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Felix The Reaper (PC)

Wenn der Tod tanzt


06.11.2025  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
Felix The Reaper (PC) Bild Felix The Reaper (PC) Screenshot Felix The Reaper (PC) Foto

Was wäre, wenn der Tod nicht die Sense schwingt, sondern die Hüften? Felix the Reaper von Kong Orange und Daedalic Entertainment verwandelt den Sensenmann in einen verliebten Tänzer, der durch Schatten wandelt, um seiner großen Liebe näherzukommen. Es ist eine absurde, charmante und zutiefst kreative Idee – irgendwo zwischen düsterem Märchen, Denkspiel und musikalischer Liebeserklärung.

Felix arbeitet beim „Ministerium des Todes“ und ist unsterblich verliebt in Betty, die beim „Ministerium des Lebens“ tätig ist. Also beschließt er, im Auftrag des Todes zu dienen, um ihr irgendwann zu begegnen. Der Clou: Als Wesen der Schatten darf Felix sich nur dort bewegen, wo kein Licht ist. Und so verschiebt er Sonne und Objekte, um Schattenpfade zu erschaffen, durch die er seine morbiden Missionen erfüllen kann.

Schattenspiele mit Köpfchen
Das Gameplay folgt einem klaren, aber anspruchsvollen Prinzip: Du musst die Sonne rotieren und Objekte verschieben, um Schatten zu erzeugen, auf denen Felix laufen kann. Jede Mission verlangt, dass du die Umgebung so manipulierst, dass am Ende ein Mensch auf möglichst kreative Weise den Tod findet – ganz nach Plan des Ministeriums.

Was anfangs simpel klingt, entwickelt sich schnell zu einem anspruchsvollen Knobelspiel. Mit jeder neuen Ebene kommen Schalter, bewegliche Plattformen oder zusätzliche Hindernisse dazu. Wer es auf Perfektion anlegt, kann Level in möglichst wenigen Zügen oder Zeitlimits abschließen. Das sorgt für Langzeitmotivation – und gelegentlich auch für rauchende Köpfe.

Humor trifft auf morbide Eleganz
Felix the Reaper lebt von seinem Tonfall. Der groteske Humor ist nie geschmacklos, sondern von feiner Ironie geprägt. Die Zwischensequenzen zeigen, wie Felix mit den bizarren Konsequenzen seiner Arbeit umgeht, während Sir Patrick Stewart als Erzähler das Geschehen mit britischem Understatement begleitet – eine perfekte Stimme für einen so eigentümlichen Helden.

Grafisch überzeugt das Spiel mit einem verspielten, fast skulpturalen Look. Die Level wirken wie lebendige Dioramen, die irgendwo zwischen mittelalterlicher Malerei und Cartoon liegen. Man erkennt die Inspiration durch Künstler wie Bruegel, durch den Totentanz und den morbiden Charme alter Mythen. Das Ergebnis: eine visuelle Ästhetik, die sich sofort ins Gedächtnis brennt.

Der Groove des Todes
Die Musik verdient ein eigenes Lob. Über zehn unterschiedliche Tracks begleiten Felix auf seinem Weg – von tanzbaren Funk-Beats bis hin zu melancholischen Melodien. Felix bewegt sich ständig im Rhythmus, schwingt die Hüfte und lässt sich von seiner Leidenschaft tragen. Diese Kombination aus Sound, Bewegung und Setting erzeugt einen unverwechselbaren Flow, der fast hypnotisch wirkt.

Das Spiel ist so designt, dass du dich nie gehetzt fühlst. Selbst wenn du scheiterst, bleibt die Atmosphäre locker. Man ertappt sich dabei, einfach nur Felix zuzusehen, wie er tanzt – und das Spiel dadurch fast meditativ zu genießen.

Kleine Stolperfallen in der Schattenwelt
So viel Charme, so viel Stil – und doch gibt es kleine Schattenseiten. Die Steuerung ist manchmal etwas träge, besonders wenn es darum geht, exakt auf die richtigen Felder zu klicken oder den Sonnenwinkel zu justieren. Auch die 3D-Ansicht macht es nicht immer leicht, sofort zu erkennen, welche Flächen begehbar sind.

Manche Spieler könnten zudem den Schwierigkeitsgrad als zu fordernd empfinden. Was zunächst als gemütliches Schattenspiel beginnt, entwickelt sich später zu einer wahren Geduldsprobe. Doch wer Spaß an cleveren Puzzlemechaniken hat, wird genau hier seine Freude finden.

Ein Spiel über Liebe, Leben – und das Ende beider
Felix the Reaper ist mehr als ein simples Puzzle-Spiel. Es ist eine Liebeserklärung an die Kunst, an das Leben und an das Unausweichliche. Die Story bleibt subtil, aber spürbar. Felix tanzt nicht nur für Betty – er tanzt gegen die Einsamkeit, gegen das Vergessen und für das, was selbst der Tod nicht nehmen kann: Leidenschaft.

Felix the Reaper ist ein ungewöhnliches, wunderschön inszeniertes Rätselspiel mit Herz, Humor und Hirn. Es kombiniert morbide Themen mit Leichtigkeit, feinem Witz und künstlerischem Anspruch. Nicht jedes Puzzle sitzt perfekt, und die Steuerung ist manchmal hakelig, doch das Spiel besitzt eine Seele, die man spürt. Wer Denksport liebt, dunkle Komik mag und sich von einem tanzenden Tod verzaubern lassen möchte, sollte Felix unbedingt kennenlernen.

Punktewertung

Gameplay
78
Grafik
82
Sound
85
Steuerung
75

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