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Der letzte Tempelritter Review


2013-04-11  Dean  19 Likes  0 Kommentare 

Übersicht

"Der letzte Tempelritter" (DVD 2003) hat nichts mit dem gleichnamigen Blockbuster von Dominic Sena aus dem Jahre 2011 zu tun, wobei sich dieses "nichts" nicht nur auf die Geschichte, Darsteller und Budget, sondern und vor allem auch auf die Qualität der Filmes bezieht. Das Cover sieht episch aus: Ein abgekämpfter Ritter stützt sich auf sein blutgetränktes Schwert und im Hintergrund tobt eine Schlacht. Es verspricht monumentale Kämpfe wie aus "Herr der Ringe" ( Kino 2001 - 2003) und eine mittelalterliche Stimmung wie aus "Johanna von Orleans" (Kino 1999); man erwartet blitzende Schwerter und raustimmige Groblinge, einen sich verdunkelnden Himmel aus Pfeilen und vielleicht sogar einen Schuss Mystizismus, Magie und Hexentum. Man erwartet vieles, doch schon der Trailer - obwohl gut gemacht - desillusioniert diese Erwartungen.

Ein Ring sie zu...

"Der letzte Tempelritter" (DVD 2003) ist die Geschichte um den ehemaligen Ritter Asbrey von Westender, der bei einem Glücksspiel in einer Spielunke die letzte Erinnerung seiner früheren Glanzzeit als Ritter verspielt hat. Fortan hat er nichts anderes mehr im Kopf als den Ring, der nunmehr über alle Berge scheint, wiederzufinden. Hierbei benutzt er das Wort "Ring" gefühlt nach jedem dritten Wort...zum Glück redet er nicht so viel. Was dieser Ring zu bedeuten hat bleibt lange im Verborgenen. Ist er ein Siegelring? Oder ein besonderes Symbol? Hat er gar magische Kräfte oder ermächtigt er Asbrey zu irgendwas? Der Ring ist ihm wichtig, das begreift man nach spätestens 40 Minuten Spielzeit des Filmes. Und noch einmal : Ring Ring Ring Ring.

Traumata

Viel erfährt man nicht über den Protagonisten, da er weder gerne redet noch viel Gelegenheit dazu hat. Zwar schließt sich ihm der junge Glim an, doch die Dialoge enden zumeist in Monologen, wobei diese zunehmend an Bedeutung verlieren. Zugegeben: die Ignoranz mit der Asbrey seinem Begleiter begegnet sorgt für einige Komik im Film, auch wenn diese sicherlich nicht beabsichtigt war. Das Einzige, was der Zuschauer sehr bald im Film merkt ist, dass der Ritter geplagt wird von den Dämonen seiner Vergangenheit. Er hat Träume und Visionen früherer Schlachten und findet sich häufig in der Situation nicht zwischen Realität und Traum unterscheiden zu können. Er träumt von einer Wüste, von hoch gehissten Flaggen, von blutigen Kämpfen und von Tod. Er hat viel durchlebt und dieses bei weitem noch nicht verarbeitet. Als er dann unterwegs noch eine kleine Gruppe Ritter trifft, die offensichtlich frisch vom Schlachtfeld kommen und diese ihn als Westender erkennen, bricht er zusammen, läuft weg und lässt sich dramatisch in einen Wasserfall fallen. So selten man dem Film Aufmerksamkeit schenken möchte: bei dieser Szene starrt man gebannt auf den Bildschirm.

