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Die Rosenschlacht Review

Schwarze Ehekomödie mit Biss


19.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Die Rosenschlacht“ – das Remake des Kultklassikers „Der Rosenkrieg“ – wagt sich an ein großes Erbe. Anstelle von Michael Douglas und Kathleen Turner stehen nun Benedict Cumberbatch und Olivia Colman im Mittelpunkt. Zwei Schauspielgrößen, die allein durch ihre Präsenz schon Spannung erzeugen. Und genau diese beiden sind der Grund, warum der Film über weite Strecken funktioniert, selbst dann, wenn das Drehbuch wankt wie ein schlingernder Ehestreit kurz vor der Explosion.

Die Geschichte ist altbekannt: Ein Paar, einst verliebt, erfolgreich, harmonisch, beginnt schleichend auseinanderzufallen. Was als stiller Groll beginnt, entwickelt sich – in bester schwarzer Komödientradition – zu einem Kriegsschauplatz aus verletzten Egos, Schuldzuweisungen und absurden Eskalationen. Regisseur Jay Roach setzt bei dieser Neuinterpretation vor allem auf Dialogwitz, moderne Alltagsbeobachtungen und das unfehlbare Timing der Hauptdarsteller.

Cumberbatch & Colman – ein perfektes Chaos-Duo
Was „Die Rosenschlacht“ wirklich trägt, ist das Schauspiel. Benedict Cumberbatch als Theo, der idealistische Architekt, der zwischen beruflichem Aufstieg und privater Unsicherheit pendelt, überzeugt mit überraschend präziser Komik. Man merkt, wie viel Spaß er daran hat, einen Mann zu spielen, der sich langsam im selbstgebauten Kartenhaus seiner Eitelkeiten verheddert.

Olivia Colman als Ivy ist das Gegenstück: mal verletzlich, mal furienhaft, mal absurd komisch. Sie wechselt binnen Sekunden zwischen pointiertem Witz und echter Tragik. Doch obwohl die Chemie zwischen den beiden stimmt, wirkt ihre anfängliche Romanze gelegentlich etwas konstruiert. Das liegt weniger an den Darstellern als vielmehr am Tempo des Scripts, das manchmal zu schnell von Romantik zu Katastrophe springt.

Starke Hauptrollen, schwache Nebenfiguren
Während die Leads glänzen, bleiben einige Nebenrollen erstaunlich blass. Andy Samberg und Kate McKinnon sorgen zwar für Energie, doch wirken ihre Figuren oft überzeichnet und tonal fremd. Ihre Comedy ist laut, grell, fast karikaturhaft – und das bricht manchmal mit dem feineren Humor, den Cumberbatch und Colman verkörpern.

Allison Janney hingegen bekommt zwar wenig Screentime, stiehlt aber jede Szene, in der sie auftaucht. Viele Zuschauer wünschen sich zurecht mehr von ihr – ihre Rolle ist ein perfektes Beispiel dafür, wie viel ein kurzer, scharf geschriebener Auftritt bewirken kann.

Einige Nebenfiguren – darunter potenziell spannende Charaktere wie Ncuti Gatwas Figur – werden zu wenig genutzt und verkommen zu Staffage. Das Drehbuch scheint so sehr auf die Dynamik der Hauptrollen fixiert, dass es die Chance verpasst, das Ensemble organischer auszubauen.

Ein Trailer, der zu viel verrät – und ein Film, der spät aufdreht
Einer der häufigsten Kritikpunkte: Die Vermarktung verkauft einen wilden Chaosfilm – doch der tatsächlich anarchische Teil kommt erst am Ende. Die ersten zwei Akte sind eher ein Beziehungsporträt, mal warmherzig, mal bitter, aber weit weniger übertrieben als der Trailer vermuten lässt. Das sorgt für eine gewisse Erwartungskluft: Wer die volle Eskalation sucht, muss geduldig sein.

Wenn der Film schließlich ausbricht, ist es unterhaltsam, absurd und manchmal herrlich drüber. Doch viele der besten Momente wurden bereits im Trailer verbrannt, was die finale Wirkung etwas schmälert.

Stil, Ton und Humor – ein Spagat zwischen britisch und amerikanisch
Interessant ist die Mischung aus britischem Wortwitz und amerikanischer Direktheit. Roach balanciert scharfzüngige Beleidigungen, zynische Dialoge und situativen Humor, trifft aber nicht immer den optimalen Ton. Manchmal wird’s zu vulgär, manchmal zu brav, manchmal emotional zu gedehnt.

Trotz dieser Schwankungen hat der Film Charme – vor allem, wenn er sich auf die bitter-süße Wahrheit konzentriert, dass Beziehungen langsam zerbrechen, nicht plötzlich. Der Mittelteil überzeugt mit feinen Beobachtungen über Alltag, Stolz, Karriere, Familie und über die Frage: Was passiert, wenn beide Partner gleichzeitig verlieren wollen?

„Die Rosenschlacht“ ist kein perfektes Remake, aber ein unterhaltsames, teils tief treffendes, teils herrlich verrücktes Update eines klassischen Stoffes. Der Film lebt von der überragenden Chemie und dem Timing seiner Hauptdarsteller. Das Drehbuch wirkt gelegentlich unausgewogen, manche Nebenrollen sind verschenkt, und der Trailer verrät zu viel – doch am Ende bleibt ein scharfes, satirisches Beziehungsduell, das Humor und Tragik gut mischt. Mit etwas weniger Ton-Brüchen und etwas mehr Mut zur Konsequenz wäre hier ein moderner Klassiker möglich gewesen. So bleibt es ein stark gespielter, stellenweise brillanter, aber insgesamt leicht unausgeglichener Film.

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