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Forza Motorsport 4 Review


2011-10-25  Spielemagazin  11 Likes  0 Kommentare 
Kopfsteinpflaster. Ich peitsche meinen Lancia Delta Integrale durch einen Stadtkurs an der italienischen Riviera. Das Lenkrad rüttelt wie verrückt, als ich das erste Mal mit meinem Boliden die Begrenzungsmauer küsse. Ich darf gar nicht daran denken wie tief es dahinter wohl hinab geht. Tunnel. Ich liege nur an achter Position, bei der Ausfahrt den Reifenstapel rechts nicht mitnehmen. Die Fliehkräfte wirken hier stärker als sonst und wenn ich einmal drangeklatscht bin, vergeht wertvolle Zeit, bis ich wieder im Rennen bin. Vor mir ist ein Wagen ins Schleudern geraten. Keine Zeit für Schadenfreude, auch mein Integrale ist ein echtes Biest.

Noch drei Runden...
Dabei war es noch vor kurzem so schön einfach. Zu Beginn meiner Karriere durfte ich mir einen schicken Kleinwagen aussuchen, in meinem Falle war es ein "Ford Ka". Nicht gerade der Inbegriff eines wilden Ritts, aber man nimmt was man bekommt. In der Klasse F habe ich den Grundstein meiner Rennfahrerkarriere gelegt und erste Erfahrungen mit dem Handling gemacht. Die Steuerung ist punktgenau und mit Fahrzeugen dieser und der darauffolgenden Klassen zunächst problemlos - auch dank der vielseitigen Fahrhilfen. Doch mit der Zeit habe ich mich von diesen Assistenten verabschiedet - ein Auto sollte kein Handbuch benötigen. Jetzt fahre ich ohne Lenk- und Bremshilfe, ABS und was-weiß-ich-noch-alles. Allein Gas und Bremse sind mir geblieben - und der Duft nach Benzin...

Mit der Zeit wurde ich auch besser und kämpfte mich allmählich in der Karriereleiter nach oben. Ich gewann verschiedene Meisterschaften in den diversen Klassen und machte hier so meine Erfahrungen. Auf der "World Tour" habe ich eine Vielzahl von Rennstrecken gesehen und besucht. Laguna Seca, Silverstone, Hockenheim - all diese Legenden des Rennsports - ich hab sie alle befahren. Sogar auf der heiligen Teststrecke der "Top Gear"-Leute habe ich meine Runden gedreht und dort deren Challenge angenommen, mit meinem Wagen möglichst viele Bowling-Pings, die entlang der Ideallinie aufgestellt waren, umzufahren. Verrückt, diese Engländer.

Noch zwei Runden...
Nicht träumen, Junge. Aufpassen. Wieder hats mich ordentlich durchgeschüttelt, als ich mich zwischen zwei Kontrahenten durchgeschlängelt habe - nicht ohne Bande. Naja, die Schäden sind derzeit noch rein optischer Natur - das könnte sich aber ändern, denn das Schadensmodell dieser Liga ist frei einstellbar. Ich sollte froh sein, dass die Schäden aktuell noch keine Wirkung zeigen, sonst hätte ich jetzt wohl ein massives Problem. Immerhin, 5. Position - es wird langsam. Auch habe ich mich allmählich an die Steuerung dieser Diva namens "Lancia Delta" gewöhnt. Wie heißt es noch in "Fast Five": "Sie ist eine Diva. Egal, wie oft du ihr sagst, dass du sie liebst - sie wird dich nicht ranlassen". Stimmt. Ein paar andere Karren in meiner Garage sind da wesentlich sanftmütiger. Der Ferrari 458 Italia ist ein Traum, der Bugatti Veyron ein Gedicht. Aber auch Bestien gehören zum Fuhrpark...

Wie zum Beispiel der 1970 Mercury Cougar Eliminator. Ein massiver NASCAR-inspirierter 428 Super Cobra Jet-Motor bringt dich dazu, das Getriebe bei den Hörnern zu packen. Ein echtes Monster, das es zu beherrschen gilt, sonst fährt es mit dir und nicht andersherum. Erstaunlich, wie sehr mein Fuhrpark im Lauf der Zeit angewachsen ist. Von spritzigen Kleinwagen über perfekt zu steuernde Sportwagen bis hin zu Muscle-Cars inklusive Star-Allüren ist alles dabei. Es müssen über 80 Hersteller sein - Verrückt. Der Fahrzeugpool ist wahrlich eine Offenbarung.

