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Wer bin ich, wenn ich online bin... und was macht mein Gehirn solange? Review


2011-04-09  Spielemagazin  14 Likes  0 Kommentare 
Heute schon gegoogelt? Im Durchschnitt sind die Deutschen etwa zweieinhalb Stunden täglich online. Neuesten Studien zufolge, so zeigt Bestsellerautor und IT-Experte Nicholas Carr, bewirkt bereits eine Onlinestunde am Tag erstaunliche neurologische Prägungen in unserem Gehirn.

Wer bin ich, wenn ich online bin... und was macht mein Gehirn solange?
Die meisten Menschen gehen inzwischen regelmäßig "online" - sie kommunizieren über E-Mails oder Chats, lesen Nachrichten, recherchieren oder suchen Unterhaltung. Das enorme Angebot des World Wide Web lässt kaum Wünsche offen. Obwohl das Internet immer noch eine sehr moderne Erfindung ist, gehört es zum Alltag vieler Menschen fest dazu. IT-Experte Nicholas Carr setzt sich mit diesem Phänomen auseinander, indem er das digitale Zeitalter mit früheren Zeiten vergleicht und Schritt für Schritt die Entwicklung nachvollzieht. Angefangen bei Sokrates und dem Beginn der Schriftlichkeit über den Buchdruck bis hin zur klassischen Lektüre, gespickt mit interessanten Ausführungen über das Gehirn.

Sehr anschaulich stellt der Autor die geistigen Vorgänge bei Internettätigkeiten dar und untersucht die Denkstrukturen - die Bedienung des Internets sorgt demnach dafür, dass das Gehirn einen beachtlichen Teil seiner Aktivität darauf konzentrieren muss, die bei der Informationsaufnahme verloren geht. Auch wenn Nicholas Carr den Nutzen des Internets nicht abspricht - er plädiert eindeutig dafür, sich mit den Gefahren und Schwachstellen dieses Mediums auseinanderzusetzen. Dabei beruft er sich nicht nur auf aktuelle Studien, sondern gibt auch ganz persönliche Eindrücke wieder, die ihm bestätigen, dass das Massenmedium Internet zur Oberflächlichkeit und Konzentrationsschwäche verleitet. Charmant und glaubwürdig ist das bei das Eingeständnis, sich der Bedeutung modernster Medien vom Internet bis zum Blue-Ray-Player nicht entziehen zu können. Carr erscheint nicht als belehrender Moralapostel, sondern als kritischer Zeitgenosse, der einfach ein bisschen Nachdenken empfiehlt.

Die kurze aber fundierte Reise durch die Wissenschafts- und Philosophiegeschichte vermittelt dem Leser interessante Informationen am Rande, ebenso wie die neurologischen Untersuchungen. Liest man das Buch allerdings als Laie, ist es mitunter ein wenig zu trocken geraten. So reizvoll die Beobachtungen und Analysen auch sind, die Faktenmenge lässt sich besser in kleinen Häppchen vertragen, anstatt das Buch in einem Rutsch zu lesen.

Über den Autor
Nicholas Carr, geboren 1959, studierte englische und amerikanische Literatur an der Harvard University und war als Herausgeber der Harvard Business Review tätig. Mit Beiträgen u.a. in The New York Times Magazine, Wired, The Financial Times, Die Zeit, den Sachbüchern The Big Switch und Does IT Matter? und nicht zuletzt seinem wegweisenden Artikel Is Google Making Us Stupid? erwarb er sich den Ruf als einer der provokantesten und prophetischsten Denker zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel in der Dot-Com-Ära.

"Die digitale Revolution verändert das Denken und den Denkapparat." sagt Nicholas Carr. Dann wird dieses Buch sicherlich auch dein Denken verändern, denn es zeigt sehr schön welchen Einfluß das Internet noch auf unser Leben hat. Ganz abseits von all den Vorzügen...

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