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Inhuman Resources: A Literary Machination (PC) Review

Ein interaktiver Roman zwischen Orwell und Bürokratie


2025-10-31  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
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In einer Zeit, in der viele Spiele auf bombastische Grafik und Action setzen, geht Inhuman Resources einen anderen Weg: textlastig, reduziert und fast schon literarisch. Der Titel versteht sich als modernes Spielbuch, das irgendwo zwischen einem Visual Novel, einem Choose-Your-Own-Adventure und einem klassischen Rollenspiel liegt. Wer sich darauf einlässt, bekommt ein ungewöhnliches Erlebnis – nicht perfekt, aber spannend genug, um bei der Stange zu bleiben.

Entscheidungen mit Tragweite
Du schlüpfst in die Rolle einer Figur in einem dystopischen Konzern-Setting, das stark an Werke wie 1984 erinnert. Dein Alltag besteht aus Meetings, politischen Intrigen und Entscheidungen, die weitreichende Folgen haben. Dabei stehen dir stets mehrere Antwortmöglichkeiten zur Verfügung – auch jene, die du aufgrund fehlender Eigenschaften nicht wählen kannst, werden angezeigt. Das schafft Transparenz und zeigt dir auf, was du durch vergangene Entscheidungen verpasst hast.

Anders als bei klassischen Rollenspielen sammelst du keine Ausrüstung, sondern Eigenschaften: Traits, die dein Verhalten und deine Dialogoptionen verändern. Mal bist du überzeugender, mal zögerlicher – je nachdem, welchen Pfad du wählst. Das sorgt für Wiederspielwert, denn viele Pfade verzweigen sich früh und bleiben lange unabhängig.

Mehr Buch als Spiel – aber mit Atmosphäre
Der visuelle Stil ist minimalistisch. Meist blickst du auf denselben Hintergrund, der je nach Stimmung leicht die Farbe wechselt. Es gibt Porträts der Charaktere, die Emotionen ausdrücken, aber keine Sprachausgabe. Der Soundtrack ist unaufdringlich und wiederholt sich, aber passt zur ruhigen, manchmal düsteren Stimmung des Spiels.

Was wirklich trägt, ist die Geschichte – und hier zeigt Inhuman Resources seine größte Stärke. Die Handlung ist gut geschrieben, die Charaktere glaubwürdig, und die Kapitelstruktur erlaubt es, jederzeit eine Pause einzulegen. Auch wenn man das Gefühl hat, viele Elemente aus bekannten Romanen oder Filmen wiederzuerkennen, bleibt der Drang stark, weiterzulesen – oder besser gesagt: weiterzuspielen.

Nicht perfekt – aber sehr eigenständig
Natürlich ist nicht alles rund: Manche Entscheidungen wirken konstruiert, als ob sie nur gesetzt wurden, um bestimmte Pfade freizuschalten. Und nicht jeder Nebencharakter bleibt im Gedächtnis. Auch technisch gibt es kleinere Schnitzer, etwa überlagerte Textfelder oder Textpassagen, die nicht vollständig sichtbar sind – störend, aber kein Totalausfall.

Dennoch: Die Immersion ist stark. Man fühlt sich eingebunden, trifft Entscheidungen mit echtem Gewicht, und will am Ende wissen, wohin das alles führt. Auch nach dem ersten Durchlauf bleibt das Gefühl, noch längst nicht alles gesehen zu haben.

Für wen ist das Spiel geeignet?
Wenn du gerne liest, gerne entscheidest und gerne Geschichten erlebst, bei denen die Konsequenzen nicht sofort, aber dafür nachhaltig spürbar sind, ist Inhuman Resources dein Spiel. Wer hingegen Animationen, Action oder Gameplay-Abwechslung sucht, wird hier nichts finden. Dieses Spiel richtet sich an eine ruhige Zielgruppe – an Menschen, die gerne denken, analysieren und sich auf erzählerische Dichte einlassen.

Inhuman Resources: A Literary Machination ist kein Spiel für jeden. Es ist eher ein digitales Buch, das dich mit gut geschriebenen Texten, konsequentem Entscheidungsdesign und einer düsteren Grundstimmung in seinen Bann ziehen kann. Der große Wurf ist es nicht – dafür fehlt es an Innovation und technischer Politur. Aber wer sich auf das Konzept einlässt, wird belohnt mit einer clever erzählten Geschichte und dem Wunsch, das Gesehene beim nächsten Mal vielleicht ganz anders zu erleben.

Punktewertung

Gameplay
72
Grafik
71
Sound
75
Steuerung
80

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