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Deus Ex: Human Revolution Review


2011-09-25  zoggerman168  9 Likes  0 Kommentare 
In der nahen Zukunft gelingt es der Menschheit sich durch technische Hilfsmittel körperlich zu verbessern. Mit den sogenannten Augmentierungen können Personen nach Unfällen neue Gliedmaßen erhalten, sie können ihr Sehvermögen verbessern oder auch ihre Kraft verstärken. Hört sich doch super an, oder? Leider sind diese technischen Verbesserungen nicht für jedermann erhältlich, da sie schweineteuer sind und es bei vielen zu Abstoßungsreaktionen kommt, die nur mit teuren Medikamenten gelindert werden können. Ein großer Teil der Menschheit sträubt sich gegen die Augmentierungen und es kommt zu Aufständen, die gegen die "Optimierten" gerichtet sind. Doch mehrere essentielle Fragen sollten gestellt werden: Ist der Mensch noch Mensch, wenn mehr Metall und Technik in seinem Körper ist, als Knochen? Ist er noch in der Lage menschlich zu sein und auch so zu handeln? Ist es Gottes Wille, dass sich die Rasse Mensch selbst auf eine neue Evolutionsstufe verhilft? Eine düstere Zukunftsvision wird uns in Deus Ex: Human Revolution gezeigt, in der sich die Menschen in zwei Lager aufteilen. Pro und contra Augmentierung. Kann das Spiel mit seiner Story und dem Gameplay überzeugen oder bräuchte es selbst die eine oder andere spielerische Augmentierung?

Ein Opti wider Willen
Der Spieler schlüpft in Deus Ex: Human Revolution in die Rolle von Adam Jensen, von Beruf Sicherheitschef bei Sarif Industries, einem führendem Hersteller für Augmentierungen. Das Spiel beginnt, während eines Überfalls auf das Firmengebäude. Der Ausgang ist verheerend. Viele Forscher sterben, darunter auch die Freundin des Hauptprotagonisten. Dieser ist selbst schwer verletzt und schwebt zwischen Leben und Tod. In einer schwierigen Not-OP, die im toll inszenierten Intro in Teilen gezeigt wird, bekommt der Held des Spiels eine Vielzahl von Augmentierungen spendiert, ohne die er vermutlich gestorben wäre. Normalerweise sollte er glücklich über sein Überleben sein, doch Jensen hat gewisse Probleme mit seinem neuen Körper. Er besitzt fortan übermenschliche Fähigkeiten, sieht sich dadurch selbst nicht mehr als richtigen Mensch. Vielmehr ist er eine Art Zwischenstufe zwischen Mensch und Maschine. Sechs Monate nach dem Überfall wird Adam zu seinem ersten Auftrag gerufen. Es gab einen weiteren Angriff auf Sarif Industries und die Feinde, welche der Widerstandsbewegung namens Purity First angehören, haben Geiseln genommen. Fortan macht der Protagonist des Spiels Jagd auf die Attentäter, die das Leben seiner Freundin und in gewisser Weise auch sein Leben auf dem Gewissen haben. Doch je näher er seinen Feinden kommt, desto tiefer versinkt er in einem Sumpf aus Verschwörungen, was dazu führt, dass er niemandem mehr richtig trauen kann. Wer spielt ein falsches Spiel? Was wird alles verborgen und was hat eine Regierungsorganisation mit all den Geschehnissen zu tun?

