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Tearstone: Die Tränensteingeheimnisse Review


2012-02-07  Julian J.  8 Likes  0 Kommentare 
Kennt noch jemand die britische Bilderbuchreihe "Where's Waldo?" (zu Deutsch: "Wo ist Walter?")? Auf wusligen Zeichnungen, die detaillierte Alltagsszenen mit mehreren hundert Menschen zeigten, galt es, eben diesen Waldo zu entdecken. Oft artete das zum Geduldsspiel aus, da man auch nach vielen Minuten konzentrierten Suchens den nerdigen Hipster in gestreiftem Hemd und Zipfelmütze nicht entdecken konnte. Dafür wurde man aber durch viele kleine Details und Gags entlohnt, die in den liebevoll gestalteten Zeichnungen enthalten waren.

Einem ganz ähnlichen Prinzip folgt das Wimmelbild Adventure Tearstone: Die Tränensteingeheimnisse. Auf relativ statischen Renderbildchen muss der Spieler eine Reihe von Gegenständen finden, diese kombinieren und geschickt einsetzen, um die Geschichte voranzutreiben. Aufgelockert wird das Herumgeklicke durch eingestreute Minigames, die einigermaßen logisch in die Handlung eingebettet sind. Unter anderem gibt es hier Verschieberätsel, Suchbilder und Logikpuzzles. Die Schwierigkeit dieser Minigames reicht von supereinfach bis hin zu unnötig schwer. Die Entwickler
schienen sich übrigens bewusst zu sein, dass manche Rätsel dem Spieler das Vorankommen unnötig erschweren, so dass man neben der einblendbaren Hilfefunktion diese Aufgaben einfach überspringen kann.

Die Geschichte von Tearstone ist schnell erzählt: Das Fantasyreich Tearstone ist bedroht und der einzige, der es retten kann, ist unser Alter Ego. Auf dem Weg treffen wir allerlei fantastische Wesen, die uns auf unserer Reise mit Rat und Tat zur Seite stehen oder uns eine Aufgabe stellen. Außerdem besuchen wir eine Fülle von fantasievoll gerenderten Szenen, in denen wir eine Reihe von Gegenständen suchen müssen, um das nächste Level zu erreichen.

Keine Affeninsel, aber trotzdem gut?
Das Spiel bewirbt sich selbst damit, ein Wimmelbild-Point&Click Adventure zu sein, wobei Spieler, die eine Art Monkey Island erwarten, eine bittere Enttäuschung erfahren werden. Der Anspruch der Rätsel richtet sich eindeutig an den Casual Zocker, der ein bisschen Zeitvertreib für die Mittagspause sucht. Geübte Spieler rauschen in knapp drei Stunden durch das Fantasyreich und finden auch insgesamt an der etwas uninspirierten Handlung und den Simpelrätseln wenig Gefallen.

Weiß Tearstone aber wenigstens dem Casual Gamer zu gefallen? Auf den ersten Blick muss man diese Antwort klar bejahen. Die Rätsel sind recht logisch gestaltet und man manövriert sich nie in eine Sackgasse. Durch die von den Nichtspielercharakteren gestellten Aufgaben weiß der Spieler immer, was als nächstes zu tun ist. Auch die erwähnten Minigames können bis auf einige wenige Ausnahmen unterhalten. Da gibt es zum Beispiel ein Rätsel, in dem ein Bild zusammengesetzt werden muss, doch sind die einzelnen Puzzleteile so ungeschickt angeschnitten, dass man überhaupt nicht erkennt, was auf dem Bildausschnitt zu sehen ist. Glücklicherweise kann man solche Aufgaben aber überspringen.

Klick, Klick, Klick ... achja: Klick!
Trotz der durchaus netten Ansätze und abwechslungsreicher Schauplätze schafft es Tearstone leider nicht, einen kontinuierlichen Spielfluss zu erzeugen. Viele Gegenstände, die für das Vorankommen essentiell sind, heben sich einfach zu wenig vom Hintergrund ab. Zwar gibt es eine Hilfefunktion, die den nächsten auf dem Bildschirm zu benutzenden Gegenstand zeigt, doch hat diese Funktion einen Cooldown, so dass man sich schnell dabei ertappt, wie man wild über die ganze Szene klickt.

Über alle Maßen störend ist jedoch das unnötige Ausdehnen und Strecken mancher Aufgaben. An einer Stelle findet der Spieler beispielsweise einen Erdhaufen, der sich geradezu anbietet mit der mitgebrachten Schaufel umgegraben zu werden. Doch wird der darunter liegende Gegenstand erst sichtbar, wenn man die Schaufel drei Mal auf den Haufen angewandt hat. Das ist in höchstem Maße unnötig und artet schnell in weiteres umständliches wildes Herumgeklicke aus. Auch das Rätsel, in dem man etwas ein Dutzend Edelsteine für eine Krone sammeln muss, unterbricht das Rätselraten nur unnötig und wirkt arg aufgesetzt.

Tränenstein: nicht nur zum Heulen!
Grafisch erreicht Tearstone zwar nicht die Oberliga (dazu sind viele Designs einfach zu langweilig), doch gibt es mit Sicherheit hässlichere Casual Games. Leider sehen dennoch manche Schauplätze aus wie eine von Kinderhand zusammengeklebte Collage. Auch fehlt den Bildern jegliche Dynamik und Leben, was dem Spiel insgesamt einen etwas sterilen Look gibt. Überzeugt haben dagegen viele Soundeffekte, die die Szenen erst richtig beleben. Gerade der Wald, in dem authentisch krähende Raben die Luft erfüllen oder das auf einer Lichtung lustig plätschernde Bächlein lassen für einen Moment richtig Atmosphäre aufkommen. Auch die Übersetzung ins Deutsche ist insgesamt sehr ordentlich gelungen, was auch keine Selbstverständlichkeit ist.

Insgesamt hinterlässt Tearstone für ein Casual Spiel einen durchaus positiven Eindruck und weiß für drei bis vier Stunden einigermaßen zu unterhalten. Doch gibt es für ernsthaftere Spieler zu viele (auch kostenlose) Alternativen, wie das geniale Samorost (I+II) von Amanita Design. Freunde anspruchsloser Unterhaltungssoftware und Fans kitschiger Fabelwesen können Tearstone jedoch eine Chance geben. Alle anderen suchen dann vielleicht lieber doch Waldo.

Setzt man die Casual Brille auf, so hinterlässt Tearstone einen ordentlichen Eindruck. Ernsthafte Spielernaturen geben die kanpp zehn Euro hingegen für eine bessere Alternative aus.

Punktewertung

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   Titel Die Tränenstein Geheimnisse
   Genre Simulationsspiele
   Release 2011-11-25
   Systeme Windows 7
   Publisher rondomedia
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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