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Street Crime Review


2010-10-12  manuel  9 Likes  0 Kommentare 
Auf der Startseite von streetcrime.de prangt das "ab 18"-Zeichen der USK, welches vor einem "jugendbeeinträchtigenden" Spiel warnt und Jugendliche vor der "Wucht der Bilder" und dem "gewalthaltigen Konzept" schützen will. Dass in Browserspielen generell keine Bilderwucht zu erwarten ist und die Gewalt sich auf Klicks von Wörtern der schlimmen Taten beschränkt, sei soweit schon mal verraten. Somit ist die tiefrote Warnung eher eine Einladung für Minderjährige, wenn nicht gar ein Qualitätsmerkmal für ein Gangsterspiel. Man denke dabei an das Parental-Advisory-Label auf Tonträgern, dass vor allzu garstigen Schimpfwörtern in den Songtexten warnt und zum Kultzeichen der Künstler wurde. Im Spiel selbst jedenfalls findet man kaum wirklich jugendgefährdenden Inhalt, auch wenn Damen aus dem horizontalen Gewerbe als "Nutten" bezeichnet werden (uuuh!) und man per Klickorgie allerlei böse Dinge anstellt, um die kriminelle Karriereleiter aufzusteigen. Die begangenen Schandtaten sind ganz und gar unspektakulär dargestellt, da sie lediglich aus einem Mausklick bestehen und weder mit Bildern noch sonst irgendeiner Animation untermalt werden. Wenn man beispielsweise einem kleinen Mädchen das Eis klaut, wird man nur mit einer "Geschafft!"-Meldung und den erlangten Erfahrungspunkten belohnt.

Klick- statt Gewaltorgie
Hat man sich also die Warnung der Startseite über das "gewalthaltige Spielkonzept" zu Herzen genommen und sich dafür entschieden, ein neues Gangsterimperium zu schaffen, startet man als Ex-Knacki in einer Comic-Straße, die eher eine Parodie einer wirklich üblen Gegend ist. Dort begeht die ersten Verbrechen: Man klickt beispielsweise auf das bereits erwähnte Mädchen und wählt aus einem Menü verschiedenen Aktionen aus, die bestimmte Attribute steigert. Je nach Tat, wird das Bargeld mehr oder es steigt Angriffskraft, Stärke, Intelligenz, Sexappeal oder Respekt. Dabei muss man nicht zwangsläufig böse sein, man kann das Kind auch "zur Schule bringen". Die Klickorgie bringt die Erfahrungspunkte und kostet stets Energie, die man anfangs mit literweise Kaffee saufen wieder auffüllen kann, bis man die Playershops entdeckt und die Aktionsleiste sich füllt, ohne die Hälfte seines Geldes in den Kaffeeautomaten auf der heimischen Straße verschwenden zu müssen.

Mit den Übeltaten steigt auch das Fahndungslevel und ab einem gewissen Wert wird man von den Cops geschnappt. Kann man sich dann nicht frei kaufen, landet man im Knast und ist erstmal für drei Stunden außer Gefecht. Trotzdem muss man nicht gleich frustriert ausloggen: Zusammen mit anderen Häftlingen kann man einen Aufstand planen und kommt frei, wenn zehn Prozent mitmachen. Das Leveln geht dann mühsam monoton weiter und auch die Quests, bei denen bestimmte Aktionen einfach der Reihe nach zu erledigen sind, machen die Klickerei nicht spannender.

Ausrauben, zusammenschlagen und dann Kippe anbieten?
Etwas verwirrend ist es dann doch, dass die guten und bösen Taten sich nicht gegenseitig ausschließen. So kann man zum Beispiel (stets in beliebiger Reihenfolge) einen herumlungernden "Saufkopp" gleichzeitig ausrauben, umtreten, ihn dann aber trotzdem noch Kleingeld geben und anschließend zur Entgiftung bringen. Oder aber einem "Geschäftsmann" die Rolex klauen, ihn zusammenschlagen, ihn erpressen, aber dann auch noch "um Rat bitten." Das Ganze kann man bis zur Sinnlosigkeit weiter betreiben und man ist somit die meiste Zeit damit beschäftigt, die Schandtaten stupide abzuklicken und sich immer wieder Energie anzusaufen.

Langzeitmotivation mit dem Gangsterimperium?
Sein Geld investiert man zunächst in Goodies wie Waffen, Fahrzeuge oder in einen Hund, was Boni auf Angriff und Verteidigung bringt, die man aber (zumindest als Low-Level) nicht wirklich braucht, da man die Quests auch mit Angriffen auf schwächere Spieler lösen kann. Später tritt man einer Gang aus mehreren Spielern bei, baut Cafes, Fabriken, Hotels und Casinos in seine Straße und zieht somit ein Gewerbe mit stetigem Geldfluss hoch. Auch wenn man dann nicht mehr am Hungertuch nagt, ändert das nichts am Spielprinzip der Klickorgie. Auch ist nicht immer sofort der Sinn von manch einer Investition ersichtlich.

Natürlich kann man im Browserfenster nicht die Spieltiefe eines Grand Theft Auto darstellen, trotzdem hält sich die kriminelle Energie in Grenzen, die dabei rüber kommt. Auch ist einem nicht immer klar, was alles von den rollenspielartigen Attributen beeinflusst wird - ja warum und wann man gerade gewisse Werte steigern soll. Trotz linearem Menü, findet man sich im Spiel erst nach einer gewissen Zeit zurecht. Und was man gerade machen kann und soll, sagt einem ein Berater, der einem aber auch manchmal überflüssige Hinweise gibt. Ein Riesen-Plus ist es aber, dass man selten zur gänzlichen Untätigkeit verdammt ist, wie bei vielen anderen Browserspielen. Auch wenn die Aktionen im "coolsten und spannendsten Online Gangster Browsergame", wie es sich selbst nennt, nicht gerade spektakulär, geschweige denn spannend sind, hat man immer etwas zu tun. Natürlich finanziert sich das Spiel auch mit zukaufbarem Spielkapital. Positiv ist auch hier, dass dadurch keine zu große Vorteile entstehen und man auch beim kostenlosen Spielen ein durchaus sinnvolles und ebenbürtiges Dasein fristen kann.

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