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Rocketbirds: Hardboiled Chicken Review


2012-11-11  Matthias Kraut  11 Likes  0 Kommentare 
So kann's gehen: Aus einem ambitionierten -aber kostenpflichtigen -Flashspiel wird ein vollwertiger Arcadetitel, der nicht nur einen Platz in Sonys PSN -Store gefunden hat, sondern nun auch auf Valves Plattform Steam veröffentlicht wurde. Aber um wen oder was geht es hier eigentlich? Nicht weniger als um eine unterjochte Stadt namens Albatropolis, ein diktatorisches Pinguine-Regime (die sogenannte P.P.P.P.) und dessen bösen, autoritären Pinguin-Führer Putzki. Zu guter Letzt geht es natürlich auch um Euch, den Spieler, der die Kontrolle über "Hardboiled Chicken" den einzig wahren Kampfhahn übernimmt. Die Mission: Mach Putzki kalt! Das Ganze hört sich nicht nur verrückt an, sondern hat auch noch einen nicht minder komischen Titel: "Rocketbirds: Hardboiled Chicken". Das Spiel war bereits beim Independent Games Festival 2010 (kurz: IGF), damals jedoch noch als Flashspiel "Rocketbirds Revolution!" bekannt, in verschiedenen Kategorien als Finalist nominiert. Ob diese Ehrung aber auch wirklich gerechtfertigt werden kann und ob das Spielprinzip in der vollwertigen Steam-Version wirklich Spaß macht, lest ihr am besten in unserem Test.

Soundtrack: Wow! Grafik: Wow!

Schon im Hauptmenü des Spiels wird einem nach wenigen Sekunden klar: Der Soundtrack ist erstklassig! Eigens komponierte Songs der Band "New World Revolution" untermalen bereits in der ersten Cutscene das actionreiche Geschehen mit einer großartigen Mischung aus hartem Gitarrenrock und coolen Synthesizern. Dementsprechend ist es auch wenig verwunderlich, dass "Rocketbirds" auf dem IGF im Bereich Audio für ein Award nominiert war.

Aber nicht nur in dieser Kategorie macht "Rocketbirds: Hardboiled Chicken" eine gute Figur. Denn auch in Sachen Grafik haben die Entwickler von Ratloop Asia keine Mühen gescheut, umeinen hervorragenden Eindruck beim Spieler zu hinterlassen: Ein schicker 2D-Comicstil, liebevoll animierte Charaktere sowie mit großer Ergebenheit gezeichnete Hintergründemachen das Game auf den ersten Blick zu einem visuellen Augenschmaus und zudem richtig Lust auf Action - und von der, gibt es im Spiel einiges zu sehen.

Mein Name ist Chicken....Hardboiled Chicken.
Direkt im Intro stürzt sich unser Held Hardboiled wagemutig in stilgerechter "James Bond-Geheimagenten-Manier" und mit einem feurigen Jetpack auf dem Rücken in die Höhle des Löwen - also direkt hinter die feindlichen Linien des teuflischen Pinguin-Regimes. Mit einem klaren Ziel vor unserem geistigen Auge übernehmen wir, nach einer ungewollten Bruchlandung, die Kontrolle über den muskulösen Kampfhahn. Und so beginnt die Geschichte um kämpfende Pinguine, totalitäre Dikatoren und einen Kampf um die Freiheit, den Hardboiled zusammen mit anderen ulkigen Vögeln im späteren Verlauf der Geschichte anführt. Aber alles von Anfang an.

