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Weltkonzern und Kriegskartell: Das zerstörerische Werk der IG Farben Review


2011-06-06  Spielemagazin  6 Likes  0 Kommentare 
Die Zeit des Nationalsozialismus ist und bleibt wohl das schwerste Erbe für Deutschland. Mich persönlich hat bei den Geschichten meiner Großeltern zu diesem Thema immer besonders die Frage nach dem Grund beschäftigt: Wie konnte das alles passieren? Wie konnte man das zulassen? Warum wurde es nicht verhindert? Um dies wenigstens ansatzweise verstehen zu können, ist es wichtig, auch heute so viel wie möglich darüber zu wissen. Vor allem die deutsche Industrie, auch die IG Farben, spielte eine nicht unerhebliche Rolle.

Weltkonzern und Kriegskartell
Diarmuid Jeffreys lebt und arbeitet als Journalist in Großbritannien. In erster Linie ist er als Dokumentarfilmer für die BBC tätig. In seinem Buch "Weltkonzern und Kriegskartell: Das zerstörerische Werk der IG Farben" beschreibt er äußerst umfassend und plastisch wie kein zweiter zuvor, wie die chemische Industrie in Deutschland den Verlauf des Zweiten Weltkriegs entscheidend beeinflusste.

Dabei geht es Jeffreys weder um eine rein sachlich nüchterne Darstellung der Fakten, noch um eine komplette Vorverurteilung der Beteiligten. Vielmehr setzt er feinfühlig verschiedene Schreibstile ein. Der Leser erhält sowohl den notwendigen Überblick, als auch wissenswerte Hintergrundberichte die Zusammenhänge umfassender verstehen lassen. Ganz neutraler Reporter, gelingt es Jeffreys sogar, wenn es angebracht ist, Positives hervorzuheben und als solches darzustellen. Der enorme Forscher- und Wissensdrang der deutschen Chemiker etwa, imponiert Jeffreys und er scheut sich nicht zu erwähnen, dass Deutschland auf diesem Gebiet in der damaligen Zeit führend in Europa war. Jeffreys beschreibt den Weg von unabhängiger Wissenschaft zu Unternehmen, die sich aus Profitgier für Verbrechen missbrauchen lassen.

Diarmuid Jeffreys kann in seinem Buch nicht verleugnen, dass er Brite ist. Wohl kaum jemand sonst würde auf die Idee kommen in einem Werk über die NS-Zeit witzige Anekdoten zu verwenden. Aber Jeffreys wollte auch kein Sachbuch mit rein geschichtlichen Fakten und Quellen schreiben. Sein Buch it trotz des schweren Themas eine unterhaltsame Lektüre, die jedoch leider, wie so oft, in der Übersetzung etwas verliert.

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