Die Story wird fantastisch erzählt. Stets spannend, wendungsreich, verzweigt und zum Teil ein wenig undurchsichtig, doch die Entwickler haben es geschafft, dass der Spieler stets am Ball bleibt und sich nie fragt, warum jetzt ausgerechnet dieses oder jenes passiert. Dabei trifft man auch auf viele sehr seltsame Charaktere, die in der Spielwelt herumstehen und deren Gesprächen man unbedingt lauschen sollte. Oft sind darin hilfreiche Informationen enthalten. Aber auch euren direkten Gesprächspartnern solltet ihr gut zuhören, da das Thema Dialoge von großer Wichtigkeit ist. In einigen Missionen hängt euer weiteres Vorgehen, von euren zwischenmenschlichen Fähigkeiten ab. Mit Gefechten verbaler Natur kann der Spieler sein Gegenüber von seinem Standpunkt überzeugen. Hierfür muss man aber die Gesprächspartner richtig einschätzen und zwischen den Zeilen lesen, um genau das zu sagen, was sie hören wollen. Hierbei hat man die Auswahl mehrerer Antwortmöglichkeiten, die am Ende ein Gespräch zu euren Gunsten oder gegen euch entscheiden können. In Sachen Spielwelt ist den Jungs und Mädels von Eidos eine sehr glaubwürdige Umgebung gelungen. Vor allem die gesellschaftliche Entwicklung weiß zu gefallen. Die Menschen sind wie oben bereits erwähnt in zwei verschiedene Lager aufgeteilt, was zu vielen Spannungen führt. So gibt es beispielsweise in Detroit Stadtbezirke, in welchen die Optimierten nicht gerne gesehen werden und sie besser einen weiten Bogen drumherum machen sollten. Doch ein nicht ganz zu verachtender Teil der Geschichte wird nicht in Zwischensequenzen oder den Missionen erzählt, sondern man muss sich Storyfragmente suchen. Was damit gemeint ist, ist schnell erklärt. Zwischen und während dem Ausführen einer Mission steht es dem Spieler frei, die Umwelt zu erkunden. Man kann sich Zugang zu fremden Wohnungen, Lagerhallen und Computern beschaffen. Dabei finden sich E-Mails, PDA's, Zeitungen und E-Books, die man fleißig lesen sollte, um noch tiefer in diese in Bernsteintönen gehüllte Zukunftsvision einzutauchen. Man liest über die kleinen Probleme des Alltags der Menschen, ihren Sorgen, ihre Arbeit und was sie ansonsten beschäftigt. Somit hat man die Möglichkeit sich richtig in das Gefühlsleben dieser Personen hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Sehr oft erhält unser Protagonist auch hilfreiche Hinweise, vor allem, wenn wir die eben erwähnten Gegenstände in einem Missionsgebiet finden. Das Erkunden macht hierdurch so viel Spaß, dass man ohne es zu bemerken, mehrere Stunden vor dem Fernseher sitzt und missionstechnisch nur marginal voran gekommen ist.

Die technischen Hilfsmittel der Zukunft
Die Augmentierungen, die die Bevölkerung in Deus Ex: Human Revolution spalten, sind so etwas wie die Schönheitsoperationen der Zukunft. Anstatt sich teure Brustimplantate einsetzen oder Botox spritzen zu lassen, gönnt man sich beispielweise ein verbessertes Sehvermögen oder Beine, mit welchen man ohne Probleme auf ein Hausdach springen kann. Unser Hauptprotagonist Adam bekommt seine "Augs" kostenlos von seinem Arbeitgeber spendiert. Im Spiel sind diese technischen Hilfsmittel von großer Bedeutung. So gibt es beispielsweise eine Augmentierung namens "Sozialoptimierer", welche sehr hilfreich in Gesprächen ist. Hierbei werden Informationen zu unserem Gegenüber auf dem Bildschirm angezeigt. So erhält man Auskunft darüber, welche Persönlichkeitsmerkmale den Gesprächspartner auszeichnen und wie weit der Grad der Überzeugung fortgeschritten ist. Zusätzlich hat man die Möglichkeit die Person, mit der man spricht, mit Pheromonen zu manipulieren, um das Gespräch in die gewünschte Richtung zu führen. Andere Augmentierungen führen dazu, dass man durch Wände sehen oder das Inventar vergrößern kann. Eine Weitere schützt Jensen vor Giftgas und auch für tiefe Stürze gibt es eine entsprechende Augmentierung, die verhindert verletzt zu werden. Wer gerne schleicht, dem sei das Tarnsystem ans Herz gelegt, welches den Protagonisten für kurze Zeit unsichtbar macht. Natürlich hat man all diese Spielereien nicht von Beginn an. Da es bei Deus Ex: Human Revolution um ein Action-Rollenspiel handelt, sammelt unser Charakter Erfahrungspunkte, welche bei einer bestimmten Punktzahl sogenannte Praxis freischaltet. Diese kann auch in den Limb-Kliniken gekauft werden oder mit etwas Glück in der Spielwelt gefunden werden. An Erfahrungspunkte kommt man, wenn man Feinde lautlos ausschaltet, ungesehen an ihnen vorbeikommt oder weitere spezielle Aufgaben erfüllt. Für jede abgeschlossene Mission regnet es natürlich auch massig EP in die Tasche. Der Spieler sollte allerdings gut darüber nachdenken, welche Augmentierungen er sich kauft, denn es gibt so viele, dass man sich kaum jede leisten kann. Stattdessen muss man sich jene zulegen, die am besten auf die jeweilige Spielweise passen. Wer gerne schleicht, der sollte ein Auge auf das oben erwähnte Tarnsystem und leiseres Laufen werfen. Rabiatere Gemüter haben ihren Spaß mit der Taifun-Waffe, einer Neuentwicklung von Sarif, die richtig wummst, einer Arm-Augmentierung, die den Rückstoß beim Schießen mindert oder einer technischen Verbesserung, die Adam mehr Muskelkraft verleiht, damit er schwere Gegenstände auf seine Feinde werfen kann.

