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Destination Wedding Review

Keanu Reeves und Winona Ryder als unromantischstes Paar der Welt


2025-10-17  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Destination Wedding ist kein klassischer Liebesfilm. Es ist eine sarkastische, minimalistische und wunderbar schräg-verdrehte Rom-Com über zwei Menschen, die sich nicht ausstehen können – und darin ihr gemeinsames Glück finden. Keanu Reeves und Winona Ryder zeigen hier, dass Chemie nicht immer auf Funkenflug basiert, sondern auch auf messerscharfem Schlagabtausch, Ironie und der stillen Erkenntnis, dass zwei Misanthropen vielleicht füreinander geschaffen sind.

Zwei Zyniker, eine Hochzeit und zu viel Ehrlichkeit
Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) begegnen sich auf dem Weg zu einer Hochzeit, die keiner von beiden besuchen will. Er ist der Bruder des Bräutigams, sie die Ex-Freundin desselben – ein Setting, das schon von vornherein Unbehagen verspricht. Doch statt Romantik gibt es verbale Duelle. Die beiden zerlegen alles, was ihnen vor die Augen kommt: Hochzeiten, Gäste, Liebe, das Leben an sich. Zwei Menschen, die alles nervt – außer vielleicht der jeweils andere.

Von Anfang an ist klar: Diese Beziehung wird kein Hollywood-Märchen. Destination Wedding ist ein Kammerspiel, fast schon ein Bühnenstück. Nur zwei Figuren reden – und zwar ununterbrochen. Alle anderen bleiben Statisten im Hintergrund, als existiere die Welt nur, um Frank und Lindsay etwas zum Nörgeln zu geben.

Wortgefechte statt Küsse
Das Drehbuch von Victor Levin ist bissig, überdreht und erstaunlich präzise beobachtet. Jedes Gespräch ist ein Duell aus Ironie, Selbstschutz und trockener Komik. Beide Figuren reden sich um Kopf und Kragen, um ihre Verletzlichkeit zu verbergen – und gerade darin liegt der Charme.

Levin inszeniert das Ganze mit minimalistischer Eleganz: zwei Darsteller, ein Wochenende, eine Location. Kein Schnickschnack, keine Nebengeschichten, kein Kitsch. Nur Dialoge, die zwischen brillanter Beobachtung und absurder Komik pendeln.

Dass das funktioniert, liegt vor allem an Reeves und Ryder. Ihre Chemie ist ungewöhnlich, kantig, manchmal unbeholfen – aber immer ehrlich. Reeves spielt den verbitterten Frank mit stoischer Trockenheit, während Ryder als neurotische Lindsay das emotionale Chaos beisteuert. Gemeinsam ergeben sie ein Paar, das man nicht lieben muss, aber unbedingt beobachten will.

Zwischen Witz und Weltschmerz
Was Destination Wedding so besonders macht, ist sein Mut zur Hässlichkeit. Hier wird nicht geschönt, nicht geglättet, nicht romantisiert. Stattdessen zeigt der Film, wie Liebe zwischen zwei Menschen entstehen kann, die längst aufgehört haben, daran zu glauben. Die Dialoge sind mal urkomisch, mal unbequem ehrlich, mal geradezu philosophisch.

Natürlich ist das nicht für jeden. Wer klassische Romantik erwartet, wird enttäuscht. Hier gibt es keine Musikmontagen, keine großen Gesten – nur zwei Menschen, die sich gegenseitig ertragen lernen, weil sie wissen, dass niemand sonst sie ertragen würde.

Trotz all des Zynismus blitzt immer wieder ein Hauch echter Menschlichkeit durch. Wenn Frank und Lindsay inmitten des kalifornischen Weinlands plötzlich über ihre Enttäuschungen sprechen, spürt man hinter dem Sarkasmus etwas Echtes – Schmerz, Einsamkeit, vielleicht sogar Hoffnung. Diese kleinen Momente geben dem Film seine Wärme, die er sich ansonsten konsequent verwehrt.

Keanu & Winona – das Anti-Traumpaar der 90er ist zurück
Für Fans der beiden Stars ist Destination Wedding ein kleines Geschenk. Nach Bram Stoker’s Dracula und A Scanner Darkly ist dies ihr bisher bestes Zusammenspiel – nicht, weil sie verliebt wirken, sondern weil sie sich gegenseitig die Show stehlen dürfen. Sie sind bissig, charmant und gleichzeitig verletzlich.

Die Dialoge sind gespickt mit feinem Wortwitz, absurden Beobachtungen („Es gibt keine Rettung, nur Etappensiege“) und trockenem Humor, der an Woody Allen oder die Before-Trilogie erinnert – nur ohne Romantik. Selbst die berüchtigte, unbeholfene Sexszene im Feld passt perfekt zum Ton des Films: peinlich, ehrlich, menschlich.

Destination Wedding ist ein eigenwilliger, wortlastiger und völlig unromantischer Liebesfilm, der gerade deshalb funktioniert. Zwischen Witzen, Neurosen und Zynismus entsteht eine ehrliche Zärtlichkeit, die selten in modernen Komödien zu finden ist. Für Fans trockenen Humors, verbaler Schärfe und der 90er-Ikonen Reeves und Ryder ist der Film ein Muss. Alle anderen sollten sich auf 88 Minuten Dialogfeuerwerk einstellen – oder lieber fernbleiben.

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