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U Are the Universe Review

Ein intimes Weltraumdrama über Einsamkeit, Hoffnung – und das, was uns verbindet


26.12.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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U Are the Universe ist einer dieser seltenen Science-Fiction-Filme, die den Weltraum nicht als Spektakel benutzen, sondern als Resonanzraum für das, was uns innerlich bewegt. Der ukrainische Regisseur Pavlo Ostrikov erzählt eine Geschichte, die zwar in den Sternen spielt, aber tief in den menschlichen Erfahrungen verwurzelt bleibt: Einsamkeit, Sehnsucht, Humor, Angst – und der Wunsch, in einer zerbrochenen Welt trotzdem verbunden zu bleiben. Dass dieses Werk unter den Bedingungen eines Kriegslandes entstanden ist, verleiht ihm eine stille, aber spürbare zusätzliche Kraft.

Volodymyr Kravchuk trägt den Film nahezu allein. Sein Spiel ist entwaffnend ehrlich: verwundbar, witzig, nervös, träumerisch. In jedem Augenaufschlag steckt eine Mischung aus Trotz und Hilflosigkeit, aus Lebenslust und Müdigkeit. Trotz geringer Mittel wirkt alles erstaunlich groß – vom Design des Raumschiffs bis zu den feinen Details der Welt, die er zurückgelassen hat. Begleitet wird er von einem Roboter, der mehr Charakter hat als so mancher menschliche Sidekick im Blockbuster-Kino. Gemeinsam schaffen sie einen emotionalen Kern, der den Film trägt.

Kleine Mittel, große Wirkung
Die technische Seite überrascht: Saubere Bilder, kluge Beleuchtung, präzise Setgestaltung – all das lässt vergessen, wie klein das Budget wirklich war. Statt gigantischer Schlachten setzt der Film auf subtile Weltraumatmosphäre, die den Raum mehr spürbar als sichtbar macht. Auch der Soundtrack ist stark: mal verspielt, mal melancholisch, dann wieder zärtlich – und immer genau im Moment verankert. Der Vergleich zu Klassikern wie 2001, Interstellar oder Solaris liegt nahe, doch U Are the Universe kopiert nicht, sondern zitiert mit Respekt und findet seine eigene Stimme.

Seine größte Stärke liegt darin, wie ungezwungen er Humor und Tragik verbindet. Die Geschichte beginnt fast leichtfüßig, sogar verspielt. Doch je weiter die Reise geht, desto mehr öffnen sich die emotionalen Räume. Die Einsamkeit des Protagonisten wird nicht pathetisch überbetont, sondern entsteht ganz allmählich, in kleinen Blicken, stillen Momenten und überraschenden Wendungen. Und immer wieder bricht Wärme durch, oft durch Musik, manchmal durch Erinnerung – oder durch die pure Menschlichkeit, die der Film so sensibel zeigt.

Sci-Fi als Spiegel der Seele
Der Film verzichtet bewusst auf eine harte wissenschaftliche Grundlage. Manche physikalischen Abläufe sind eher symbolisch als korrekt – doch das funktioniert, weil U Are the Universe nicht die Technik erzählen will, sondern die Person. Die Weite des Alls ist hier Bühne für die Innenwelt eines Mannes, der mit sich selbst, seinen Ängsten und seinen Beziehungen ringt. Überhaupt geht es viel stärker um Liebe und Verbundenheit als um Missionen oder Systeme. Das macht den Film zugänglich, menschlich und überraschend tief.

Dass so viele Zuschauer von Tränen berichten, überrascht nicht. Der Film trifft mit leiser Genauigkeit an Punkten, an denen Science Fiction oft vorbeischießt: Er zeigt Einsamkeit nicht als Schrecken, sondern als Zustand, aus dem Hoffnung entstehen kann. Und er zeigt Liebe nicht als große Geste, sondern als das kleine, unverzichtbare Licht, das einen Menschen am Leben hält. Dazu kommen zahlreiche liebevolle Easter Eggs und kulturelle Anspielungen – besonders für ukrainische Zuschauer –, die dem Film zusätzliche Farbe geben.

Nicht perfekt, aber ehrlich
Natürlich wirkt nicht alles rund. Einige Dialoge sind ruppig, manche Szenen brechen tonal ein wenig aus, und das langsame Erzähltempo verlangt Geduld. Doch genau diese Rauheit macht den Film authentisch. U Are the Universe ist keine glattpolierte Streaming-Produktion, sondern ein Werk voller Seele, entstanden in einer Nation, die gerade um ihre eigene Identität kämpft. Diese Energie spürt man in jeder Einstellung.

U Are the Universe ist ein kleiner, großer Film: technisch bescheiden, emotional riesig. Er mischt Humor, Melancholie und kosmische Weite zu einem unaufdringlichen, aber berührenden Weltraumdrama, getragen von einem herausragenden Hauptdarsteller und einem Erzählinstinkt, der das Menschliche immer an erste Stelle setzt. Wer Science Fiction als seelenlose Technik begreift, wird hier eines Besseren belehrt. Wer im Kino Herz sucht, findet es hier.

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