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Race for Glory: Audi vs. Lancia Review

Leidenschaft, Rivalität und verpasste Chancen


2025-10-17  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Es klingt nach einem Traum für Motorsportfans: Die legendäre Rallye-Saison von 1983, der Kampf zwischen Lancia und Audi, die Geburt der Gruppe-B-Ära – ein Stoff, der Benzin im Blut und Herzklopfen auf die Leinwand bringen könnte. Doch Race for Glory: Audi vs. Lancia schafft das Kunststück, ein Stück Motorsportgeschichte in einen Film zu verwandeln, der mehr bremst als beschleunigt.

Regisseur Stefano Mordini wagt sich an den Mythos um Cesare Fiorio (gespielt von Riccardo Scamarcio), den genialen, manchmal größenwahnsinnigen Lancia-Teamchef, der mit dem heckgetriebenen Lancia 037 gegen Audis revolutionären Quattro antreten musste – ein Kampf David gegen Goliath, Technik gegen Leidenschaft, Italien gegen Deutschland. Klingt spannend? Theoretisch ja. Praktisch bleibt davon erstaunlich wenig Adrenalin übrig.

Ein Film über Mut – aber ohne das Feuer
Was Race for Glory richtig macht, ist die Grundidee: Statt auf die Fahrer zu fokussieren, erzählt der Film die Geschichte aus der Sicht der Strategen, der Ingenieure, der Macher hinter den Kulissen. Fiorio wird als Visionär gezeichnet – getrieben, klug, manchmal unberechenbar. Daniel Brühl als Audi-Ingenieur Roland Gumpert bringt Ruhe und Präzision ins Spiel, bleibt aber erschreckend unterfordert.

Leider nutzt Mordini das Potenzial seiner Figuren nicht. Die Rivalität zwischen Lancia und Audi, zwischen Leidenschaft und Technik, wird zwar angedeutet, aber nie wirklich spürbar. Statt Zündfunken gibt es gepflegte Konversationen. Statt Rallye-Staub: Studiolicht. Die Kamera verweilt zu lange auf Gesichtern, die nichts sagen, statt auf Motoren, die alles erzählen könnten.

Wenn der Asphalt fehlt – und das Herz gleich mit
Die Rennszenen sind das größte Problem: Sie wirken seltsam distanziert, fast steril. Archivaufnahmen werden mit neuem Material vermischt, doch die Übergänge sind so ungeschickt, dass man die Schnitte förmlich spürt. Die Action hat weder Tempo noch Wucht – ein trauriger Kontrast zu dem, was Rallye eigentlich ist: Chaos, Geschwindigkeit, Gefahr.

Gerade Rallye-Fans, die mit Namen wie Walter Röhrl oder Michele Mouton etwas anfangen können, dürften enttäuscht sein. Statt donnernder Motoren und fliegender Kieselsteine gibt es Dialoge über Teamentscheidungen und Sponsorenpolitik. Das mag historisch korrekt sein, aber filmisch bleibt es zäh.

Immerhin glänzt der Film optisch: Die Landschaften Norditaliens, die Garagen mit ihren glänzenden Boliden – das sieht gut aus, keine Frage. Aber Schönheit ersetzt keine Spannung.

Fakten gegen Fiktion – und beide verlieren
Mordini wirbt mit dem Zusatz „Inspired by True Events“, doch die Balance zwischen Realität und Fiktion ist wackelig. Einige historische Ereignisse wurden stark vereinfacht, andere gleich ganz umgeschrieben. Puristen werden sich daran stören, Gelegenheitsschauer wohl kaum. Doch die Entscheidung, entscheidende Momente der Saison auszulassen – darunter ganze Etappen und die Tragödie von Corsica – schwächt die emotionale Wucht.

Und dann sind da die Details: von modernen Gebäuden in Szenen, die 1983 spielen sollen, bis zu fragwürdigen Akzenten und falsch ausgesprochenen Namen. Das sind Kleinigkeiten, aber sie reißen aus der Illusion. Es fehlt schlicht die Leidenschaft fürs Detail, die echte Rennsportfilme groß macht.

Zwischen Nostalgie und Leerlauf
Wer mit dem richtigen Mindset kommt, kann trotzdem Freude haben. Die 037 im Martini-Design, das Summen der Motoren, das Flair der 80er – das hat etwas. Race for Glory will keine Hollywood-Show sein, sondern ein europäisches Gegenstück zu Rush. Nur fehlt ihm der Mut, Risiken einzugehen. Wo Ron Howard Emotionen entfachte, bleibt Mordini vorsichtig.

Riccardo Scamarcio spielt solide, Daniel Brühl macht das Beste aus seiner Nebenrolle, und der Soundtrack bringt mit authentischen Synthie-Klängen immerhin etwas Zeitkolorit ins Geschehen. Doch insgesamt bleibt das Ergebnis wie ein Rallyeauto mit angezogener Handbremse: Es bewegt sich, aber ohne Drive.

Race for Glory: Audi vs. Lancia ist ein Film, der Motorsport-Geschichte erzählen will, aber die Leidenschaft des Motorsports kaum spüren lässt. Statt Vollgas gibt’s Mittelmaß, statt Rivalität gibt’s Respekt, statt Spannung gepflegte Langeweile. Für echte Rallye-Fans bleibt er ein „Was hätte sein können“-Moment – für alle anderen ein netter, aber fahriger Blick in eine faszinierende Epoche.

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