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Karma: The Dark World (PS5)

Willkommen in der Gedankenpolizei


06.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Karma: The Dark World (PS5) Bild Karma: The Dark World (PS5) Screenshot Karma: The Dark World (PS5) Foto

Willkommen in einer Zukunft, die nie kommen sollte. Karma: The Dark World entführt dich in ein dystopisches Jahr 1984, in dem Erinnerungen nicht mehr dir gehören und Gedanken zum Werkzeug des Staates geworden sind. Du spielst Daniel McGovern, einen Ermittler der sogenannten Gedankenbehörde – ein Mann, der durch die Erinnerungen anderer Menschen reist, um Verbrechen aufzuklären. Doch je tiefer du in die Köpfe anderer eindringst, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Illusion, zwischen Wahrheit und Manipulation – und irgendwann weißt du nicht mehr, wessen Vergangenheit du eigentlich siehst.

Das Konzept ist faszinierend, beunruhigend und hochaktuell. Karma: The Dark World ist weniger Spiel als interaktives Psychogramm. Es stellt Fragen über Kontrolle, Überwachung und Identität – und liefert selten eindeutige Antworten.

Erinnerungen als Spielfeld
Das Gameplay konzentriert sich auf das Erkunden, Analysieren und Zusammenfügen von Gedankenfragmenten. Du wanderst durch surreale Traumlandschaften, in denen sich die Realität ständig verschiebt. Wände atmen, Straßen enden im Nichts, Gesichter zerfallen – und alles scheint Symbol für Daniels eigene Zerrissenheit zu sein. Rätsel gibt es, aber sie sind eher emotional als mechanisch. Oft beobachtest du, kombinierst Eindrücke und erlebst, wie sich die Umgebung passend zu Daniels mentalem Zustand verändert.

Es gibt keine Kämpfe, keine Lebensleiste, keine typischen Fortschrittsanzeigen. Stattdessen erzählt Karma seine Geschichte über Bilder, Geräusche und Atmosphäre. Das Spiel will nicht, dass du gewinnst – es will, dass du verstehst. Oder wenigstens fühlst.

Technische Eleganz und filmische Dichte
Visuell ist Karma: The Dark World ein kleines Kunstwerk. Dank Unreal Engine 5 sehen die Szenen nicht nur realistisch aus, sie wirken lebendig – fast wie Filmkulissen. Lichtquellen flackern bedrohlich, Regen perlt an Neonlichtern ab, und jedes Objekt scheint eine Geschichte zu erzählen. Besonders eindrucksvoll sind die Übergänge zwischen den Gedankenwelten: Räume zerfallen, Erinnerungen verschmelzen, und man hat ständig das Gefühl, Zeuge eines lebendigen Albtraums zu sein.

Auch akustisch liefert das Spiel: flüsternde Stimmen im Hintergrund, verzerrte Melodien, plötzliche Stille. Die Soundkulisse arbeitet meisterhaft mit psychologischer Spannung. Sie sagt dir nicht, was du fühlen sollst – sie lässt dich zweifeln.

Kunst trifft Kontrolle
Karma: The Dark World ist kein typisches Horror- oder Actionspiel. Es ist eine audiovisuelle Erfahrung, die sich Zeit lässt – manchmal zu viel. Das Tempo ist langsam, die Interaktionen minimal, und wer Adrenalin sucht, wird enttäuscht. Doch wer sich auf die symbolische Erzählweise einlässt, erlebt ein Stück interaktives Kino, das seinesgleichen sucht.

Das Spiel versteht es, gesellschaftliche Themen in seine Welt zu verweben: Überwachung, Selbstbestimmung, Schuld, Erinnerungskultur. Statt einfache Antworten zu geben, konfrontiert es den Spieler mit Ambivalenzen. Es ist unbequem, aber auf die beste Art – wie ein gutes Gespräch mit dem eigenen Unterbewusstsein.

Karma: The Dark World ist kein Titel für ungeduldige Spieler – sondern für Menschen, die Geschichten spüren wollen. Es ist ein hypnotischer Psychotrip zwischen Traum, Trauma und Technologie. Technisch herausragend, erzählerisch packend, spielmechanisch reduziert – aber gerade das macht seinen Reiz aus. Es ist Kunst, keine Routine. Eine düstere Reise durch Erinnerungen, in der du nicht nur das Leben anderer sezierst, sondern am Ende auch dich selbst.

Punktewertung

Gameplay
81
Grafik
88
Sound
87
Steuerung
83

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