Harveys neue Augen Review

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2011-09-02  DasStampa  10 Likes  0 Kommentare 

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Keine Angst dieses Mal gibt es deswegen nicht gleich wieder ein Flugverbot wegen irgendwelcher Rauchwolken, sondern das Gegenteil ist der Fall. Denn dieses Game hat seiner Zeit einen Preis nach dem anderen abgeräumt und war ein Überraschungsüberflieger mit der Lizenz zum Durchstarten. Thematisch ging es nämlich um die besagte Edna, die aus einer Irrenanstalt ausbricht und diesbezüglich diverse Abenteuer erlebt. Und schon damals überschlugen sich die KritikerInnen mit Lob ob des skurrilen Witzes und der fürwahr kniffligen Rätsel. Angelehnt an Klassiker wie die "Monkey Island-Reihe" oder "The Day of Tentacle" ist auch dieses Adventure im 2-D-Stil gehalten. Edna musste die Abenteuer allerdings nicht alleine bewältigen, nein, denn ein mordlüsterner blauer Hase namens Harvey stand ihr mit Rat und Tat zur Seite. Und genau dieser leiht dem Spin-Off des Vorgängers seinen Namen für den Titel: "Harveys neue Augen". Seit wenigen Tagen steht dieses Point-and-Click-Adventure in den Regalen der Gameshops und wartet darauf, von den morbiden Konsumenten konsumiert zu werden. Ob der zweite Teil dem Ersten das Wasser reichen kann oder die Jungs und Mädels von Daedalic Entertainment lieber Sudoku-Rätsel kreieren sollten, lest ihr hier.

Außen hui, .
Ich liebe es ja, wenn der Teufel im Detail steckt. Mir liegt die Deluxe-Version in Cornflakes-Packung vor und ich muss sagen: Allein die Verpackung macht schon Lust auf mehr. Die einzelnen Kommentare auf der Kiste stimmen sehr positiv auf das Game ein. Also reiß ich die Schachtel langsam aber sicher auf und hole das Spiel selbst heraus. Neben dem (hörenswerten) Soundtrack sind auch noch ein Button sowie eine ominöse Drehscheibe dabei. Das wird doch wohl nicht. Doch, es handelt sich hierbei um die gute alte Kodierungsscheibe, um das Spiel spielen zu können. Das nenne ich mal traditionell oder wie es im Neu-Deutschen so heißt: Oldschool! Ich installiere also die knappen 3 GB auf meiner Festplatte und harre so der Dinge, die da kommen mögen. Und die kamen.

Innen hui²!
Nach einem ausführlichen, optionalen Tutorial steht man mit Lilly, der blonden Protagonistin dieses Games, am Klosterteich und muss Laub harken. Dem geneigten Betrachter der Situation wird schnell auffallen, dass Lilly nicht unbedingt die Rhetorikerin schlechthin ist. Sie ist die Unschuld in Person, absolut brav und ihre "Fähigkeit", zu sprechen, entwickelt sich im Laufe des Spielverlaufs zum Running Gag. Einfach herrlich sind dazu die Kommentare des sehr gelungenen Erzählers. Der "blonde Engel" lebt in einem Kloster gemeinsam mit diversen anderen Kids und muss ständig irgendwelche fiese Aufgaben für die Oberin übernehmen. Die Oberin, ein Hausdrachen vor dem Herren, die keine Gelegenheit auslässt, ihre Schützlinge, allen voran Lilly, vor versammelter Mannschaft fertig zu machen.

Allgemein strotzt das Spiel nur so vor skurrilen urkomischen Charakteren. Da sind unter anderem die "Mitbewohner" von Lilly, der weiche Rowdy, die Manga-Nerds, der falsche Charmeur, der stotternde Angsthase, die aalglatte Petze und natürlich Edna. Weiterhin gibt es den feigen Polizisten, den seeeeehr alten Geschichtslehrer, der in seiner eigenen Sammlung so "rumhängt", die straffällig gewordene Hauswirtschaftskraft, die ihre Sozialstunden im Kloster abbummelt, den kranken Doktor, den mies gelaunten Clown, den fanatischen Verschwörungstheoretiker, etc. etc. Man könnte diese Liste elendig weiter führen, doch sollt ihr a) das Game selber zocken und b) würde dies den Rahmen sprengen. Fakt ist: Die Charaktere sind allesamt mit Liebe zum Detail erschaffen worden und sehr gut synchronisiert. Ich warte ja schon auf das erste Hörspiel und/oder Serie im TV - das Potential wäre definitiv vorhanden.

Das Spiel lebt nicht von Charakteren allein, es muss auch mal ein Rätsel sein
Oder 2 oder 3, naja, die genaue Anzahl an Rätseln bleibt wohl den Entwicklern selbst vorbehalten. Tatsache ist: Alle Wege führen irgendwie nach Rom, und sogar uns Online-Rezensenten ist ein Kommentar bei der Lösung eines der Rätsel gewidmet. Hierbei muss man mit einem aus einem Luftballon hergestellten Schraubenschlüssel eine Mutter lösen. Dies entbehrt natürlich jedweder Logik, aber genau damit spielt dieses Spiel: Es fordert die Spielerschaft dazu auf, fantasievoll zu sein und auch mal über den logischen Tellerrand hinaus zu blicken. Fantasievolle Unlogik will ich dieses Phänomen an dieser Stelle einmal titulieren. Hilfe und Hinweise bekommt man zuhauf, sodass man eigentlich selten komplett auf dem Schlauch steht. Das Prinzip "Versuch und Irrtum" muss, wenn man den Dreh einmal heraus hat, nahezu gar nicht angewandt werden. Es findet sich immer irgendwie ein roter Faden, der die heitere, morbide Story vorantreibt. Ich habe teilweise Tränen gelacht und das Eine oder Andere Mal wirklich gegrübelt, wie es denn weiter geht. Das Adventure strotzt nur so vor Details und Trivia, das ich aus dem Schmunzeln teilweise nicht herausgekommen bin.

Die malerisch schöne 2-D-Grafik lädt die gemeine Spielerschaft in atmosphärisch gelungenen Kulissen zum Rätselknacken ein. Der angenehme Soundtrack sowie die hörspielreife Synchronisation tun ihr Übriges. Einzige die Tatsache, dass die Lippen sich nicht immer synchron zum gesprochenen Text bewegen, vermag den Einen oder Anderen in temporäre Unmut versetzen. Aber dies wäre an dieser Stelle nun wirklich Erbsenzählerei.

"Harveys neue Augen" ist ein würdiger Nachfolger seines Vorgängers und darf mit Fug und Recht als Referenz bezeichnet werden. Einzig die Tatsache, dass man die Kodierungsscheibe nach einer gewissen Zeit wieder braucht, schmäht den Spielspaß etwas, gerade, wenn man nicht mehr weiß, wo die bessere Hälfte die Scheibe im Aufräumwahn hingelegt hat. Den HamburgerInnen von Daedalic ist an dieser Stelle ein echtes Meisterwerk geglückt und ich kann euch nur anhalten: Kauft das Spiel, genießt das Spiel, seid skurril, lacht euch weg! Daedalic, danke!

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Fazit

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