Nachdem wir erst einmal im feindlichen Territorium gelandet sind, müssen wir uns zunächst an die Steurung gewöhnen. Mit den Tasten "WASD" bewegen wir unseren Hahn vor- oder rückwärts oder vollführen einen Sprung, um gegebenenfalls höher gelegene Kanten zu ergreifen. Das wichtigste Element ist jedoch das "Ducken" bzw. "Rollen". Sei es, um mit jener Aktion dem feindlichen Sperrfeuer durch gekonnte Ausweichrollen zu entkommen oder um durch schmale Schächte zu gelangen. Das gekonnte Zusammenspiel aus Ducken, Rollen und Schießen ist das A und O bei "Rocketbirds: Hardboiled Chicken" und spätestens auf höheren Schwierigkeitstufen sollte man den Dreh raus haben - wenn man überleben will.Natürlich gibt es hier ein kleines Problem: Das alles ist nur sehr schwer umsetzbar, denn allerspätestens wenn mehr als drei Gegner von beiden Bildschirmseiten auf euch feuern, helfen die vermeintlichen Ausweichemanöver auch nicht mehr weiter. In solchen Fällen gibt es nur eine Lösung: Wir müssen die - nur an bestimmten Stellen -gegebene Möglichkeit der Deckung nutzen. An mehr oder weniger gut erkennbaren Orten können wir uns dazu gegen die Wand pressen, um so den gegnerischen Schüssen zu entwischen.

Zurückgeschossen wird natürlich auch. Dazu haben wir eine Auswahl zwischen der typischen Bandbreite an Waffen: Von der einfachen Pistole bis zur klobigen Schrotflinte ist fast alles dabei. Mit unserem Waffenarsenal im Schlepptau kämpfen wir uns also von einer Bildschirmseite zur anderen und erledigen wildes Pinguingeflügel. Doch Vorsicht ist geboten: Da wir nur einen begrenzten Vorrat an Munition haben (eine Anzeige am Bildschirmrand gibt uns Informationen über die Menge an Munition, die noch verbleibt) ist da sinnlose "Mit der Maschinenpistole auf den Gegner draufhalten-Prinzip" eher ineffizient. Glücklicherweise, lassen erledigte Feinde immer wieder einen Stapel an Munition liegen, sodass wir nur selten in Not geraten sind. Das wirkliche Problem liegt im eben erwähnten Deckungs-System: Es fiel uns sehr schwer gleichzeitig auf mehrere Feinde zu feuern und währenddessen darauf zu achten immer wieder in Deckung zu gehen oder uns über den Boden zu rollen. Frustmomente sind hier vorprogrammiert.

Von Kisten, Keycards und "Brain Bugs"
Neben der ganzen Balleraction, gilt es im Spiel auch ab und an kleinere Rätsel zu lösen. Diese reichen von den typischen "Kiste-Verschieben-Rätsel" über "finde Keycard Blau um Tür XY zu öffnen" bis zum raffinierten Einsatz der sogennanten "Brain Bugs". Diese lebenden Granaten in Käferform sind ein sehr hilfreiches Gadget, denn mit diesen Dingern können wir die Kontrolle über ahnungslose Pinguinwachen übernehmen, um mit dessen Hilfe beispielsweise Türen zu öffnen oder unbemerkt irgendwelche wichtigen Schalter, die sonst unerreichbar schienen, umzulegen. Ein sehr spaßiges Spielelement, wie wir finden.

In den meisten Fällen stellen diese Denkaufgaben kein Problem dar- bis wir an den Punkt gelangen, in dem die verschiedenen Elemente miteinander verknüpft werden. Aber auch bei diesen Rätseln liegt die Lösung früher oder später auf der Hand, sodass das Spiel in Sachen "Köpfchen benutzen" nie wirklich unfair wird. Es gibt immer eine logische Vorgehensweise.

Allerdings machen die Rätsel eher einen kleineren Bruchteil der Spielzeit aus. Denn bei "Rocketbirds: Hardboiled Chicken" stehen alle Zeichen eindeutig auf Action.Und wer dachte, dass es im Game eigentlich darum geht, möglichst behutsam durch die Levels zu schleichen (wie es halt Geheimagenten normalerweise tun), der wird schnell eines Besseren belehrt. Denn in den meisten Fällen gibt es keine Möglichkeit ala Sam Fisher an Feinden vorbei zu schleichen oder sich unbemerkt eines Pinguinsoldaten zu entledigen - das Spielkonzept konzentriert sich vornehmlich auf große Feuerwerke und wilde Schießerein. Mehr James Bond also.

