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Wargame: Airland Battle Review


2013-07-05  Dean  17 Likes  0 Kommentare 
"Wargame: Airland Battle" kommt als digitalisierter Kriegszustand daher und per Namen das sogar noch sowohl in der Luft als auch an Land. Da es - vor allem aus historischen Gründen - in Europa (und den USA) nur so vor Kriegsspielen wimmelt und auch in so gut wie allen Genres damit Geld verdient wird, schmeißen sich die Entwickler Eugen Systems mit dem Publisher Focus Home im Rücken in die Regale der gut bestückten "Kriegs-Echtzeit Strategie-Spiele", wo sie sich neben Größen wie "Command and Conquer" behaupten müssen. Hier sei das "Regal" nicht als physisch existenter Gegenstand gesehen, da man das Spiel auch unphysisch im Steam Shop erwerben kann.

Es wird also in realer Spielzeit eine reale Schlacht nachgespielt, wobei wir uns vor dem Hintergrund des kalten Krieges um 1985 befinden, wo wir zumeist die "Guten" spielen (wer dies genau ist sei jedem kundigen und kritischen Spieler selbst überlassen). Als Nachfolger vom 2012 erschienenen "Wargame: European Escalation"(PC) soll "Wargame: Airland Battle" (PC) die Mankos seines Vorgängers ausgemerzt, aber die Goodies behalten haben. Wörtlich heißt das: Die Entwickler haben eigentlich nur ein etwas ausgebautes Add-On entwickelt, welches sie als eigenständiges Spiel vermarkten. Kann funktionieren - muss aber nicht.

"Story" a.k.a. Missionen
Da "Wargame: Airland Battle" eine Art Kriegssimulation ist, stellt man zum Teil reale Schlachten nach und zum anderen Teil erhält man recht vage und unzusammenhängende Missionen, die dem Ganzen aber mehr Realismus verleihen - immerhin wussten die Soldaten damals wie heute auch nicht immer alles über die Schlacht, die sie gerade führen. Dementsprechend begnügt sich auch das Gesamtkonzept des Spiels damit, nur ein Missionsinterface zu bieten. Nach dem Starten des Games springt man relativ schnell in eine Art Kommandozentrale, in der rechts der Chat mit anderen Spielern läuft und in dem man links seine Missionen auswählen kann. Vor allem für Neulinge wichtig ist das "Tutorial", das in mehreren kleinen Missionen die wichtigsten Grundelemente des Spieles wie z.B. Steuerung, Munition, Nachrüstung und Taktik erläutert. Jedoch wirklich verstehen kann man durch das Tutorial das Spiel eher wenig - hier heißt es ganz oft "try and error" - also nur durch Fehlschläge lernt man. Man darf sich also nicht zu Schade sein auch in der allerersten Trainingsmission, in der von vornherein der Commander sagt "Diese Mission sollte kein Problem sein, Ihre Abraham Panzer sind denen des Feindes weit überlegen und sollten es leicht mit ihnen aufnehmen können" zu versagen. Hier hilft die Münch'ner Gelassenheit "Ja mei".

Als nächsten Knopf auf der Konsole findet man den "Solo" Button, der - wie zu erwarten - die Solokampagnen startet. Diese bauen zwar aufeinander auf, sind aber nicht wirklich eng verknüpft. Ob hier nun eine Zufalls-Map mit Zufalls-Gegnern stehen würde oder eine strukturierte Karte die historisch belegte Kämpfe nachstellt ist, zumindest für den nicht Kriegsaffinen Kulturwissenschaftler von nebenan, eher nebensächlich. Allgemein muss man sich sehr auf die Thematik einlassen und braucht auch ein gehöriges Einfühlungsvermögen, um durch die komplexe Welt der verschiedenen Truppen, Panzern und Fluggeräten durchzublicken.

Gameplay
Zwar ist für einen Laien die Welt von "Wargame: Airland Battle" recht schwer zu verstehen, doch das Versorgungssystem und das Interface im Spiel sind umso simpler gehaltet. Während man sich in vergleichbaren Spielen mit unzähligen Rohstoffen und seltenen Bauelementen abplagen muss, begnügt sich "Wargame: Airland Battle" mit einer einzigen Einheit zum beschaffen neuer Truppen. Hierbei baut das Spiel nicht auf ein System um neue Truppen zu "erschaffen", sondern man "ruft" sie als Verstärkung. Warum dann zumeist nur ein Panzer gerufen werden kann, ist zwar historisch gesehen etwas unverständlich, im Spiel fällt dies aber nicht wirklich auf.

Die Truppenbewegungen sind zunächst etwas holzig, da man die ausgewählten Einheiten über ein separates Interface zum "bewegen", "schnell bewegen", "angreifen" oder "zurückziehen" bringen kann, doch wenn man dann mal die Muse findet sich Hotkeys zu setzen und erkennt, dass die rechte Maustaste als "bewegen" vorinstalliert ist, wird das ganze auch viel flüssiger und man wird nicht zerbombt, während man den "zurückziehen" Knopf sucht. Die Truppen sind einzeln auswählbar oder auch per altbewährtem Mauszug im Fenster komplett verfügbar - dies gilt zumindest für die Bodentruppen. Lufteinheiten sind etwas komplizierter zu spielen, machen aber umso mehr Spaß, wenn man es erst einmal kapiert hat, denn im Gegensatz zu den Panzern und Fahrzeugen können - logischerweise - Helikopter und Co. nicht ewig an Ort und Stelle fliegen. Von Zeit zu Zeit hauen sie vermeintlich ab - natürlich nur um Treibstoff und Munition nachzuladen. Sie kommen aber wieder....ganz bestimmt....man muss nur dran glauben!

