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Mirrors Edge Review


2008-12-15  Spielemagazin  6 Likes  0 Kommentare 
"Faith", also frei übersetzt etwa "Vertrauen" oder "Hoffnung" heißt die Hauptperson in Electronic Arts neuem Action-Adventure "Mirrors Edge", welches den Spieler in eine wenig einladende Zukunft entführt. In dieser Welt leben die Menschen scheinbar nur noch um zu funktionieren, sie arbeiten, leben ein Leben nach Vorgabe und werden auf Schritt und Tritt von der Regierung überwacht. An jeder Ecke sind Kameras installiert, die jede Bewegung der Bürger aufzeichnen - doch über den Dächern der Stadt hat sich eine Subkultur entwickelt, die freier ist. Die "Runner"...

Lauf, Faith! Lauf!
"Faith" ist eine solche Runnerin, eine Botin, die ähnlich den heutigen Radkurieren Lieferungen von A nach B bringt und dabei versucht möglichst wenig aufzufallen und nirgends anzuecken. Denn beides wäre für sie unerfreulich. "Auffallen" bedeutet in dieser Zukunft nämlich automatisch Ärger mit der Polizei und "anecken" bedeutet den sicheren Tod. Denn über den Dächern der Stadt, springend von einem Dach zum anderen, an Häuserwänden entlang und Rohre hinauskletternd darf man schlicht nicht irgendwo hängenbleiben. Denn der Tod läuft immer mit...

Leider musste Faith feststellen, dass sich einer der genannten Grundsätze nicht einhalten ließ. Als ihre Schwester auf mysteriöse Weise in einen Mordfall an einem bekannten Politiker der Stadt verwickelt wird und die Beweise fast schon keinen Zweifel mehr zulassen, schaltet sich Faith ein, um ihrer Schwester zu helfen. Dabei gerät sie schnell in einen wilden Strudel von Intrigen, Machtmissbrauch und Lügen und ihr bleibt nur eine Wahl: Lauf, Faith! Lauf!

Ein Leben am Limit!
Der Spieler schlüpft also in die Haut von Faith und ist fortan selbst ein Gejagter. "Mirrors Edge" spielt sich zwar aus der Ego-Perspektive allerdings ist es kein klassischer Ego-Shooter und setzt sich damit wohltuend von der Masse ab. Stattdessen geht es in dem Spiel darum mit heiler Haut die vorgegebenen Missionen zu erfüllen. Dazu benötigt man einiges an Geschick, denn es gilt zu rennen, unter Rohren durch zu rutschen, sich an Rohren entlang zu hangeln, viel zu springen und zu klettern und im Notfall auch den Gegner zu entwaffnen und selbst zu feuern. Allerdings kommt man recht selten in den Besitz einer Waffe und die Munition ist dann streng limitiert. Klug agiert, wer stattdessen mit Köpfchen vorgeht und sich überlegt, ob sich die Konfrontation mit dem Gegner überhaupt lohnt.

Atemberaubend ist die Körperbeherrschung und die Art und Weise wie es die Entwickler bei EA geschafft haben ein echtes Körpergefühl auf die PS2 zu portieren. Nicht nur bewegt sich die Ausnahme-Athletin realistisch, sondern auch werden alle Bewegungen täuschend echt nachempfunden. Mit der PS3 einen Puzelbaum zu schlagen ist schlicht ein Erlebnis, gleiches gilt auch für den Balance-Akt auf einem gespannten Seil oder für das Abrollen nach einem Sprung. Wirklich sensationell, wie diese Körperbewegungen eingefangen wurden und welchen Spielspass dies entwickelt. Wir sind uns fast schon sicher, dass dies ein Meilenstein in der Ego-Shooter Szene ist und bald schon Nachahmer in reinen Shootern finden wird.

Die Story ist sehr spannend erzählt und wird ständig vorangetrieben, allerdings ist das Gamedesign sehr linear. Es gibt genau einen Weg zum Ziel und mitunter ist es sauschwer die dazu notwendigen Moves durchzuführen. Die Sprünge müssen mit zunehmender Spieldauer immer genauer getimed werden, sondern landet man unweigerlich im Abseits. Das führt dann nicht selten dazu, dass man einen Abschnitt x-mal versuchen muss, um endlich weiterzukommen. Zwar gibt es recht viele Speicherpunkte, dennoch ist manche Widerholung fast schon eine Bestrafung.

Grafik und Sound
Abgesehen von den tollern Körperbewegungen kann "Mirrors Edge" auch in anderen Bereichen punkten. Der comicartige Stil mit dem die Geschichte erzählt wird trifft den Nerv der Zeit und ist sehr stylisch in Szene gesetzt worden. Auch die Ingame-Grafik kann sich mit seinem futuristischem und blitze-blanken Look wahrlich sehen lassen. Sehr überzeugend sind auch die Darstellung anderer Personen, egal ob Freund oder Feind. Alles bewegt sich äußerst realistisch und macht einen sehr guten Eindruck.

Auch soundtechnisch hat man sich keine Blösse gegeben und dem Spiel einen gelungenen fetzigen Soundtrack spendiert, der wie die Fast aufs Auge zum Gameplay passt. Gleiches gilt auch für die Soundeffekte. Faith stöhnt schmerzvoll auf, wenn sie aus zu großer Höhe herunterfällt, der Herzschlag pulsiert im Ohr, die Atmung verschnellert sich und das alles wird nur noch übertönt von ihren Schritten und den Feuersalven der Verfolger. Wie ihr seht ist Action geboten und deswegen kommen wir nun zum Schluss, denn ich muss weiterrennen!

Mirrors Edge hat das Zeug zum Spiel des Jahres. Vielleicht fehlt es noch etwas an der Balance des Schwierigkeitsgrades, aber noch nie zuvor haben wir ein solches Körpergefühl bei einem Spiel geboten bekommen. Sicherlich wird dies bei Ego-Shootern schon in Kürze Einzug halten und dann wird man nur noch ehrfurchtsvoll davon sprechen, wie "Mirrors Edge" diesen Trend begann...

Punktewertung

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