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Kaiser - Das Erbe Review


2008-11-06  Zaphod  11 Likes  0 Kommentare 
Kaiser ... Kaiser, an was erinnert mich das bloß ? Richtig, es gab mal in den 80ern des letzten Jahrtausends einen damals äußerst populären Spielecomputer. Und für genau den gab es ein Spiel dessen Suchtpotential geradezu exorbitant hoch war. Das hieß damals Kaiser. So wird wohl Kaiser - Das Erbe den Dimensionssprung des guten alten Kaiser auf heutige Zeiten darstellen (hoffe ich wenigstens). Also ran an den Speck und installiert.

Ein neuer Kaiser ?
Erster Eindruck, jawohl. Das ist es. Kein eigenständiges Konzept, sondern genau das was wir vor über 20 Jahren das letzte Mal gesehen haben. Junger aufstrebender Adliger hat kleinen Landbesitz übernommen und soll mit wenig Geld aber reichlich guten Ideen für einen aufstrebenden Staat sorgen. Expansion, Zuwanderung, militärische Aktionen gegen die Nachbarn und steuerpolitische Tricks für mehr Aufschwung sorgen für Spielspass, Abwechslung und periodische Jubelszenen wenn mal wieder ein neuer Adelstitel verliehen wird. Kaiser ist schliesslich Name und Programm bei diesem Spiel.

Schade nur, dass all diese Versprechen und Erinnerungen an das alte Spiel von Kaiser - Das Erbe in keinster Weise erfüllt werden. Lieblose Grafik, endlos langweilige Hintergrundmusik und nicht nachvollziehbare Spiellogik verderben selbst dem hartgesottensten Fan, oder evtl. auch nur diesem, jeglichen Spaß bereits nach wenigen Minuten. Am Start ist noch alles gut, doch dann erscheint das erste Bild (da wo man damals dem Volk Verpflegung zuteilen sollte). Und siehe da, auf dem einen Bild ist bereits alles drauf. Korn und Mehl kann man hier einkaufen, Mühlen und Bäckereien erstellen und praktischerweise auch gleich noch die Steuern erheben.

Adel verpflichtet
Das was früher sinnigerweise in einem logischen Ablauf von 4-5 Einzelmenus gestaltet wurde, hat sich in Kaiser - Das Erbe (Ich wird mich hüten hier von Kaiser zu sprechen) zu einem einzigen Einstellungsbildschirm gewandelt. Idealerweise mit "Weiter" Button der dann sogleich ohne jeden Übergang in die Jahresbilanz führt und uns ein Jahr altern lässt. Dieses Einstellmenu ist dermaßen langweilig, dass es bereits nach 5 Runden kaum noch Freude bereitet, insbesondere weil man nur schwer nachvollziehen kann warum die wenigen Entscheidungen die man trifft dermaßen willkürliche Auswirkungen auf Haus und Hof haben.

Beispiel Landkauf. Ja, gabs damals. Ideal zur Geldbeschaffung (günstig einkaufen, teuer verkaufen). Abgeschafft ! Land kauft man nicht mehr, nein man muss es erobern mit den paar Soldaten und Kanonen die man hat. Und tut man dies nicht, so stellt man überraschender Weise irgendwann fest, dass man keine Mühlen mehr bauen darf. Das Programm liefert zwar keine Erklärung, aber die Anleitung. Nunja, also erobern wir Land. Flugs ein paar Soldaten gekauft und ins Nachbargrundstückchen geschickt. Nichts passiert. Nächste Runde anklicken und uns ereilt die Nachricht das wir 1 Gefecht hatten und 1 gewonnen wurde. Und ? Gehört mir nun ein Land oder nicht ? Ja, die Militärübersicht zeigt, ein neues Stück Land. Also flugs neue Mühlen gekauft und eingesetzt.

Die Intrigen der Mächtigen
Nächste Runde, nächstes Jahr. Wir hatten ein Gefecht ? und auch noch verloren, was uns 4 Soldaten und 2 Kanonen gekostet hat ? Warum ? Wieso ? Keine Meldung darüber. Allerdings haben wir die gerade gekauften Mühlen verloren und die Militärübersicht zeigt, der weisse Nachbar steht direkt unter uns. Wo der herkommt weiss ich nicht. Das Land ist gross genug, dass 10 Adelige 30 Runden lang sich nicht in die Quere kommen, aber unser kleines Land ist nach 6 Runden bereits von 2 Gegnern in die Ecke gedrängt worden. 3 jahre später haben wir weder Land, noch Geld, noch Korn oder Mehl, geschweige denn Soldaten. Aber was solls, 1 Jahr später sind wir eh gestorben.

Und genau das ist dieses Spiel ebenfalls. Gestorben. Wie man ein einst eingängliches Spielprinzip dermassen verhunzen bzw. verschlimmbessern kann ist mir ein Rätsel. Vorbei die Zeiten als wir gespannt auf die Einwohnerliste schauten um zu sehen wie unsere Leute wohl mit den 2% Steuererhöhung zurecht kamen. Oder als wir unsere Armee in ein actionreiches Gefecht schickten um anderen Möchtegernkaisern ihre Grenzen zu zeigen. Alles verschwunden und in ein armseliges 1-Bild Menu zurechtgestutzt. Nicht nachvollziehbare Auswirkungen der Einwohnerzahlen, langweilige An- und Verkaufsaktionen, militärische Aktionen zusammengefasst in 2 Zeilen. All das macht aus einem potentiell guten Spielkonzept ein erbärmliches Gemenge, dass nicht mal als Budgetspiel auch nur annähernd seinen Preis wert wäre.

Kaiser - Das Erbe hält nicht das was der Titel verspricht. Vom alten Konzept ist gerade mal der Rumpf geblieben und all die technischen Neuerungen der letzten 20 Jahre verblassen angesichts der rudimentären Umsetzung in Bild und Ton. Ein Spiel das weder Hoffnung auf mehr macht, noch Erwartungen erfüllt. Ganz zu schweigen von Spielspass. Evtl. als kostenloses Browsergame noch zu ertragen, aber ansonsten auf keinen Fall.

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