Von packenden Missionen, vielen Möglichkeiten und Kämpfen
Eine großartige Arbeit ist den Entwicklern beim Missionsdesign gelungen. Diese sind stets abwechslungsreich, bestehen zumeist aus mehreren verschiedenen Aufgaben und Sekundärzielen, wie Geiseln befreien, sie sind spannend inszeniert und auch angenehm lang. Zwar ähneln sich die meisten Missionen vom Grundgerüst, doch es kommt einfach nie Langeweile auf. So gilt es im Großteil der Hauptmissionen in ein Gebäude einzudringen und Informationen zu beschaffen. Doch schon hier zeigt das neue Deus Ex seine Vielfältigkeit. Es gibt so viele Möglichkeiten sich Zugang zu einem Gebäude zu verschaffen. Ein kleines Beispiel gefällig? In einer Mission zu Beginn des Spiels ist es unsere Aufgabe in die Leichenhalle einer Polizeistation zu gelangen. Leider haben wir nicht die Befugnis einfach so im Polizeirevier umher zu spazieren. Zuerst kann der Spieler versuchen dem Polizisten, den Jensen aus seiner Vergangenheit kennt und der leider nicht so gut auf unseren Protagonisten zu sprechen ist, zu überzeugen uns die Berechtigung zu geben, in die Leichenhalle sehen zu dürfen. Gelingt uns dies, sind uns alle anderen Polizisten freundlich gesinnt und wir können ohne große Probleme in die Leichenhalle. Nahm das Gespräch nicht den gewünschten Ausgang, muss sich der Spieler etwas anderes ausdenken. Also schnell nach draußen und die Umgebung erkunden und siehe da, hinter einem Zaun befindet sich eine Feuerleiter, die ins Revier führt. Mit zwei Containern werden Stufen gebaut, um über den Zaun zu kommen, man klettert hoch aufs Dach und ist im Gebäude. Beim Erklimmen der Leiter ist uns aber auch eine Tür aufgefallen, die ebenfalls ins Polizeirevier führt. Diese kann gehackt werden (dazu später mehr) und gleich darauf befindet sich Adam im zweiten Stock der Polizei. Zu guter Letzt haben wir auch die Möglichkeit über einen Gullydeckel in die Kanalisation zu steigen um in den Keller des Polizeireviers zu gelangen. An diesem Beispiel ist zu erahnen, wie viel Entscheidungsfreiheiten der Spieler genießt. Aufgrund der vielen Möglichkeiten an sein Missionsziel zu kommen, bietet der Titel auch einen ungeheuren Wiederspielwert.

