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Crime Opera II: The Floodgate Effect (Switch) Review

Ein düsteres Familien-Drama als Visual Novel


2025-11-05  snaggy  0 Likes  0 Kommentare  111 Views
Crime Opera II: The Floodgate Effect (Switch) Review Bild Crime Opera II: The Floodgate Effect (Switch) Review Screenshot Crime Opera II: The Floodgate Effect (Switch) Review Foto

Neun Jahre sind vergangen, seit der erste Teil der Crime-Opera-Saga endete. Die berüchtigte Gallo-Familie ist zurück – älter, gebrochener, aber kein Stück weniger gefährlich. Im Mittelpunkt steht Xander Gallo, ein Mann, der seine Familie mit eiserner Hand regiert und langsam an seinen Dämonen zerbricht. Seine Kinder und Neffen sind inzwischen erwachsen, doch die alten Wunden sitzen tief. Intrigen, Verrat und Misstrauen durchziehen die Familienbande – und plötzlich steht alles auf dem Spiel.

Crime Opera II erzählt diese Geschichte als düstere Familienchronik voller psychologischer Brüche. Was früher der Aufstieg war, ist jetzt der Abgrund. Und genau dort führt uns dieses zweite Kapitel hinab.

Spielprinzip
„Spiel“ ist bei einer Visual Novel natürlich relativ – im Kern liest du dich durch Kapitel, triffst hin und wieder Entscheidungen und beeinflusst so kleine Wendungen im Verlauf. Auf der Switch kannst du wahlweise den kinetischen Modus ohne Interaktion oder den klassischen Visual-Novel-Modus wählen. Letzterer bietet jedoch nur wenige Entscheidungspunkte. Die meiste Zeit klickst du dich durch Dialoge, liest Perspektivwechsel und lässt dich von der Geschichte tragen.

Trotz dieser linearen Struktur funktioniert die Erzählung erstaunlich gut: Sechs wechselnde Erzähler – Kevin, Ron, Burtie, Izzy, Amy und Maya – sorgen für Abwechslung. Ihre unterschiedlichen Sichtweisen verleihen dem Plot Tiefe und halten die Spannung hoch. Besonders gelungen: die unzuverlässigen Erzähler, die manchmal mehr verschweigen als sie sagen.

Präsentation & Atmosphäre
Optisch hat sich Crime Opera II sichtbar verbessert. Die Charakterporträts sind detaillierter, die Hintergründe stimmungsvoller und die Farbpalette unterstreicht perfekt die emotionale Schwere der Handlung. Nur hin und wieder wirkt das Bild zu statisch, und einige Szenen wiederholen ihre Kulisse etwas zu oft.

Akustisch punktet der Titel mit starker Musik, die zwischen Jazz-Noir und düsteren Ambient-Klängen schwankt. Besonders das Intro mit einem Song der Band des Autors sticht heraus – ein kleines, aber feines Detail, das dem Spiel Persönlichkeit verleiht. Leider gibt es Passagen ohne Musik, was den Lesefluss kurzzeitig bricht.

Crime Opera II bleibt kompromisslos. Die Geschichte thematisiert Machtmissbrauch, psychische Krankheit, familiäre Gewalt und die Frage, ob Loyalität in einer zerstörerischen Familie überhaupt etwas wert ist. Nichts wird glorifiziert, aber vieles ist schwer zu verdauen. Das Spiel hat Mut – auch wenn es manchen zu weit gehen dürfte.

Die Darstellung psychischer Probleme gelingt glaubhaft, wenn auch stellenweise etwas überzeichnet. Dafür sind die Charaktere interessant, vielschichtig und glaubwürdig – man hasst sie, man versteht sie, manchmal beides gleichzeitig.

Switch-Version
Auf der Nintendo Switch läuft die Visual Novel stabil, mit sauberem Text-Rendering und schnellen Ladezeiten. Leider bleibt die Textgröße klein, und eine Anpassung ist nicht vorgesehen – was im Handheld-Modus auf Dauer anstrengend ist. Auch Touchscreen-Unterstützung fehlt, was gerade bei einem Lesespiel ein verschenktes Komfort-Feature ist.

Crime Opera II: The Floodgate Effect ist kein leichtes Spiel – weder inhaltlich noch emotional. Es ist eine düstere, gut geschriebene Visual Novel, die mit ihrer Geschichte überzeugt, auch wenn spielerische Freiheit und Präsentation limitiert bleiben. Wer den ersten Teil mochte, wird hier würdig fortgesetzt. Wer neu einsteigt, bekommt ein kompromissloses Familiendrama voller Tragik und Abgründe.

Punktewertung

Gameplay
65
Grafik
62
Sound
69
Steuerung
72

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