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Evil Haunting - Der Teufel ist unter uns Review


2013-03-23  Dean  12 Likes  0 Kommentare 

"Evil Haunting - Der Teufel ist unter uns" (DVD 2009), auch erschienen als "The Disappeared - Das Böse ist unter uns" (der Zweitere ist näher am Originaltitel) präsentiert sich im Trailer als düsterer, bedrückender und etwas melancholisch anmutender Film über einen Jungen im Teenager Alter und seinen Vater, die zusammen einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften haben. Der Junge wird aus einer Klinik entlassen und mit den Worten "hier können wir nichts mehr für ihn tun. Bringen Sie ihn nach Hause und lassen Sie ihn sein Leben leben." in die Obhut seines Vaters übergeben - ab da beginnt der Alptraum für ihn. In langen, aber zerstückelten Szenen und kurzen Dialogfetzen wird im Trailer das vermittelt, was im tatsächlichen Film dann immer erdrückender und allumfassender wird: Beklemmung und Rastlosigkeit. Also der Trailer - wenn auch etwas versteckt in den Windungen des WorldWideWeb - ist schon mal gelungen und gibt einen sehr guten Überblick auf den gesamten Film.

Eine Party, ein Kind - zwei verlorene Leben

Der Film beginnt, wie bereits erwähnt, mit der Entlassung Matthews aus einer Klinik. Sein Vater spricht gedrückt mit der Ärztin, die "nichts mehr für ihn tun kann". Der Junge wirkt ruhig, abgestumpft und in sich gekehrt, was genau in seinem Kopf vorgeht weiß man zu dem Zeitpunkt noch nicht - später wird man es aber mehr als eindrucksvoll erfahren. Die Zwei fahren nach Hause, in die Wohnung eines großen Plattenbaus umgeben von weiteren Betonkästen in einem heruntergekommenen Viertel einer heruntergekommenen Stadt in Großbritannien. Man weiß noch nicht, welches Ereignis die Beiden so erdrückt hat - erst nach und nach Lüften sich die Geschehnisse der Vergangenheit. In Alpträumen durchlebt Matthew immer und immer wieder jenen Abend, an dem er - seines Erachtens nach - den größten Fehler seines Lebens machte: Er träumt davon wie er mit seinen Freunden zu Hause eine Party schmeißt. Der Vater ist auf der Arbeit und über den Alkohol, die Mädchen und Drogen ignoriert Matthew seinen kleinen Bruder, der absolut keinen Spaß bei der Sache hat. Er will lieber raus auf den Spielplatz direkt vor dem Haus, doch weil es schon dunkel ist möchte er seinen großen Bruder dabei haben. Dieser jedoch hat kein Interesse an dem Kind und schickt ihn weg - es sollte für immer sein.

Tom verschwindet spurlos. Es folgen tagelange, wochenlange Suchen, öffentliche Appelle und schließlich die Resignation der Polizei und der Selbstmordversuch Matthews, der sich sein Lebtag nicht verzeihen würde, was passiert war.

Die Hinweise

Kaum zu Hause allein beginnt der Alptraum für den ohnehin mental nicht mehr ganz stabilen jungen Menschen. Als er sich das Video einer Pressekonferenz seines Vaters ansieht, hört er plötzlich die Stimme von Tom, die seinen Namen ruft. Dann sieht er einen kleinen Jungen mit Kapuze auf dem Spielplatz, wo auch sein Bruder verschwunden war. Er findet die Uhr seines Bruders und als er mit dessen Spielsachen spielt packt ihn das kalte Schaudern.

Was geht vor? Will Tom seinem großem Bruder etwas sagen? Oder wird der Teenager doch allmählich komplett verrückt...?

Auf Antraten eines Freundes besucht er ein Medium, das in einem anderen Plattenbau lebt. Sie erklärt ihn, dass Geister Wesen sind, die nicht in Frieden gehen können, da sie noch unerledigte Dinge auf Erden haben. Sie meint, dass Tom wohl etwas wichtiges zu sagen habe und deshalb nicht 'hinüber' gehen will. Doch was soll dieses 'Wichtige' sein? Schritt für Schritt verwickelt sich Matthew in einem Gewirr aus Visionen, Angst, Panikattacken, bis schließlich wieder ein Kind verschwindet und die Uhr erneut tickt...