Doch der schwierige Teil wartet nach dem Eindringen noch auf den Spieler. Alle Polizisten sind uns feindlich gesinnt, wer also wenig Lust auf einen Kampf hat, sollte so gut es geht unbemerkt durch das Gebäude schlendern. Hilfreich hierbei sind Lüftungsschächte, mit denen wir ohne gesehen zu werden, ein großes Areal hinter uns lassen können. Allerdings wirken die Positionen dieser Schächte ein wenig konstruiert und auch der Verlauf und die Bauweise erwecken einen unglaubwürdigen Eindruck. Man merkt richtig, dass die Entwickler hier dem Spieler eine gewisse Spielweise aufdrängen wollten. Oder ist es etwa Zufall, dass ein Lüftungsschacht genau an dem Raum vorbeiführt, in welchem sich fünf Wachmänner aufhalten? Ein offener Konflikt sollte ohnehin in den meisten Fällen umgangen werden, da der gute Jensen trotz aller Technik in den Adern nur wenige Treffer aushält. Kommt es zur Schießerei mit mehreren Feinden, so hat unser Protagonist kaum eine Chance lebend aus der Sache rauszukommen, da er nach vier bis fünf Treffern ins Gras beißt. Wer also gerne hirnlos in bester Rambomanier durch die Level stapft, für den wird es ein kurzes Intermezzo geben, ehe er wieder den Ladebildschirm nach dem Ableben sieht. Spieler, die bedacht und leise vorgehen, haben größere Chancen weiterzukommen. Zum Glück gibt es die Möglichkeit jederzeit zu speichern, was in vielen Fällen Frust vermeidet, sofern man ab und an manuell den Fortschritt abspeichert. Ein Konflikt lässt sich aber nicht vermeiden und früher oder später versperren ein oder mehrere KI-Gegner den weiteren Weg. Nun stehen dem Spieler zwei Möglichkeiten zur Verfügung sich seiner Feinde zu entledigen. Pazifistische Gemüter können den Feind mit Elektroschockpistole oder per Nahkampf in den Schlaf schicken, aber nicht töten. Wer will, dass der Widersacher nicht mehr aufsteht, kann seinen Gegner erschießen oder mit einer tödlichen Nahkampfattacke ins Jenseits schicken. Auch hier fällt auf, dass die Entwickler eine bestimmte Spielweise aufzwängen wollen. Wer den erstgenannten Weg geht, der bekommt pro ausgeschalteten Feind satte 50 Erfahrungspunkte, während Killer nur 10 bekommen. Wer sich durchballert wird benachteiligt, wer schleicht und friedlich zu Felde zieht wird für seine Spielweise belohnt. Dies mögen viele kritisieren, doch der Schreiber dieses Artikels findet ein solches System gut und motivierend, da der leise Weg um einiges schwerer ist, als sich stupide durchzuballern. Man darf nicht entdeckt werden, muss jede Deckungsmöglichkeit ausnutzen, die Laufwege der KI auskundschaften und umgehen und hat schlussendlich auch ein richtiges Glücksgefühl, wenn alles geklappt hat und man einen Raum hinter sich gebracht hat, ohne Alarm auszulösen.

Kommt es doch mal zur Schießerei, ist das gut funktionierende Deckungssystem der Retter in der Not. Per Knopfdruck versteckt sich unser Protagonist hinter einer passenden Deckung und ist vor Treffern geschützt. Hierbei leidet das Spiel allerdings an wenig Glaubwürdigkeit, da die Umwelt nicht zerstörbar ist. So verharrt Adam hinter einer Holzkiste und die Feinde ballern Magazin um Magazin in die Kiste und diese hat nicht mal einen Kratzer. Hier hätten die Entwickler ruhig ein wenig mehr Realismus reinbringen können, was dem Gameplay auch etwas mehr Würze verschafft hätte. Weiterhin negativ aufgefallen ist, dass Adam im Nahkampf nur begrenzt attackieren kann. Mit jedem Angriff verliert der Held des Spiels einen Energiebalken. Nur der Letzte füllt sich nach kurzer Wartezeit wieder auf, doch hier besteht das Problem. In dieser Zeit ist Adam ohne Schusswaffe komplett wehrlos. Er kann dem Gegner keinen weiteren Schlag verpassen, was wiederum der Glaubwürdigkeit schadet. Es kann doch nicht sein, dass ein technisch verbesserter Mensch keine normalen Faustschläge ausführen kann, nur weil die Energie für die Augmentierungen aufgebraucht ist. Zumindest leichte Schläge sollten möglich sein, alles andere ist lachhaft. Zum Glück findet man in der Spielwelt Energieriegel, die einen Balken sofort auffüllen, womit man nicht so oft vor einem solchen Problem steht. Was dem Spiel weiterhin gut getan hätte, wäre die Möglichkeit einen Feind anzulocken. Beispielsweise mit einem Pfiff oder einem anderen Geräusch, um den KI-Gegner an eine Position zu lotsen und ihn dann zu überwältigen. Gab es schon in anderen Spielen und hätte hier auch sehr hilfreich sein können.

