böse ein äußeres Monster oder ein krankes Inneres?

Atmosphäre & Spannung: Zwischen Horror und Zwischenraum
In Halloween Ends versucht Regisseur David Gordon Green, das Tempo zu variieren – er lässt den Horror nicht durchgehend knallen, sondern setzt oft auf bedächtige Szenen, Dialoge, Blickwechsel. Das erzeugt gelegentlich echte Spannung; der Horror wirkt nicht mehr omnipräsent, sondern streut sich in Momente – manchmal wirkungsvoll, manchmal zu selten.

Die bekann­ten Stilmittel der Reihe sind weiter präsent: Schatten, Soundeffekte, plötzliches Licht – doch manche Schockmomente verblassen. Gerade in der zweiten Hälfte verliert die Inszenierung an Knalleffekt, und der Fokus liegt mehr auf Charakteren und Symbolen als auf grausamen Szenen.

Visuell wirkt Ends oft düsterer, zurückgenommener. Die Rückkehr in die häusliche Welt, die Stadt Haddonfield, das Verfallene nach all den Angriffen – all das vermittelt Stimmungen, aber nicht immer mit durchschlagender Klarheit.

Charaktere & Darsteller: Altbekanntes im neuen Licht
Jamie Lee Curtis kehrt einmal mehr als Laurie Strode zurück – in Ends weniger als Kämpferin denn als eine Frau, die Frieden finden will. Ihre Darstellung ist ruhig, oft von Rückzug geprägt, getragen von Resignation und Wut gleichermaßen. Sie bleibt das emotionale Herz des Films.

Andi Matichak als Allyson bekommt mehr Raum als in früheren Teilen: Konflikte, Zweifel, ihre Beziehung zu Corey – sie bewegt sich zwischen Loyalität und eigenem Willen. Rohan Campbell als Corey will als gebrochene Figur funktionieren, aber oft bleibt sein Wandel zu abrupt oder zu wenig motiviert dargestellt. Michael Myers selbst ist in Ends weniger präsent als in früheren Teilen – seine Rückkehr wirkt stellenweise fast wie ein Staffage-Element, das dem Kernkonflikt von Laurie, Corey und Allyson weichen muss.

Stärken und Schattenseiten: Ein ambivalenter Abschluss
Der größte Trumpf von Halloween Ends liegt in seinem Versuch, dem Franchise etwas Neues abzugewinnen – statt nur mehr Blut und Schocks zu liefern, wagt er sich an die Frage nach dem Bösen in uns. Wenn der Film funktioniert, tut er das in Momenten, in denen Laurie, Corey oder Allyson in innerer Zerrissenheit gefangen sind, in denen Blicke mehr sagen als Messer. In diesen Sequenzen schlummert echtes Potenzial. Auch das Schauspiel trägt oft – Curtis bleibt eine Konstante, die Zuschauerinnen emotional hält.

Doch zugleich zeigen sich erhebliche Schwächen. Die Erzählung wirkt an vielen Stellen ungelenk, Motivationen rutschen weiche Decken in der Logik, und Handlungselemente erscheinen teils streckenweise losgelöst. Der Horror selbst hat weniger Durchschlagskraft, Michael bekommt zu wenig Bühnenzeit, und das Finale fühlt sich eher nach einem Kompromiss denn nach einer wirklichen Katharsis an. Die Balance zwischen Introspektion und Genre‑Anteil gelingt nicht durchgehend; mitunter wird der Film zäh.

Halloween Ends ist ein mutiger Versuch, den Horrorklassiker in eine introspektivere Richtung zu lenken – und dafür verdient er Respekt. Doch in seinem Drang, anders zu sein, stolpert er oft über unklare Erzählstränge, zu wenig greifbaren Horror und eine finale Entscheidung, die nicht mit Epik knallt, sondern resigniert endet. Für Fans, die Abschied nehmen wollen und Interesse an einem psychologischen Blick auf das Böse haben, ist er okay. Für alle, die Halloween primär als Slasher mit Schockmomenten lieben, wird Ends wohl enttäuschen.

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