Technische Aspekte

"Evil Haunting - der Teufel ist unter uns" (DVD 2009) entsprang der Feder und wurde inszeniert von Johnny Kevorkian, der eher in der Sparte für Kurzfilme und Kurzgeschichten beheimatet ist. Dementsprechend orientiert sich der Film, der im Englischen den besseren Titel "The Disappeared - The evil is amongst us" (DVD) trägt, sehr an moderne Clips, Musikvideos und Kurzfilmen. Die Schnitte sind meist recht willkürlich, doch gut gesetzt; selbst an sich lange Szenen in denen Dialoge stattfinden werden in kleine, Augen-gerechte Häppchen zerschnitten und zum Glück folgerichtig zusammengesetzt (jeder weiß wie irritierend schlecht koordinierte Schnitte sein können). Die Musik, die dem urbanen Stil des Schauplatzes entspricht, wirkt oft dominant und gibt Geschwindigkeit vor, die das Bild und der Schnitt aber auch sehr gut mithalten können. Obwohl eigentlich ein "Horror" - Film erinnern diese Elemente des schnellen Schnittes, zackiger Musik und oftmals wortlosen, dafür aber umso Aktion-reicheren Szenen eher an einen Thriller wie " Largo Winch" (DVD 2008) oder vergleichbarem. Jedoch tut dies dem Gruselfaktor keinen Abbruch.

Natürlich: Wer mehr auf die düstere Stimmung und den unterschwelligen Druck à la "The Others" (Kino 2001) oder den Filmen aus den "Paranormal" - Genres steht, wird von dieser schnellen, weniger düsteren dafür mehr psychologischen Spannung überfordert sein. Nichtsdestotrotz vermitteln die Schauspieler genug innere Konflikte, Ängste und Panik, um dem Zuschauer selbst einen Schauer über den Rücken zu jagen. Hier muss vor allem der Hauptdarsteller Harry Treadaway emporgehoben werden, der nicht nur dank seines eher hageren Äußeren perfekt in die Jugendszene der meisten britischen Plattenbaugebieten passen würde. Er spielt den psychisch kaputten Matthew sehr überzeugend und wirkt in keiner Sekunde überfordert mit der Hauptrolle, trotz dünnem Sprechtext. Zudem schwächelt er weder in den Actionszenen noch in den ruhigen Momenten und lässt sich auch von einem Tom Felton ("Draco Malefroy" aus der "Harry Potter" Reihe) nicht an die Wand spielen.

Optisch wirkt der Film oft düster und gedrückt, aber in einer sehr kalten Umgebung. Ständig hat man das Gefühl, dass einem von allen Seiten die kalte, feuchte Luft Großbritanniens entgegen kommt. Gleichzeitig schafft es der Regisseur auch warme Elemente einzubauen, wie z.B. die Wohnung des Mediums oder aber Matthews mysteriöse Freundin/Nachbarin, die immer genau dann auftaucht, wenn er am dringendsten Hilfe braucht.

Die Optik, der Ton, die Darsteller und das Buch: alles "Daumen hoch"!

Fazit

"Evil Haunting - Der Teufel ist unter uns" bzw. "The Disappeared - das Böse ist unter uns" (DVD 2009) ist kein klassischer Horrorfilm, an dem man in ständiger Angst auf den Bildschirm starrt und sich vor jedem lauten Ton erschreckt. Nichtsdestotrotz hat er seinen Reiz, da hier die Welten des typischen Genrefilms "Horror", also Geister, Medium, Tod sowie christliche Symbolik auf die moderne psychische Horrorwelt prallt: Drogen, Psychosen und Selbstmord. Diese zwei eigentlich selten kombinierbaren Stilrichtungen, die sich beide unter dem Dach "Horror" einnisten können, wurden in "Evil Haunting" wirklich sehr gut verbunden. Man muss den Film mit einer gewissen Unbefangenheit ansehen und darf sich nicht von seiner eigenen Genregrenze einmauern lassen. Wer natürlich lieber herumfliegende Teller oder den Boogeyman sehen will, der wird kaum ein gutes Wort für diesen Edelstein des Horror-Thrillers finden, wer hingegen auch mal erfahren will wie "die Jugend von heute" mit der Heimsuchung durch Geister umgeht, der wird seine kultur- sowie soziologischen Fallbeispiele hiermit gefunden haben.



Auch wenn nicht ganz so gruselig - auf jeden Fall sehenswert!

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   Titel EVIL HAUNTING - Der Teufel Ist Unter Uns
   Genre
   Release 2012-12-07
   Systeme
   Publisher Savoy Film (Intergroove)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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