Ansonsten muss man sich auch so nicht um vieles kümmern, da z.B. auch die Reparatur und Versorgung der Truppen automatisch geschieht, insofern man sich im Radius der dafür vorgesehenen "Supply" - Einheiten oder einer Versorgungsstation befindet. Man kann sich also voll und ganz auf den Krieg konzentrieren.

Multiplayer
Fast schon standardisiert hat natürlich auch "Wargame: Airland Battle" einen eingebauten Multiplayer. Zugegeben so eine Art von Spiel ohne die Möglichkeit mit/gegen Freunde zu zocken wäre schon recht unsinnig. Der Multiplayer hier ist so gesehen nichts besonderes: Zufalls Map oder ausgewählte Map, Truppen bereitet man vorher über den "Deck - Editor" vor und setzt genau das ein, was man plant und selbstverfreilich gibt es eine Rangliste. Wie schon der Single Player Modus stirbt man hier recht leicht...und oft... und ohne, dass man begreift, was eigentlich passiert ist. Wie eben in allen Multiplayern, sei es als MMORPG oder ein In-Game Multiplayer gibt es auch in "Wargame: Airland Battle" die Industriespieler oder Fortgeschrittenen Spieler, die einfach besser Bescheid wissen und euch in Null Komma Nix pulverisieren, während ihr noch ein freundliches "Hi ich bin..." in den Chatlog eintippt. Wer die Muse hat sich in das Kampfsystem intensiv einzuarbeiten und wer dann noch genug Talent und Spaß daran findet es immer und immer und immer wieder zu versuchen, der wird einen Heidenspaß mit dem Multiplayer haben. Menschliche Gegner sind immer besser und herausfordernder als Computer KI.

Technische Aspekte
"Wargame: Airland Battle" soll zwar "grafische Höchstleistungen" bringen, dies aber auch wohl nur im Vergleich zum Vorgänger. Die Grafik ist in Ordnung, bietet aber nicht wirklich diesen "Wow OMG WTF" Effekt. Ein Goodie ist, dass man sich in der Map frei bewegen und auch frei rein und wieder raus zoomen kann. So kann man das Schlachtfeld wie eine Karte vor sich liegen haben, in der nur die grobe Position aller Truppen eingezeichnet ist, oder aber man zoomt bis zum einzelnen Panzer/ Soldaten heran und guckt ihnen beim Schießen zu (bzw. beim Sterben...). In diesem fast schon 3rd Person Zoom-Bereich wirken die Grafiken recht klotzig und die Texturen sind nicht sonderlich fein, aber die Mechanik im Spiel, die Bewegungen der Bäume und der Truppen sowie die durch das Bombardement veränderte Landschaft sind flüssig und authentisch gemacht. Wo eine Granate hin flieg ist auch ein Krater.

Der Sound punktet durch eine großzügige Synchronisation auf Englisch, die auch - zumindest aus Laien Sicht - äußerst authentisch ist. Hier reagieren die Truppen jedes mal mit einem "Yes Sir!" auf die Kommandos und fragen dich "What can I do" sobald sie angeklickt werden. Und ihnen ist egal, ob man das innerhalb von 10 Minuten drölfzig Mal macht - sie bleiben soldatisch und militärisch linientreu. Die Hintergrundgeräusche sowie die Geräusche der Schlacht sind authentisch und wirken weder künstlich platziert noch störend deplatziert. Auf eine Hintergrundmusik wird jedoch verzichtet - hatten die Soldaten damals ja auch nicht.

Die Steuerung sowie das Handling der einzelnen Interfaces im Kampf sowie außerhalb sind recht intuitiv, auch wenn man ab und an mal den falschen Button erwischt.

Technisch gesehen also solide Handarbeit, wenn auch mit einzelnen Abstrichen in der Grafik sowie dem Gameplay an sich.

Fazit
"Wargame: Airland Battle" ist ein gut gemachtes und für Fans des Genres authentisch-spannendes Kriegsspiel, das zwar nicht so komplex wie seine Konkurrenten im Regal ist, sich aber dadurch auch einfacher spielen lässt. Für "zwischendurch" ist es aber definitiv nicht, da man sich durchaus in die Materie einarbeiten muss bzw. sollte, wenn man die gewünschten Erfolgserlebnisse haben will. Der Multiplayer ist gut gemacht und läuft stabil, ist aber auch so nichts besonderes - hätte er gefehlt wäre es eine Schande, doch er ist da, also "hip hip hurra". Grafisch sowie akustisch ist das Spiel ok, auch wenn man gerne etwas mehr aus der Textur hätte raus holen können. Vergleicht man es mit Nachbartiteln, in denen man zum Teil bis zur Nasenspitze des einzelnen Soldaten/Kriegers zoomen und trotzdem eine nahezu HD Grafik bekommen kann, sind die Panzerklötzchen in "Wargame: Airland Battle" etwas mickrig.

Alles in allem gut und solide. Für Fans des Genres und des Gameplays auf jeden Fall zu empfehlen, für Neueinsteiger und Pazifisten wohl etwas zu realistisch.

Für Neulinge des Genres nicht fesselnd - für Veteranen aber auf jeden Fall zu empfehlen.

Punktewertung

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