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Nur keine Sentimentalitäten! Review


2011-06-04  Spielemagazin  5 Likes  0 Kommentare 
Zurück in der bunten Welt der Kindheit: Entenhausen. Bei wem lagen sie damals nicht auf dem Nachttisch, zwischen Fibeln und Rechenbüchern im Tornister oder unter der Schulbank versteckt - die Heftchen mit den ansprechenden Bildern und den vom unentwegten Durchblättern abgeknickten Eselsohren?

Nur keine Sentimentalitäten!: Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte - Ein Lesevergnügen für erwachsen gewordene Kinder
Einer bekennt sich als praktizierender "Donaldist" öffentlich zu den Geschichten von Donald Duck und seinen Neffen - die ihrer Leserschaft eine Form familiärer Beziehungen vorlebten - und deren Verwandten, Freunden und Nachbarn. Ernst Horst geht in seinem Buch: "Nur keine Sentimentalitäten!" der Frage nach: "Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte" und findet durch akribische Recherchen, aber auch warmherzige und witzige Analysen auf 384 Seiten Antworten. In ebenso lockerem, humorvollen Stil, mit dem die Entenhausener ihrem deutschen Publikum nah gebracht wurden, beschreibt Horst das Leben jener Frau, die als "Mutter" der deutschsprachigen Comicversion gelten könnte. Dr. Erika Fuchs übersetzte nicht nur die Bildgeschichten des amerikanischen "Ur-Vaters" Carl Barks, sondern hauchte ihnen lebensnahe, deutsche Wirklichkeit ein. "Sie übersetzte nicht, sie schöpfte.", huldigt der Autor der Kunsthistorikerin Fuchs und vergleicht sie gar mit dem berühmten Reformator: "So wie Luther eine neue Sprache für die Bibel schuf ."

Mit sprachlicher Finesse, die er selber der Redakteurin der Micky-Maus-Hefte zuschreibt, erklärt Ernst Horst nicht nur, wie sie Deutschlands Gesellschaft in Jahren des Wirtschaftswunders den Spiegel vorhält, sondern auch ihren Einfluss auf deutsche Sprachkultur. Freundschaftlich ertappt er Fuchs auch beim einen oder anderen Fehler, auf die es ihr offensichtlich nicht ankam.

Nicht zuletzt schenken die vielfältigen Beispiele und Illustrationen den Leserinnen und Lesern ein ähnliches Vergnügen wie früher das Durchschmökern der Comichefte - oftmals beim Schein der Taschenlampe unter der Bettdecke.

Durch diesen Lesespaß ist Entenhausen wieder lebendig, aktueller denn je und vielleicht noch ein Stück gesellschaftsfähiger geworden - und damit auch die quirligen und träumerischen Kinderseelen in erwachsenen Lesern und Leserinnen.

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