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Kanonen für Cordoba Review


2010-05-24  Tonio Gas  5 Likes  0 Kommentare 
Kanonen für Cordoba, Revolutionswestern, USA 1970, Regie: Paul Wendkos, mit George Peppard, Raf Vallone u.a., ca. 100 Min.

Diesmal leider mit einer gewissen Unlust, entledige ich mich der Aufgabe, den vorliegenden Film zu rezensieren. Das Problem: Es gibt über ihn wenig zu sagen. Er sagt mir nichts. Er ist action-, aber nicht einfallsreich. Er ist "routiniert", d.h. auch wieder nicht richtig schlecht, so dass man wenigstens Stoff hätte, über den zünftig zu lästern sich lohnte. Nein, dies ist einfach nur wieder eine Abenteuergeschichte aus der Zeit der Mexikanischen Revolution um 1912. Captain Rod Douglas (George Peppard) soll Kanonen des mexikanischen Banditen Cordoba (Raf Vallone) zerstören, die letzterer erbeuten konnte. Weder nimmt der Film die Historie ernst (Cordoba ist eine erfundene Figur), noch kann sie etwas Interessantes über die Protagonisten erzählen. Hauptdarsteller George Peppard hatte leider längst die Aura des sanftmütigen Rebellen verlassen, mit der er in dem genialen "Das Erbe des Blutes" (1960) eine Actors-Studio-geschulte Performance gab, in der man eine würdigen James-Dean-Nachfolge sehen konnte. Nun ist er der verwegene Kämpfer und Anführer einen verwegenen Truppe, so wie als späterer Serienheld in "Das A-Team".

Cordoba ist der übliche Brutalo mit einer Schwäche für schöne Frauen, ein sadistischer Schwede ist nur Beiwerk, ein Rachemotiv unter Douglas' Leuten dito. Regie-Routinier Paul Wendkos führt Psychologisches nie vernünftig aus, sondern lässt es in Kugelhagel und Dynamit untergehen. Ein wenig ärgerlich wird es gerade bei den Frauen dieser Geschichte. Mit einigen Italowestern (von denen der Film offensichtlich inspiriert ist) hat "Kanonen für Cordoba" gemein, dass er mit Frauen nichts anfangen kann. Die von der wunderschönen Giovanna Ralli gespielte Figurverhält sich in einer Szene extrem widersprüchlich: Sie verrät Douglas und seine Männer, obwohl Cordoba sie vergewaltigt hatte. Etwas Ähnliches ließ Claudia Cardinale in dem besseren "Die gefürchteten Vier" (1966) vom Objekt zum Subjekt werden lässt und mündete in eine kritische Reflexion über die Rettung eines Menschen der nicht gerettet werden will. Hier jedoch scheint mir das nur eine unausgegorene Drehbuchidee zu sein, um möglichst die Spannung zu steigern. Frauen sind hier nur Katalysatoren für die Handlung - und Klischee. Mehr als ein Mal sagt Douglas, dass man einer Frau nicht vertrauen kann, wie ein Dogma trägt dieser Film das vor sich her, gerade anhand einer anderen Frau, mit der Douglas nur mal eben schlafen muss, damit sie ihre Informationen ausplaudert. Ausnehmend schöne Frauen sind hier die Schlangen, die den Verrat schon in sich tragen, das ist pures frauenfeindliches Klischee. Im Falle Giovanna Rallis ist das gegen Ende zwar nicht mehr ganz so eindeutig, aber eher wegen einer unmotivierten Seltsamkeit, die mir ebenfalls nur zu existieren scheint, um die Handlung voranzutreiben. Frauen sind hier wirklich nur Objekt statt Subjekt, nur Mittel zum Zweck des Krawumm.

Zu Bildgestaltung, ansonsten eines meiner Lieblingsthemen, fällt mir diesmal rein gar nichts ein. In Ordnung, aber ohne jegliche Inspiration oder besondere Feinheiten, die man ansonsten durchaus auch in reinen Unterhaltungsfilmen findet. Lohnend ist hingegen der Soundtrack von Elmer Bernstein, der nicht nur in den wie üblich von pulsierenden Synkopen geprägten wuchtigen Themen überzeugt. Bei einigen intimeren Szenen ist er ungewöhnlich filigran und setzt nur noch einzelne Instrumente im Dialog ein - dieses geschärfte Verständnis fürs Detail und für Zwischentöne hätte den übrigen Aspekten des Filmes auch einmal ganz gut getan.

Bei guter Bild- und Tonqualität besteht das einzig nennenswerte Extra in einer Kurzdokumentation, also eigentlich einem Interview mit einem italienischen Film-Experten, der den Film historisch-kulturell in die US- und Italo-Westernfilmlandschaft einordnet sowie ein paar Worte zu den Darstellern sagt. Ist ganz nett, aber eigentlich kommt es mir auf Extras selten besonders an. Jedenfalls dann nicht, wenn der Film nicht über den Durchschnitt hinauswachsen kann. 50 Punkte waren meine Ausgangsbasis. Die latente Frauenfeindlichkeit verlangt nach weniger, die Filmmusik nach mehr. Das gleicht sich aus. 50 Punkte, Schluss.

Filme, die die Welt nicht braucht: Diese Routine-Übung kann man mal sehen - und vergessen.

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   Titel Kanonen für Cordoba
   Genre
   Release 2010-05-07
   Systeme
   Publisher Koch Media GmbH - DVD
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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