Neben den packenden Hauptmissionen bietet Deus Ex: Human Revolution auch eine Vielzahl verschiedener Nebenmissionen, die zum Teil mit der Story verwoben sind. So gilt es beispielsweise den Autopsiebericht von Megan, der verstorbenen Freundin von Adam, zu beschaffen, da deren Mutter Gewissheit über den Tod ihrer Tochter haben möchte. An anderer Stelle müssen wir einer Prostituierten helfen, einen Geschäftsmann zu beseitigen, der ihr Geschäft übernommen hat und sie und ihre Kolleginnen dazu zwingt sich augmentieren zu lassen. Hierbei stehen wir auch vor der Wahl, ihm Drogen unterzuschieben, damit er ins Gefängnis kommt oder wir werfen ihn vom Dach seines Hauses, was gleichzeitig seinen Tod bedeuten würde. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Nebenmissionen genauso viel Spaß machen, wie die Storymissionen. Dazu sorgen sie dafür, dass dem Spieler ein abwechslungsreiches Spielerlebnis garantiert wird. Ein weiterer Reiz, der von diesen Missionen ausgeht ist die Tatsache, dass Personen, denen wir helfen, im späteren Spielverlauf auch uns Hilfe leisten oder uns noch von Nutze sein könnten.

Den PC knack ich auch noch
Im Verlauf des Spiels werdet ihr an sehr vielen Computern, Türen, Toren und Safes vorbeilaufen, die von euch gehackt werden können. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass man sich dabei erwischt, wie man das Verlangen entwickelt, alles Mögliche hacken zu wollen. Und so lautet irgendwann die Devise: "Den PC knack ich auch noch!" Ähnlich wie in Bioshock gibt es beim Hacken ein kleines Minispiel, welches allerdings im Gegensatz zum Unterwasserabenteuer in Rapture um einiges komplexer ausgefallen ist. Nichtsdestotrotz führt es den Spieler nicht dazu, den Controller irgendwann gegen die Wand zu schmettern, vielmehr ist es überaus motivierend und jeder Hackversuch läuft immer anders ab. Ziel jedes Hacks ist es zur Registrierung zu kommen, damit man Zugriff auf den PC, die Tür, das Sicherheitshub etc. bekommt. Natürlich gibt es auch ein Sicherheitssystem, welches euch jederzeit entdecken könnte, sobald ihr einen Datenspeicher übernimmt. Passiert dies, so habt ihr nur noch ein paar Sekunden Zeit um den Hack abzuschließen. Jeder dieser Speicher hat verschiedene Stufen, was bedeutet, dass die Dauer des Übernehmens und die Wahrscheinlichkeit vom System entdeckt zu werden variiert. Damit der Spieler allerdings bei höheren Sicherheitsstufen, die von 1 bis 5 reichen, noch eine Chance hat, stehen ihm kleine Hilfsmittel zur Verfügung. So gibt es den Stopp-Wurm, der den Suchvorgang des Systems für wenige Sekunden abbricht und den Nuke-Virus, welcher die Wahrscheinlichkeit eines Entdeckens auf 0 Prozent senkt. Übernimmt der Spieler sogar das Sicherheitssystem so winken Belohnungen. Das Minispiel funktioniert sehr gut, es ist leicht erlernt und macht wirklich Spaß. Im Verlauf des Spiels werden die Hackvorgänge immer schwerer, aber bleiben immer fair und machbar. Problematisch wird es allerdings, wenn Adam einen PC oder etwas anderes hacken will, wenn er umgeben ist von Wachen. Während des Minispiels kann der Protagonist noch immer entdeckt werden. Zum Glück kann der Spieler weiterhin den Kopf drehen und die Umgebung somit im Auge behalten. Dies verstärkt auch die Illusion, dass Jensen wirklich vor einem Monitor steht und es verstärkt gleichzeitig die Glaubwürdigkeit des Spiels.

