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News Tower Review

Packender Zeitungs-Tycoon mit historischem Flair und cleverem Moral-Druck


24.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Dass ein Spiel über das Führen einer Zeitung in den 1930er-Jahren so spannend sein kann, hätte wohl kaum jemand erwartet – doch News Tower überrascht auf ganzer Linie. Der Management-Tycoon des kleinen niederländischen Studios Sparrow Night kombiniert Historie, Strategie, Moral und Chaos zu einem Spielerlebnis, das tiefgründiger ist, als es auf den ersten Blick scheint. Wer dachte, dass Zeitungen setzen, Reporter dirigieren und mit Anzeigenkunden verhandeln trocken ist, wird hier eines Besseren belehrt: News Tower ist lebendig, fordernd und manchmal erschreckend nah an der Realität.

Ein ungewöhnliches Setting – großartig umgesetzt
Im Herzen des Spiels steht dein eigenes Zeitungsimperium: ein Tower voller Büros, Schreibtische, Setzmaschinen und chaotisch umherhetzender Reporter. Die Zeit spielt im New York der 1930er – Prohibition, Wirtschaftskrise, politische Machtspiele und ein Weltgeschehen am Abgrund. Jede Woche produzierst du eine neue Ausgabe, jonglierst mit Themen, Ressourcen und Leserinteressen und arbeitest daran, deine Zeitung größer und bekannter zu machen.

Das Besondere: Alle Nachrichten basieren auf realen historischen Ereignissen. Die Telegramme liefern Schlagzeilen wie Babe Ruths legendären „Called Shot“ oder Al Capones Festnahme – und du entscheidest, wie dein Blatt darauf reagiert.

Das wirkt authentisch, glaubwürdig und sorgt dafür, dass sich jede Ausgabe wie ein Stück lebendige Geschichte anfühlt.

Management mit Ecken, Kanten – und Moral
News Tower ist ein klassisches „System-auf-System“-Spiel. Du weist Reporter zu, wertest Interessen der Leser aus, jonglierst Budgets und musst am Ende der Woche eine komplette Zeitung bauen, die Geld verdient. Doch dazwischen passiert unglaublich viel.

Der Kern des Spiels liegt im Balanceakt zwischen journalistischer Integrität und ökonomischem Überleben. Du kannst hochwertige investigativ recherchierte Artikel drucken – oder eben Sensationsschlagzeilen, wenn die Mafia kräftig zahlt. Letzteres bringt dir zwar Geld, aber auch moralischen Druck. Verweigerst du den Auftrag, stehen die Schläger plötzlich im Foyer und deine Mitarbeiter arbeiten danach… nun ja, nicht mehr besonders motiviert.

Das Spiel zwingt dich, Grenzen auszuloten: Wie viel Wahrheit willst du dir leisten? Wie viel „Yellow Journalism“ willst du akzeptieren? Es ist eine beklemmende, aber faszinierende Dynamik, die die 1930er ernst nimmt, aber trotzdem spielerisch bleibt.

Reporter, Redakteure und der tägliche Wahnsinn
Der News Tower füllt sich schnell mit Leben. Reporter haben Spezialisierungen und unterschiedliche Talente. Manche arbeiten schnell, andere gründlich – und wieder andere machen nur dann ordentliche Arbeit, wenn ein Editor hinter ihnen her ist. Doch Editors verzögern den Prozess. Du kämpfst ständig gegen die Uhr und musst trotzdem Qualität abliefern.

Es entsteht ein wunderbar chaotischer Workflow:
  • Reporter losjagen
  • Material sichten
  • Artikel produzieren
  • Layout finalisieren
  • Druckmaschinen starten


Und währenddessen beschwert sich das Personal über zu enge Räume, kaputte Druckmaschinen oder darüber, dass du ihre Zimmerpflanzen verkauft hast, um Schulden zu begleichen. Ja – das kannst du tun. Und ja – es fühlt sich genauso schlimm an, wie es klingt.

Verführerisch komplex und taktisch tief
Wie ein echter Tycoon baut sich die Spieltiefe nach und nach auf. Neue Fraktionen bringen neue Vorteile und neue Abhängigkeiten, Lesergruppen reagieren anders auf Politik, Sport, Gesellschaft oder Crime, und der Konkurrenzkampf in New York wird mit jeder Woche härter. Bald kämpfst du nicht nur um Klicks – sondern um Abonnenten, Marktanteile und das blanke Überleben.

Trotz der vielen Systeme bleibt News Tower intuitiv. Alles ist logisch miteinander verknüpft. Jede Entscheidung hat Folgen – mal wirtschaftliche, mal moralische. Genau diese Konsequenzen machen das Spiel außergewöhnlich.

Atmosphäre und Präsentation: charmant und detailverliebt
Optisch setzt News Tower auf einen klaren, stilvollen Comic-Look, der nie überladen wirkt, aber sehr detailreich ist. Die Animationen der Reporter, die kleinen Dialogblasen, die Büroarchitektur – alles wirkt liebevoll und handgemacht. Akustisch punktet das Spiel mit ruhigen Jazz-Nuancen und einer angenehmen Geräuschkulisse, die perfekt zur Ära passt.

Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich, der Aufbau des Towers immer nachvollziehbar, und das Gefühl, am Ende der Woche die gedruckte Zeitung in der Hand zu „halten“, ist herrlich befriedigend.

News Tower überrascht als ungewöhnlich intensiver Zeitungs-Tycoon, der dir mehr abverlangt, als du zunächst erwartest. Jede Woche musst du eine komplette Zeitung produzieren, Reporter koordinieren, Themen auswählen und gleichzeitig die Interessen deiner Leser bedienen. Das alles passiert unter realem Zeitdruck, während du mit moralisch zweifelhaften Fraktionen wie der Mafia oder der Politik jonglierst, die mit Geld oder Drohungen Einfluss nehmen wollen. Genau dieser Mix aus historischem Flair, harten Entscheidungen und clever verzahnten Systems sorgt für einen packenden Spielflow. Besonders stark ist die Atmosphäre: echte Ereignisse der 1930er, ein stilvoller Comic-Look und herrlich chaotische Büros lassen jede Ausgabe lebendig wirken. Es ist fordernd, glaubwürdig und manchmal stressig – aber genau das macht es so süchtig. News Tower ist ein echter Geheimtipp für Management-Fans.

Punktewertung

Gameplay
88
Grafik
84
Sound
85
Steuerung
89

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