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Dreams of Another

Ein meditativer Trip durch fremde Träume


10.11.2025  snaggy  0 Likes  0 Kommentare 
Dreams of Another Bild Dreams of Another Screenshot Dreams of Another Foto

Mit „Dreams of Another“ beweist Q-Games, dass Videospiele immer noch Kunst sein können – auch dann, wenn sie sich scheinbar gängigen Regeln widersetzen. Statt Explosionen und Adrenalin erwartet dich hier ein stilles, nachdenkliches Abenteuer, das den Akt des Schießens völlig neu interpretiert: Nicht, um zu zerstören – sondern um zu erschaffen.

Schießen, um zu sehen
Das Spiel beginnt mit einem Soldaten, der nicht abdrücken kann. Eine Szene voller Spannung, aber ohne Gewalt – ein Vorgeschmack auf das, was folgt. Danach übernimmst du die Rolle des „Man in Pyjamas“, der durch die Träume anderer wandert. Diese Traumwelten sind surreal, zerbrochen und voller Nebel – und jedes Mal, wenn du schießt, lichtet sich dieser Schleier. Aus diffusen Farbwolken formen sich Strukturen, Erinnerungen und ganze Landschaften.

Dieses Prinzip ist so simpel wie faszinierend: Jeder Schuss enthüllt, statt zu vernichten. Es fühlt sich fast an wie Malen mit Kugeln. Und so, wie du die Welt formst, formt sie dich zurück – mit Fragen über Sinn, Erinnerung und die feine Linie zwischen Schöpfung und Zerstörung.

Eine Welt wie ein Gemälde
Optisch ist Dreams of Another ein Erlebnis. Die Traumlandschaften wirken wie flüssige Gemälde, irgendwo zwischen Öl auf Leinwand und digitalem Impressionismus. Alles ist in Bewegung, fließt ineinander, zerfällt und setzt sich neu zusammen. Es ist ein Spiel, das eher erlebt als gespielt wird.

In der PS5 -Version sorgen subtile Pro-Verbesserungen und optionale PSVR2-Unterstützung für zusätzliche Immersion. Doch auch ohne VR ist die Atmosphäre hypnotisch. Das Gefühl, durch Träume zu wandern, die einem nicht gehören, wird durch die ruhige Musik, die flüsternden Stimmen und die weichen Übergänge perfekt eingefangen.

Philosophie statt Action
Dreams of Another erzählt keine klassische Geschichte – es reflektiert. Immer wieder wirst du in neue Traumfragmente geworfen: ein Freizeitpark, eine Unterwasserwelt, das zerfallene Haus einer Familie von Maulwürfen. Du findest Gegenstände, die du einem geheimnisvollen Soldaten übergibst, um Fähigkeiten zu verbessern – aber der Fokus bleibt stets auf der Entdeckung, nicht auf der Herausforderung.

Kämpfe im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Du kannst nichts verlieren, niemanden töten. Und doch ist jeder Moment bedeutungsvoll, weil er dich auffordert, zu verstehen. Der Leitsatz „No Creation Without Destruction“ zieht sich als roter Faden durch das gesamte Spiel – eine Metapher, die mal poetisch, mal unbequem wirkt, aber immer nachhallt.

Stärken und Schwächen im Gleichgewicht
Dreams of Another ist wunderschön, aber nicht leicht zugänglich. Sein langsames Tempo, die Abstraktion und die absichtlich bruchstückhafte Erzählweise werden manche Spieler abschrecken. Doch wer Geduld hat, erlebt eine der eindrucksvollsten „Games-as-Art“-Erfahrungen seit Journey oder Flower. Die Steuerung ist präzise, das Gunplay funktioniert erstaunlich gut, auch wenn es keine Feinde gibt.

Nur gelegentlich verliert sich das Spiel in seiner eigenen Symbolik. Manche Sequenzen wirken zu verkopft, die Dialoge zu kryptisch, um emotional zu treffen. Aber genau das gehört zur Reise: Du sollst nicht alles verstehen – du sollst fühlen.

Dreams of Another ist kein klassischer Shooter, sondern eine Meditation über Wahrnehmung, Schöpfung und das Menschsein. Jeder Schuss enthüllt ein Stück Wahrheit, jede Szene öffnet eine neue Tür im Labyrinth des Bewusstseins. Das Tempo ist langsam, manchmal sogar träge, aber die Belohnung liegt in der Erkenntnis, nicht im Sieg. Ein ruhiger, künstlerischer Traum – für Spieler, die lieber nachdenken als reagieren. Und wer sich darauf einlässt, wird feststellen: Manche Spiele muss man nicht verstehen, um sie tief zu spüren.

Punktewertung

Gameplay
73
Grafik
64
Sound
76
Steuerung
80

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