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Emergency 2012 Review


2010-12-13  Michael  8 Likes  0 Kommentare 
Wenn eine Katastrophe droht, sind zumindest in Filmproduktionen Made in Hollywood immer mehr oder minder strahlende Helden vor Ort, um das Unheil abzuwehren. Versucht man hingegen einen realistischeren Ansatz, so wird schnell klar, dass die Arbeit an Polizei, Feuerwehr und anderen Notfalleinrichtungen hängen bleibt. Und damit ist man auch schon bei Emergency 2012 - Die Welt am Abgrund. Denn hier zählt neben Teamwork auch vor allem frustresistente Übersicht, wenn man als globaler Einsatzleiter versucht, Menschenleben zu schützen und zu retten.

Zerstörungswut pur
Der inzwischen fünfte Teil der Emergency-Reihe bleibt seinen Wurzeln treu: Als Einsatzleiter von Polizei, Rettungsdienst, Feuerwerk und THW in Personalunion gilt es, vorgegebene Notfallszenarien ohne große Verluste zu bewältigen. Dabei versucht die 2012-Version vor dem Hintergrund des Klimawandels und des (angeblichen) Weltuntergangs ein zusammenhängendes Grundthema zu finden. Mehr als jeweilige Extremszenarien haben die insgesamt 15 Missionen der Kampagne allerdings nicht miteinander zu tun - eine übergeordnete Geschichte gibt es nicht. Angesichts der teilweise absurden und absolut übertriebenen Ausgangssituationen der Missionen wäre dies auch ein sehr schwieriges Unterfangen geworden, denn wenn es um Zerstörungswut geht, scheint Emergency 2012 eine direkte Spieleumsetzung von Roland Emmerichs Katastrophenfilm 2012 zu sein. Schon in der ersten Mission wird der Kölner Dom beschädigt, kurz darauf die Londoner Tower Bridge und auch dem Eiffelturm ergeht es hier nicht gut. Diese Liste lässt sich nach jeder Mission beliebig lange fortführen.

Frust bei der Freiwilligen Hobbyfeuerwehr
Die Einsatzgebiete in Emergency 2012 sind global ausgerichtet, wobei man hauptsächlich in Europa Leben rettet. Behutsam wird der Fuhrpark jede Mission erweitert, sodass man niemals unnützes Gerät im Krisengebiet hat. Trotzdem ist die Lernkurve sehr steil. Sind die ersten beiden Missionen noch einfach und übersichtlich, verkommen die darauffolgenden Missionen zu einem für Anfänger unverständlichen Wust an Mikromanagement, denn anders als in anderen Strategiespielen lassen sich die Aufgaben nicht nacheinander abarbeiten, sondern platzen schon einmal gleichzeitig herein. Folge davon sind unweigerlich Fehlentscheidungen, was durch eine mangelhafte Visualisierung der Problemzonen auch noch verstärkt wird. Bis es zu spät ist, weiß der Spieler nie, wo und welches Einsatzfahrzeug in Gefahr ist oder wo noch medizinischer Beistand benötigt wird. Da hilft auch das absolut unnötige Tutorial nicht, das oberflächlicher nicht sein könnte und gerade einmal die Strategiegenre-typische Kamerasteuerung näherbringt und sonst mit Informationen geizt. Um sich durch die 15 Missionen zu kämpfen, braucht man ein beinahe ungesundes Maß an Frustresistenz.

