Spiele » Reviews

Spirit of the North 2 (PS5) Review

Ein Fuchs, ein Rabe und eine stille Welt voller Geheimnisse


2025-10-27  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Spirit of the North 2 (PS5) Review Bild Spirit of the North 2 (PS5) Review Screenshot Spirit of the North 2 (PS5) Review Foto

Spirit of the North 2 setzt dort an, wo das Original seine Spuren im Schnee hinterlassen hat: Eine wortlose Reise durch eine mystische Naturwelt, erzählt durch Umgebungen, Klänge und das Zusammenspiel von Tiergeistern. Und auch wenn die Fortsetzung in vielerlei Hinsicht eine echte Verbesserung darstellt, verheddert sie sich an einigen Stellen in ihrer eigenen Ambition.

Wieder übernimmst Du die Rolle eines rotpelzigen Fuchses, nun begleitet von einem klugen Raben. Gemeinsam streift ihr durch eine gewaltige offene Welt, auf der Suche nach verlorenen Artefakten, geheimen Tempeln und der Wahrheit hinter einer dunklen Korruption, die einst die Tiergeister des Nordens verzehrte.

Atmosphäre pur – wenn die Welt atmet, schweigt der Spieler
Was Spirit of the North 2 meisterhaft umsetzt, ist Stimmung. Nebelschleier über windgepeitschten Küsten, glitzernde Schneefelder, moosbedeckte Ruinen – die Spielwelt atmet Legende. Ohne Dialoge, ohne Missionsmarker, aber mit leuchtenden Bändern aus Energie, die Dich ganz subtil in die richtige Richtung lenken.

Der Clou: Die Welt ist riesig – wirklich riesig. Und dennoch entfaltet sich die Erkundung überraschend organisch. Der Reiz liegt im Entdecken, nicht im Abarbeiten. Die Belohnungen sind kleine Geschichten, Erinnerungsfragmente, mythische Botschaften, manchmal auch nur ein besonderer Moment in einem verfallenen Tempel.

Mehr Gameplay heißt nicht automatisch mehr Spielspaß
Im Vergleich zum Vorgänger gibt sich Teil zwei deutlich spielerischer. Du sammelst Kristalle, schaltest Tempel frei, meisterst neue Fähigkeiten und wagst Dich an große Puzzleabschnitte. Die Entwickler wollten offenbar nicht noch einmal „nur“ ein atmosphärisches Erkundungsspiel liefern – und genau hier liegt eine der Schwächen.

Denn so charmant der neue RPG-Anstrich mit Skillbäumen und Crafting-Elementen auch sein mag – wirklich notwendig ist er nicht. Viele der Buffs sind marginal, das Ressourcenmanagement streckt künstlich die Spielzeit, und einige Mechaniken – etwa das Zurückholen verlorener Kristalle nach dem Tod – wirken aufgesetzt und unnötig frustrierend.

Treue Begleiter, liebevolle Details – und technische Stolperfallen
Der Rabe ist eine echte Bereicherung. Er hilft beim Aufspüren versteckter Objekte, ermöglicht dem Fuchs das Gleiten und reagiert sogar emotional auf Ereignisse – von erschrockenem Gekrächze bis zu freudigem Herumflattern. Die Interaktionen zwischen Fuchs und Rabe sind stumm, aber emotional nachvollziehbar und liebevoll animiert.

Puzzle statt Kampf – und genau das funktioniert erstaunlich gut
Spirit of the North 2 verzichtet weiterhin auf klassische Kämpfe. Die Konfrontationen mit den von Korruption befallenen Tiergeistern sind vielmehr große Puzzle-Bosse, bei denen es auf Timing, Geschick und die richtige Nutzung Deiner Fähigkeiten ankommt.

Das fühlt sich erfrischend anders an. Kein Button-Mashing, kein Combo-System – stattdessen klug platzierte Herausforderungen, die Dich zum Nachdenken zwingen. Die Tempel mit ihren Plattform- und Rätselsequenzen erinnern an die Schreine aus Zelda: Breath of the Wild – reduziert, aber wirkungsvoll.

Eine Welt wie ein Gemälde – mit Ecken und Kanten
Optisch weiß das Spiel größtenteils zu begeistern. Die Naturkulissen sind großartig inszeniert, von stürmischen Küsten bis zu dichten Wäldern und vereisten Bergen. Der Stil ist märchenhaft, aber glaubwürdig.

Allerdings wirken die Hauptfiguren – Fuchs und Rabe – bei Nahansichten etwas steif. Das Fell sieht kantig aus, die Animationen sind nicht auf dem Niveau der Landschaft. Auch gibt es auffällige Pop-ins und gelegentliche Framerate-Drops. All das schmälert das Erlebnis nicht massiv, ist aber spürbar.

Klangvoll und bewegend – der Soundtrack als emotionale Brücke
Akustisch spielt Spirit of the North 2 ganz oben mit. Die Musik ist dezent, aber einprägsam. Klavier, Streicher und gelegentliche Vokalpassagen begleiten die Reise und untermalen emotionale Höhepunkte feinfühlig.

Auch die Umgebungsgeräusche – knarzende Äste, rauschende Wellen, der Wind in den Felsen – schaffen eine glaubhafte Welt, die auch ohne Worte eine Geschichte erzählt.

Spirit of the North 2 ist ein Spiel der Gegensätze. Eine wunderschöne Welt voller Geheimnisse trifft auf teils überladene Mechaniken. Die wortlose Geschichte, getragen von einem stummen Fuchs und einem treuen Raben, berührt – trotz (oder gerade wegen) der Stille. Doch dort, wo das Spiel entschlackt sein sollte, wird es unnötig komplex. Und wo die Natur zur Hauptfigur wird, verliert sich die Spielerführung im Dickicht. Dennoch: Wer sich auf die langsame Reise einlässt, wird mit einem atmosphärischen Abenteuer belohnt, das viel Herz hat – auch wenn es manchmal stolpert.

Punktewertung

Gameplay
78
Grafik
82
Sound
85
Steuerung
75

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.