Noch eine Runde...
Wieder ein kleiner Unfall vor mir, und zack: Schon bin ich Dritter. Es ist aber auch wirklich sehr hell heute. Die Sonne blendet mich erbarmungslos. Die Reflektionen auf dem Asphalt sind betörend, unwilkürlich will man hineinsehen - wie ein Bambi ins Fernlicht sehen muss. Aber das ist auch kein Wunder, die Rennstrecke ist eine Augenweide. Die Kopfsteinpflaster, die tolle Umgebung - selbst im Auto nehme ich die volle Packung Mittelmeerflair mit. Und auch die Fahrzeuge, die hier mitfahren - wunderschön. Aber bitte: Volle Konzentration. Immer die Ideallinie im Blick halten, dann kann fast nichts mehr schiefgehen. Immerhin kann mich das Publikum nicht ablenken - überhaupt ist mir aufgefallen, dass die Zuschauerzahlen bei den Rennen deutlich zurückgegangen sind. Es herrscht leider kaum Leben auf den Tribünen. Keine Flaggen, keine winkenden Fans. Schade. Naja, dann muss ich mich eben ganz auf mich konzentrieren. Und auf den Zweitplatzierten in seinem Lancia Stradale vor mir. Den Führenden in Sicht. Das könnte noch was werden.

Ich quetsche mich am Stradale vorbei. Die Reifen quietschen beängstigend, der Motor heult kurz auf, während ich seitwärts über die Curbs drifte. Dumpfes Holpern dringt über das Lenkrad ins Cockpit, ich hab die Curbs voll erwischt. Egal, nur noch wenige Kurven, ich kann den Ersten noch einholen. Kurz höre ich auf den Motor: Klingt fett, brachial, ohne bedenkliche Geräusche. Wäre ja auch zum Kotzen, wenn die Karre auf den letzten Metern schlapp macht. Beim Tuning habe ich mir nicht umsonst die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten angelernt, hier konnte ich quasi an jeder Schraube meinen fettigen Öl-Fingerabdruck hinterlassen. Plötzlich knallt es - der Penner hinter mir ist mir voll draufgefahren. Ich winke ihm kurz mit dem Mittelfinger während ich über den dumpfen Klang des Aufschlags nachdenke. Klang irgendwie unecht, unpassend. Seltsam - auch in der Boxengasse habe ich Musik gehört, bei der ich den Eindruck hatte "das passt hier nicht hin". Zu elektronisch, zu glatt. Wir sind hier doch nicht im Streichelzoo...

Die letzten Meter...
Scheiss auf die Musik. Den Sieg hol ich mir. Eine Rückspulfunktion brauch ich nicht, auch wenn es sie gibt. Ich brauch auch keine Aufkleber auf meiner Karre - sowas geht zwar, aber es ist mir zu kompliziert. Das hab ich woanders schon besser und intuitiver gesehen ("Need for Speed"). Jetzt bin ich kurz davor auch dieses Rennen zu gewinnen. Ich hätte zwar auch einen Fahrer einstellen können, aber lieber habe ich es selbst in der Hand. Am Ende weiß ich ja doch nicht, wie gut der Mann ist, ich hätte ihn ja blind verpflichten müssen. Auch das hab ich woanders schonmal besser gesehen ("Race Driver GRID").

Eine Lücke, das ist sie die Chance. Ich steche rein, jetzt. Es wird verdammt knapp werden. Ich glaub es reicht. Zähne zusammenbeissen. Arschbacken zusammen. Und...

Was für ein Rennen. Ihr habt der Tagträumerei unseres Rennfahrers sicherlich entnommen was es sagen galt. "Forza Motorsport 4" ist eine Ode an den Motorsport und bietet stundenlangen, bestmöglichen Spielspaß. Zu meckern gibt es nur wenig, wenn dann fällt vor allem die Hintergrundmusik und die teilweise unpassenden Soundeffekte ins Gewicht. Optisch gibt es kaum etwas auszusetzen, abgesehen von etwas mehr Leben an der Rennstrecke. Fahrphysik, Steuerung, Multiplayer - alles super. Konsequenz: Gold!

Punktewertung

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   Titel Forza Motorsport 4
   Genre Actionspiele
   Release 2011-10-14
   Systeme Xbox 360
   Publisher Microsoft
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ohne Altersbeschränkung Jahren
   Homepage
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