Schere, Stein, Straßensperre
Jede Einheit und jedes Fahrzeug auf der Karte besitzt spezielle und teilweise einzigartige Eigenschaften. Feuerwehrmänner sind perfekt zum Retten von eingeklemmten Personen in Fahrzeugen, die dann vom Notarzt in eine stabile Lage zum Weitertransport gebracht werden müssen. Dies übernehmen dann Sanitäter, die dann selbstständig zum nächsten Krankenhaus fahren und die verletzte Person abliefern. Dies ist noch die einfachste der in Emergency 2012 benötigten Handlungsabläufe. Doch schon hier ergibt sich ein essentielles Problem: Das Mikromanagement. Jeder Schritt, abgesehen von der Fahrt ins Krankenhaus, muss einzeln vom Spieler angewiesen werden, während die K.I. in einem Schlafmodus zu sein scheint und Däumchen dreht. Jeder Ausrüstungswechsel, und sei er nur von Feuerlöscher auf Schlauch, muss in der Nähe der richtigen Autos geschehen, da sich die Einheit das Material erst dort holen muss. Spätestens nachdem man jeden Feuermann einzeln mit Rettungsschere oder Feuerlöscher ausgerüstet hat oder bei einem Polizisten statt der benötigten Straßenabsperrung nur Handschellen vor Ort hat, verzweifelt jeder Gelegenheitsstratege. Und dank undurchsichtigem Feedback kommt man wohl kaum von alleine darauf, dass in einem gewöhnlichen Streifenwagen keine Straßensperren gelagert werden, sondern in einem speziellen Fahrzeug geholt werden müssen.

Was bleibt ist nur "TAAAATÜÜÜ TAAAATAAA"
Grafisch gesehen ist Emergency 2012 maximal Genrestandard. Die Stadtlandschaften kommen mit wenigen Details aus und sehen auch so recht passabel aus, schlimmer sind die puppenähnlichen Zivilisten ohne Eigenheiten und die farbarmen Effekte, die immer wieder die Atmosphäre stören. Auch scheint ständig ein Weichzeichner über der gesamten 3D-Grafik zu liegen, der zu einer vollends verwaschenen Optik führt. Jede Mission wird durch ein kurzes Rendervideo eingeleitet, die allerdings wie die Grafik auf einem soliden, aber eben nicht herausragenden Level bleiben. Die Musik ist ebenso mittelmäßig, bleibt aber recht dezent im Hintergrund, sodass es kaum was zu meckern gibt. Immerhin versucht sie, dramatische Akzente zu setzen, was aber auf Grund der schweißtreibenden Aufgaben nicht nötig gewesen wäre. Wer allerdings von Alarmsirenen und Martinshörnern nicht genug bekommt, ist hier absolut richtig, denn genau dies macht ein gutes Stück der Geräuschkulisse aus.

Highscores im Endlosspiel und Multiplayer
Neben der Kampagne lockt Emergency 2012 mit einem Endlosspiel, in dem man den Schutz einer von vier Städten übernimmt und Zufallsaufgaben bewältigen muss, um immer neues Equipment kaufen zu können und so besser auf Gefahren reagieren zu können. Mit bis zu drei Freunden kann man sich im Multiplayermodus gemeinsam messen und sich in einer Online-Highscoreliste verewigen. Für Fans ein prima Zeitvertreib, alle anderen werden nach der Kampagne genug von Emergency 2012 haben.

Die Spielidee von Emergency 2012 ist absolut interessant und könnte bei guter Ausführung auch länger als nur ein paar Missionen halten. Leider haben die Entwickler von Quadriga Games genau dabei gepatzt. Statt spannender Großeinsätze bietet das Spiel nur schweißtreibende und vor allem unbefriedende Arbeit. Vor allem Genrefremde, die einmal einen Blick über den Tellerrand wagen wollen, werden von der benutzerunfreundlichen Fassade von Emergency 2012 abgeschreckt. Dabei ist das Spiel im Kern nicht schlecht, jedoch wird der Spieler zu früh mit zu vielen Feinheiten konfrontiert, die intensives Einarbeiten nötig machen. Dazu kommen noch die Bedienungsmängel und fehlende K.I., die das Spiel auch für Profis gelegentlich zu einer Tortur machen.

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   Titel Emergency 2012
   Genre Actionspiele
   Release 2010-10-29
   Systeme Windows 7
   Publisher Koch Media GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 12 Jahren Jahren
   Homepage
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