Die KI, die eine Intelligenz-Augmentierung braucht
Ein Schwachpunkt des Spiels ist zweifelsfrei in der Gegner-KI zu finden. Manches Verhalten der gegnerischen Soldaten, Wachmänner und Polizisten ist ziemlich unglaubwürdig. Angefangen bei den schwer nachvollziehbaren Laufwegen, welche bei genauerem Beobachten immer dieselben sind. Es kommt dem Spieler vor, als würden sich die Widersacher auf Schienen bewegen. Keine Variation, die dem Gameplay mehr Würze und Spannung verleihen würde. Passenderweise bleiben die Gegner auch immer vor passenden Deckungen stehen, hinter denen sich unser Protagonist verstecken könnte und dies auch oft tut. Würden die Feinde nur einmal zwei oder drei Schritte mehr machen, dann würden sie Jensen entdecken. Klar, die Entwickler wollten den Titel jetzt auch nicht bockschwer machen, trotzdem hätte man dies besser kaschieren können. Ein weiteres Beispiel für die mangelnde Intelligenz zeigt sich, als wir während unserer Testsessions entdeckt wurden und in einen Raum flüchteten, aus dem es keinen weiteren Ausgang gab. Der Gegner war direkt hinter unserer Figur, blieb aber vor der Tür stehen und brach schlussendlich die Suche mit den Worten "er ist wohl entkommen" ab. Weiterhin bemerken unsere KI-Heinis hin und wieder keine herrenlosen Waffen, die auf dem Boden liegen oder es schert sie einen feuchten Furz, wenn zwei Meter hinter ihnen ein Kollege von Adam im Nahkampf überwältigt wird. Aber wenn wir schon auf die Dummheit der KI eindreschen, müssen wir natürlich auch positive Seiten nennen. So sollte man besiegte Gegner nicht einfach herumliegen lassen, sondern sie fein säuberlich verstecken, da am Boden liegende Feinde von anderen Wachen so gut wie immer entdeckt werden und Alarm ausgelöst wird. Es muss auch gesagt werden, dass unsere Widersacher eigenständig in Deckung gehen, aus dieser auch Granaten auf unsere Position werfen, um Adam aus seinem Versteck herauszujagen. In ganz hellen Momenten versuchen die KI-Gegner sogar, uns von der Seite anzugreifen, wir werden also flankiert. Zu guter Letzt sind die Feinde auch noch ziemlich treffsicher, was sie zu einer richtigen Bedrohung macht, da, wie weiter oben schon erwähnt, der gute Jensen nicht gerade ein standhafter Kerl ist und nur wenig aushält. Natürlich gibt es auch die obligatorischen Boss-Kämpfe, über die wir an dieser Stelle nicht zu viel verraten wollen. Allerdings sind diese nicht gerade so kreativ ausgefallen wie das Setting und glänzen überdies mit purer Ideenarmut. Es reicht gezielte Kopftreffer zu setzen und irgendwann fällt der Typ dann um. Keine Taktik, kein Anspruch, einfach draufballern. Liebe Entwickler, euch ist ein tolles Spiel gelungen, aber solche Boss-Fights sind schon eine Frechheit.

