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Shadow of the Colossus Review


2008-09-24  Spielemagazin  6 Likes  0 Kommentare 
David gegen Goliath ist eine Geschichte, die so ziemlich jedes Kleinkind kennt und von seinen Geschichtenerzählern immer wieder als Beispiel dafür genannt bekommt, dass auch ein scheinbar unterlegener Kämpfer einen überlegenen Gegner plattmachen kann. Klingt märchenhaft ? Ist es auch. Genauso märchenhaft wie das vorliegende "Shadow of the Colossus" von Publisher SCEE und aus der Feder des Entwicklerteams rund um Fumito Ueda, der sich seinerzeit schon für das Adventure "Ico" verantwortlich zeichnete. Mal sehen, ob diese hohe Messlatte nochmals erreicht oder gar übertroffen werden konnte.

Puristisch und mutig

Die Hintergrundgeschichte zu "Shadow of the Colossus" ist genauso simpel wie faszinierend: Unser namenloser Held steht inmitten eines Tempels im "verbotenen Land" und trägt seine tote Gefährtin in den Armen. Voller Trauer legt er sie auf den Altar und bittet laut darum, dass sie wiederbelebt werden möge. Die Stimme die antwortet gewährt ihm diesen Wunsch, aber nur unter einer Bedingung: Im ganzen Land befinden sich 16 Kolosse, die es zu besiegen gilt. Zusammen mit seinem Pferd Argo macht sich unser mutiger Held nun auf den Weg diese scheinbar unmögliche Aufgabe zu bewältigen.

So einfach und genial diese Hintergrundgeschichte sich darstellt, so geradlinig ist dann auch der Spielverlauf. Es gilt ausschließlich diese 16 Kolosse zu bekämpfen, keine anderen Monster, keine versteckten Rätsel. Hin und wieder gibt es kleinere Jump & Run Aufgaben, die man mit ein bisschen Übung aber easy bewältigen kann. Man trifft auch kaum jemanden auf seiner Reise, denn das verbotene Land ist praktisch unbewohnt. Dafür kann die Atmosphäre vom ersten Moment an überzeugen: Licht und Schatten, Himmel und Erde, einfach jedes kleinste Pixel scheint von den Herstellern in mühevoller Kleinstarbeit platziert zu sein und bietet so ein bis dato kaum gesehenes atmosphärisches Szenario, das seinesgleichen sucht.

Der Kampf gegen die Kolosse

Der Kampf gegen die Kolosse klingt recht einfach: Man muss an Ihnen rausklettern und sie dann ausschalten. Besiegen kann man sie meist, indem man eine bestimmte Stelle an ihrem Körper trifft, aber sie sind eben nur an dieser einzigen Stelle verwundbar. Das klingt einfacher als es ist. Zunächst gestaltet es sich als ungemein schwierig überhaupt auf den Koloss zu klettern, denn diese sind ständig in Bewegung und in deren unmittelbarer Nähe kommt man gerne selbst ins Straucheln und wird dann vom Riesen plattgemacht. Manchmal hilft nur eine clevere Taktik, ein geschickter Moment oder eine ordentliche Portion Glück um die Aufgabe zu meistern. Man hat zwar Pfeil und Bogen zur Hand, meist sind die Trefferzonen der Kolosse aber so gewählt, dass man sie vom Boden aus nicht treffen kann (z.B. eine Stelle auf der Kopfhaut).

Die 16 Gegner sind sehr abwechslungsreich, sowohl äußerlich, wie auch die Art und Weise wie sie besiegt werden können. Wer in diesem Spiel erfolgreich sein will, der wird eine gehörige Portion List und Geduld mitbringen müssen, denn zunächst wird man den Koloss genauestens beobachten müssen, seine Schwachstellen ausmachen, seine Bewegungsabläufe kennen lernen, um dann irgendwann zuzuschlagen. Besonders die Umgebung sollte man in seine Taktik einfließen lassen. Einerseits lassen sich Bergvorsprünge, Bäume und sonstige Objekte prima als Deckung oder Ausgangspunkt für Angriffe nutzen und weiterhin kann man herumliegende Früchte nutzen um seine Energie wieder aufzufüllen.

Interessanterweise findet man im Internet heftigste Diskussionen darüber ob das Spiel moralisch korrekt ist. Die Riesen stapfen nämlich meist völlig friedlich in der Welt herum und plötzlich kommt der Spieler und tötet ihn aus egoistischen Gründen. Das Spiel selbst kommt aber ziemlich unblutig daher, somit sollte man es nach wie vor als Spiel betrachten und nicht als Mordversuch an Riesen. Dennoch: Wem diese Denkweise nicht fremd ist, der sollte mal ein bisschen im Internet suchen und sich selbst ein Bild zur moralischen Komponente des Spiels machen.

Augen- und Ohrenschmaus

Was das Spiel wirklich ausmacht ist die Optik. Allein Argo, das Ross unseres Helden, ist es Wert sich das Spiel anzusehen. Sowohl die Bewegungsabläufe dieses Tieres, als auch die Animation des Helden und der Kolosse ist wahrlich eine Meisterleistung. Atmosphärisch kann dem Spiel ohnehin kaum ein Konkurrent das Wasser reichen. Alles scheint animiert, die Mähne des Pferdes, die Grashalme auf den Wiesen, einfach alles. Lediglich gelegentliches Ruckeln und mitunter lange Ladezeiten sorgen für den leichten Punktabzug im Grafikbereich, aber ansonsten gibt es wahrlich gar nichts mehr auszusetzen.

Gleiches gilt für die Sound- und Musikuntermalung. So wird es richtig gemacht. Packende Streicher setzen ein, wenn der Koloss den Spieler entdeckt hat und die Sprachausgabe erinnert auch an die feinsten Hollywood-Produktionen. So kann man den Atem des Helden hören oder auch das Schnauben des Pferdes. Soviel Detailverliebtheit sollte zur Regeln werden.

"Shadow of the Colossus" ist vor allem in der technischen Umsetzung ein absolutes Meisterwerk. Grafik, Musik und Sound sind so ziemlich das Beste was man für Geld kaufen kann. Uns hat das Gameplay allerdings nicht so zugesagt. Das Spiel ist ein echter Frustrationsfaktor und dürfte manch eine Glatze durch unbändiges Haareausreißen erklären. Wer aber genügend Geduld und ein Faible für Märchen mitbringt, der dürfte hier richtig beraten sein und sollte unbedingt zugreifen.

Punktewertung

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   Titel Shadow of the Colossus
   Genre Actionspiele
   Release 2006-02-15
   Systeme PlayStation2
   Publisher Sony Computer Entertainment
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 12 Jahren Jahren
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