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Call of Duty 2 Review


2008-09-24  Spielemagazin  5 Likes  0 Kommentare 
Moskau, 16. Dezember 1941: In ein paar Stunden stoße ich zu meinen Genossen bei der Verteidigung von Moskau. Die Deutschen haben sich bis auf ein paar Kilometer der Stadt genähert und viele Bürger, auch die meisten meiner Verwandten wurden von der deutschen Artillerie getötet. Wenn ich auch bis heute nie ein Gewehr in Händen gehalten habe, bin ich bereit es zu lernen, um zu tun, was ich tun muss, um mein Land zu verteidigen...

Die Pflicht ruft...

Markige Wort gleich zu Beginn der Grundausbildung bei "Call of Duty", der Fortsetzung des preisgekrönten Ego-Shooters aus dem Hause Activision. Zunächst ist der Spieler Soldat der roten Armee und versucht Mütterchen Russland vor den herannahenden Deutschen zu schützen. Direkt vom Lastwagen heruntergestiegen empfängt den Spieler Kommissar Letlev, der ein gut gemachtes Tutorial eröffnet. Die Steuerung wird CoD-Veteranen, aber auch einer Vielzahl anderer Ego-Shooter-Kenner bekannt vorkommen, denn es gibt eigentlich keinen nennenswerten Unterschied zu einer ganzen Reihe anderer Vertreter des Genres. Dementsprechend fühlt man sich auch gleich zu Hause und weiß schnell wie der Hase läuft.

So gerät das Tutorial auch schnell in den Hintergrund als ein Genosse mittendrin die Gefangennahme eines deutschen Soldaten meldet. Im Unterschlupf erfährt man dann, dass deutsche Truppen nicht mehr weit von der Stadt entfernt sind und so befindet man sich auch gleich mitten in der Schlacht. So entsteht vom ersten Augenblick an eine spannende und packende Atmosphäre. Die zerbombten Ruinen der Stadt, brennende Fässer und zurückgelassene Militärfahrzeuge prägen die Landschaft und zeichnen ein überaus realistisches Bild des Krieges. Insbesondere solche Details wie die frierenden Kameraden, die sich die Hände reiben und den sichtbaren Atem in die Handflächen blasen zeigen wie realistisch alles wirkt.

Die einzelnen Levels werden von Missionszielen begleitet, in denen man Fernleitungen reparieren, Gebäude sprengen oder Stützpunkte einnehmen muss. Neben der Kampagne als Soldat in der russischen Armee stehen auch noch zwei Szenarien als Kämpfer der britischen sowie der amerikanischen Truppen zur Verfügung. Insgesamt kommt man so auf 27 Einzelspieler-Missionen.

Zum Angriff

Und diese Missionen haben es wahrlich in sich: Da spielen sich am Himmel Luftschlachten ab, während der Spieler selbst am Boden gerade in ein Haus gerannt ist, um eine Stellung der Deutschen auszuheben. Gleichzeitig feuert ein Panzer in den Strassen auf die Kameraden, den man mit einem Sprengsatz so schnell wie möglich ausschalten sollte. Das Spiel hält so sehr schön die Balance zwischen simplen Geballere und herausforderndem Taktik-Shooter.

Die Intelligenz der Gegner ist weitestgehend okay. Zwar gehen die Deutschen auffallend selten wirklich in Deckung, aber sie wurden auch nicht zu Kanonenfutter degradiert. Insbesondere Maschinengewehrstellungen und Panzereinheiten stellen eine echte Herausforderung dar.

Besonders gut gelungen ist auch der Moment, in dem der Spieler selbst getroffen wird. Bei leichten Treffern signalisiert ein runder, roter Kreis den Treffer und eine Zacke weist die Richtung aus der der Schuß kam. Bei einem schweren Treffer, beispielsweise durch eine Granate oder einen MG-Salve wird der Blick verklärt, die Bewegungen langsamer und man braucht einen Moment, bis man wieder voll da ist. So wird auch verhindert, dass man sich zu sehr in Harakiri-Manier in den Kampf wirft.

Nahegehender Realismus

Auf der Rückseite der Packung ist zu lesen: "Noch gewaltigere, intensivere und realistischere Schlachten als wohl jemals zuvor". Dem ist im Prinzip nur noch wenig hinzuzufügen, denn es stimmt. Der Realismus der Schlachten dürfte, soweit das irgendwie möglich ist, der Realität ziemlich nahekommen. So nahe, dass es schon wieder fast ein bisschen zu nahe geht. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass "Cod 2" keine Jugendfreigabe gem. -§14 Jugendschutzgesetz (JuschG) erhalten hat.

Die Soldaten, die einen in die Schlachten begleiten frieren, gehen mit äußerst real klingenden Schreien zu Boden oder krümmen sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Schlachtfeld. Andauernd ruft dir einer der Kameraden "Granate!" als Warnung entgegen oder signalisiert mit "Deutsche, zweiter Stock, links oben!" wohin die Kugeln fliegen sollten bzw. wovor man sich besser in Acht nehmen sollte. Wenn man einen Gegner getroffen hat geht dieser zunächst zu Boden, aber manch einer rappelt sich dann langsam wieder auf, um erneut auf den Spieler loszugehen. Erst eine zweite Salve streckt den Gegner dann zu Boden. Hinzu kommen die Eindrücke einer äußerst genialen Grafik. Angefangen bei der Szenerie, die sehr gekonnt in Szene gesetzt wurde, über die Animation der Soldaten bis hin zu den Maschinengewehrsalven aus der Ferne oder der Detonation einer Handgranate in unmittelbarer Nähe. Es wurde an alles gedacht und so hat man umso mehr den Eindruck "dabei" zu sein.

Das Alles ist zwar ein ganz klares Kaufargument, allerdings wirklich nur für diejenigen, für die das Spiel wohl am ehesten gedacht war. Eltern, die sich unter Umständen gerade diesen Test durchlesen und auf dem Zettel für den Weihnachtsmann diesen Titel wiederfinden, sollten vielleicht doch mal die Demo des Games antesten bevor sie ihrem Sprössling blindlings die Packung unter den Weihnachtsbaum legen.

Bei aller Genialität des Titels und bei aller Liebe zum Detail, das die Designer an den Tag gelegt haben ist dies doch gleichzeitig ein Fluch. Das Spiel ist ohne Zweifel herausragend, aber man sollte einfach wissen worauf man sich da einläßt.

Ein Wort zur Technik

An der Grafik und an der Steuerung gibt es wie bereits beschrieben nichts auszusetzen. Ein besonderes Lob gilt aber auch noch den Sounddesignern und Musikern, die mit diesem Projekt betraut waren. Die filmreife Begleitmusik ist so gut, dass man sie im Laden kaufen können sollte oder zumindest einem Hollywood-Produzenten zur Verfilmung angeboten werden sollte. Die Geräuschkulisse des Krieges kommt in CoD 2 ebenfalls sensationell zur Geltung. Zischende Kanonen, pfeifende Ohren, dumpfe Schreie aus der Ferne und immer wieder der Einschlag von Kugeln und Geschossen in die umliegenden Objekte sind sehr gut umgesetzt worden.

"Call of Duty 2" ist vermutlich einer der besten Shooter des Jahres bestenfalls begleitet von Half-Life 2. Die atemberaubende Grafik und die perfekte Atmosphäre machen das Spiel zu einem echten Kracher und bringen in filmreifer Qualität die Intensität und das Chaos des Krieges in das heimische Wohnzimmer.

Punktewertung

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