Technisch keine Zukunftsmusik
In Sachen Technik ist das neue Deus Ex leider nicht auf dem Stand von heute. Die Grafik sieht veraltet aus und hat mit einigen Schwächen zu kämpfen. So finden wir matschige Texturen, detailarme Umgebungen, Schatten, die einem Treppenhaus Konkurrenz machen könnten, viele Gesichter die gleich aussehen und manch unecht wirkende Animationen. Zum Glück selten sind kleinere Clippingfehler, die den Spielspaß in keinster Weise beeinträchtigen. Lobend hervorzuheben ist allerdings die Tatsache, dass uns das Spiel an viele verschiedene Orte bringt, die abwechslungsreich gestaltet sind und immer wieder mit kleinen Überraschungen auftrumpfen. Zu gefallen weiß auch der Stil, in dem sich die Spielwelt präsentiert. Man merkt beim Erkunden regelrecht, wie weit die Gesellschaft gespaltet ist und wo die Armut und wo der Reichtum herrscht. Auch die spezielle Farbgebung und der düstere Stil in mancher Zwischensequenz überzeugen, können aber trotzdem nicht davon ablenken, dass der Titel grafisch ein paar Jahre zu spät in den Handel kam.

Soundtechnisch treffen sich Licht und Schatten in Deus Ex: Human Revolution. Die Hintergrundsounds wirken stimmig, die eine oder andere Synchronstimme könnte allerdings besser sein. Zwar haben alle Sprecher eine gute Arbeit abgeliefert, vor allem die Stimme der Hauptfigur, trotzdem passen manche Sprecher nicht so ganz zu dem jeweiligen Charakter. Aufgefallen ist zudem, dass das Gesprochene zu 90 Prozent nicht lippensynchron ist, was ein wenig an der Atmosphäre nagt.

Steuerungstechnisch kann man sich allerdings nicht beschweren. Sie geht leicht von der Hand, ist schnell erlernt und die Spielfigur steuert sich im Großen und Ganzen sehr komfortabel. Zu Beginn des Spieles wird in gut gemachten Tutorial-Videos erklärt, wie das eine oder andere Steuerungselement funktioniert. Leider gibt es kein über Kimme und Korn zielen, wenn es zum Feuergefecht kommt, aber Deus Ex: Human Revolution ist ja kein richtiger Shooter, da kann man das auch verschmerzen, zumal das Schießen auch so wunderbar funktioniert.

Zusammenfassend lässt sich sagen,
dass sich das neue Deus Ex spielerisch wieder mehr dem ersten Teil annähert und somit auch ein würdiger Nachfolger ist. Vor allem die Story weiß zu überzeugen und baut eine Atmosphäre auf, von der sich andere Spiele eine Scheibe abschneiden sollten. Fans der Serie werden auch die vielen kleinen Anspielungen auf die Vorgänger verstehen und sich sehr darüber freuen. Der Titel lebt vor allem von den vielfältigen Möglichkeiten eine Mission anzugehen, wobei leise Spieler mit Hang zu Pazifismus bevorzugt werden. Leider krankt das Spiel an kleineren Fehlern und einigen unglaubwürdigen Designentscheidungen, die den Gesamteindruck trüben. Auch in Sachen KI gäbe es Verbesserungspotenzial, ebenso bei der grafischen Komponente. Doch wer mehr Wert darauf legt in die Story einzutauchen, ein entdeckungsfreudiger Spieler ist und einen Titel spielen will, der Rollenspiel und Shooter vereint und dabei eine Spielzeit von weit über 30 Stunden hat, der darf bei Deus Ex: Human Revolution bedenkenlos zuschlagen. Und mal ganz unter uns. Grafik ist eh nicht alles und so lange das Spiel Spaß macht, ist eh alles in Butter, oder?

Tolle Zukunftsvision, die zeigt wie spannendes Storytelling auszusehen hat. Empfehlenswert, nicht nur für Fans des Deus Ex-Universums. Und da es ein Prequel ist, kommen auch Neulinge mit der Geschichte zurecht.

Punktewertung

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   Titel DEUS EX: Human Revolution
   Genre Actionspiele
   Release 2011-08-26
   Systeme PlayStation 3
   Publisher Square Enix
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 18 Jahren Jahren
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