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Ella Eyre – everything, in time Review

Die Wiedergeburt einer Powerfrau


04.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Ella Eyre – everything, in time Review Bild Ella Eyre – everything, in time Review Screenshot Ella Eyre – everything, in time Review Foto

Zehn Jahre nach ihrem Debütalbum Feline meldet sich Ella Eyre mit everything, in time zurück – und das mit einer Energie, die gleichermaßen verletzlich und unerschütterlich wirkt. Nach Jahren in den kreativen Fesseln der Musikindustrie, nach Chart-Erfolgen und hitgeladenen Features, präsentiert die Londonerin nun ein Werk, das ganz sie selbst ist: ehrlich, mutig und durch und durch lebendig. Erscheinen wird das Album am 21. November über Play It Again Sam.

Zwischen Soul, Funk und Befreiung
Eyre hat sich auf everything, in time neu erfunden – oder besser gesagt: sie hat sich endlich selbst gefunden. Die 15 Songs sind durchzogen von Soul, R&B und einem Hauch Retro-Funk, der ihre kraftvolle Stimme in den Mittelpunkt stellt. Es ist diese unverkennbare Mischung aus Stärke und Verletzlichkeit, die das Album trägt. Die Produktion klingt warm, analog und selbstbewusst – ein Gegenentwurf zum glattgebügelten Pop ihrer früheren Labeljahre.

Stimme mit Narben
Nach einer Stimmbandoperation während des Lockdowns stand Eyre buchstäblich vor dem Neuanfang: sprechen lernen, singen lernen, atmen lernen. Diese Erfahrung hat sie verändert – man hört es in jeder Note. Ihre Stimme klingt nun etwas rauer, tiefer und dadurch umso authentischer. Das ist keine Perfektion, das ist Leben. Wenn sie singt, spürt man, dass sie ihre zweite Chance nutzt, um etwas zu sagen, das wirklich zählt.

Alles zu seiner Zeit
Der Titel everything, in time wirkt wie ein Versprechen an sich selbst. Geduld, Selbstvertrauen und Heilung sind zentrale Themen. Eyre blickt auf ihre Karriere zurück, auf verlorene Jahre und auf die Befreiung von einem System, das sie einst verbog. Jetzt schreibt sie ihre Geschichte neu – mit der Entschlossenheit einer Frau, die sich nicht mehr anpassen will. Songs wie Rewind the Night oder Powerless klingen nach Aufbruch, nach Selbstakzeptanz und der Erkenntnis, dass Stärke auch im Loslassen liegen kann.

Musikalisch oszilliert everything, in time zwischen funkigen Grooves, souligen Balladen und tanzbaren Momenten, die an die goldene Ära des R&B erinnern. Die Arrangements sind organisch, fast handgemacht, und geben der Stimme den Raum, den sie verdient. Besonders die Midtempo-Stücke überzeugen – sie schwingen, ohne zu drängen, und transportieren eine emotionale Wärme, die viele moderne Produktionen vermissen lassen.

Ella Eyre zeigt sich hier von einer Seite, die man so noch nicht gehört hat. Die überbordende Energie früherer Songs wie If I Go oder Came Here for Love weicht einer reiferen, introspektiveren Haltung. everything, in time ist kein Album, das nach Charts schreit – es ist eines, das nach Wahrheit klingt. Man hört einer Frau zu, die gelernt hat, sich selbst zuzuhören. Und genau deshalb trifft es so tief.

Tracklist
  1. everything, in time
  2. Rewind the Night
  3. Powerless
  4. Gold Dust
  5. The Way Back Home
  6. Holding On
  7. Echoes of You
  8. Light It Up
  9. Wild Heart
  10. No Apologies
  11. Falling into Grace
  12. Roses
  13. Never Late
  14. Faith in Fire
  15. All in Good Time


Mit everything, in time liefert Ella Eyre ihr bislang persönlichstes Werk ab – ein Album, das reifer, wärmer und ehrlicher klingt als alles, was sie zuvor gemacht hat. Hier geht es nicht mehr um Image oder Erfolg, sondern um Identität, um Selbstachtung und um das Zurückgewinnen der eigenen Stimme – im wahrsten Sinne des Wortes. Ella Eyre klingt, als hätte sie endlich den Platz gefunden, an dem sie schon immer sein wollte.

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