It's time for some "Jetpaction"
Nichtsdestotrotz hat es Ratloop Asia nicht verschwitzt -abseits der obligatorischen Denkaufgaben -an die nötige Portion Abwechlsung zu denken. Im Verlaufe des Spiels gelangen wir in den Besitz von Hardboileds heißgeliebten Jetpack und bestreiten damit in kleineren Passagen heiße Feuergefecht in der Luft. Dabei müssen wir uns nicht nur gekonnt über dem (weit entfernten) Boden halten und unsere Düsen entsprechend ausrichten, um in die gewünschte Richtung zu fliegen, sondern uns auch die hartnäckigen Feinde von den Federn halten. Das ist alles leichter gesagt als getan, denn die Flugpassagen erfordern nicht nur Übung sondern auch Zielgenauigkeit, da wir in diesen Sequenzen von allen Richtungen aufs Korn genommen werden. Das artet in manchen Fällen schon mal aus und da wir ohne Zielhilfe durch die Luft sausen, sorgen diese Sequenzen schon mal für den ein oder anderen Bildschirmtot -und nicht zuletzt für ordentliche Frustattacken. Da müssen wir es halt noch einmal probieren.

Coop-Action
Sehr interessant ist ebenfalls der Multiplayerdes Spiels ausgefallen, der sich sogar hervorragend in die Story des Arcadetitels fügt. Hier gilt es nämlich mit Freunden im Coop-Modus die Tochter des Generals zu retten. Dazu wählen wir jeweils einen der zahlreichen Charaktere, die alle für den Widerstand der Unterdrückten Vogelarten kämpfen, aus und stürzen uns zu zweit in die gelungene Abwechslung aus Action und Rätseln, die ein manches Mal auch systematisches Teamwork erforden.

Kurzer Spaß am Vogelhumor
Rocketbirds macht wirklich Laune. Das Spielkonzept ist zwar denkbar simpel, jedoch von den Entwicklern so liebvoll umgesetzt worden, dass es über das ganze Spiel niemals langweilig wird. Leider ist "Rocketbirds: Hardboiled Chicken" selbst für einen Arcadetitel zu kurz, denn je nach Schwierigkeitsgrad flimmerte nach maximal zwei Stunden der Abspann über den Bildschirm und ließ uns mit einem mulmigen Gefühl zurück - wir hatten einfach noch mehr Jetpaction erwartet. Aber sei's drum. Dafür gibt es den spaßigen Coop-Modus, der ein paar weitere Stündchen beschäftigt. Etwas sauer stößt allerdings die Synchronisation auf. Wir sind uns nicht sicher ob diese so gewollt oder einfach nur lustlos umgesetzt wurde, aber stellenweise hören sich die Sprecher recht komisch an. Das liegt vielleicht aber auch am eigenwilligen Humor des Spiels. Dieser macht sich oft in Form von lustigen Kommentaren seitens der patroullierenden Pinguine bemerkbar oder durch diverse Anspielungen, die man beispielweise den Propagandaplakaten entnehmen kann.

Wie auch immer: Sei doch die Synchronisation nun mal dahingestellt. Der großartige Soundtrack kompensiert dieses Manko allemal und entschädigt mit fabelhaften Songs, welche die gelungen Cutscenes, in denen wir mehr über Hardboileds Vergangenheit erfahren, prächtig untermalen. Beim Sound gibt's ebenso wenig zu meckern.

Die stimmige Action, der ulkige Humor, und herausragende Grafkstil tun ihr übriges. Und so können wir letztendlich bestätigen:Die zahlreichen Nominierungen waren tatsächlich gerechtfertigt.

 

Toller Arcadetitel, der richtig Spaß macht. Leider ist die "Jetpaction" etwas zu kurz geraten. Dafür gibt es aber einen recht guten Coop-Modus dazu und der Soundtrack ist ohnehin klasse. Kaufempfehlung!

Punktewertung

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   Titel Rocketbirds Soundtrack
   Genre rock-music
   Release 2011-10-01
   Systeme
   Publisher Pacific N3xus Media
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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