Glim

Damit aus dem Film kein Stummfilm wird, hat man dem schweigsamen Asbrey einen plappernden Begleiter gegeben: Glim. Dieser ist ein verarmter Adeliger, der es irgendwann schaffen will seinem Stand gerecht zu werden. Asbrey rettet ihn auf seinem Weg vor einem Kopfgeldjäger und seitdem verfolgt ihn der hagere junge Mann. Warum genau Glim, der im übrigen derjenige war, an den Asbrey seinen Ring verloren hatte, mitkommt bleibt ungesagt. Er kommt einfach mit auf dessen Weg durch den Wald. Apropos "Wald": Es mag ein Film gewesen sein, der nicht die üblichen Milliarden an Budget hatte, aber wer mehr oder minder 105 Minuten lang zusieht, wie zwei Männer durch einen Wald laufen, sich einer von beiden hin und wieder schreiend irgendwo auf die Erde, ins Wasser oder gegen einen Baum wirft, der wird sich schon ernsthaft fragen: hat man hier vielleicht am falschen Ende gespart? Ab und zu ein Set; vielleicht ein Dorf, ein Schloss oder gar ein paar Statisten mehr hätten dem Film sicher nicht geschadet.

Aktives Zusehen / Technische Aspekte

Ok - weg vom fehlenden Set, weg von Glims unnötigen Monologen, weg von der Besessenheit Asbreys und weg von der unglaublich schlechten deutschen Synchronisation: Der Film hat Tiefe.

Das Drehbuch ist sehr gut und sehr engmaschig geschrieben und es baut darauf, dass der Zuschauer wirklich aktiv zusieht und sich nicht nur von stupiden Schlachten berieseln lässt. Auch wenn dies Kraft kostet und der Zuschauer definitiv beim Ersten mal sehen den Film nicht komplett verstehen wird - diese hohe Qualität im Buch hätte man dem Film in den ersten 10 Minuten nicht zugetraut. Man wird sofort von der schlierenartige Kamera, den mittelprächtig inszenierten Dialogen und dem kaum vorhandenen Szenenbild sehr forsch vor den Kopf gestoßen. Zudem knallt der Regisseur Brock Morse gleich in den ersten Momenten des Streifens alle Elemente rein, die nervig und störend sind: Glim, der Ring, die schlechte Tonspur (auch in der Originalsprache), fehlende Erklärungen und schlecht geschriebene Dialoge. Doch wenn man sich bis zu einem bestimmten Punkt im Film durchbeißt beginnt man zu begreifen, wie das Drehbuch konzipiert ist. Jefferson O.S. Brassfield, der immerhin u.A. schon für "South Park" (TV-Serie 1997 bis heute) und "Futurama" (TV-Serie 1999 bis heute) gearbeitet hat, legt keinen großen Wert auf Explizitheit und Klarheit, jedoch gibt er genug Spuren und Ideen, damit der Zuschauer sich seine eigenen Gedanken machen kann.

Ein weiteres Funkeln im Film ist der Hauptdarsteller Blake Stadel und sein Begleiter Rob Simonsen, die wirklich - trotz allen Widrigkeiten - eine sehr gute Leistung abliefern. Überzeugend, authentisch und mit viel Leidenschaft spielen sie ihre Rollen als ehemaliger Ritter Asbrey von Westender und Glim.

Wäre der Film eine Serie gewesen; hätte der Drehbuchautor also mehr Zeit gehabt für eine weiterführende Charakterentwicklung und eine langsameren Erzählstrang, dann hätten auch die anderen, störenden Elemente locker ausgemerzt werden können. Man hätte noch mehr "lustige" oder zumindest unterhaltsame Elemente und Charaktere einbauen können und man hätte vielleicht doch noch die ein oder andere Kampfszene mehr und besser inszenieren können. Und man hätte definitiv bessere Synchronisationsstudios finden können. Hätte, sollte, wäre, würde...

Fazit

"Der letzte Tempelritter" (DVD 2003) ist kein guter Film, aber das Buch ist gut und die zwei Hauptdarsteller sind gut. Gerade diese zwei Elemente sind normalerweise die schwersten Herausforderungen die sich ein Film stellen muss. Zumeist ist es nicht schwer ein gutes Bild zu bekommen oder den Ton gut zu setzen. Auch die Szenerie ist nur eine Frage des Budgets. Aber dafür zu sorgen dass das Drehbuch engmaschig und spannend geschrieben ist und die Schauspieler dazu zu bekommen alles in ihre Rolle zu stecken ist keine Frage des Geldes, sondern des Talents.

So kann man sagen, dass der Film zwar nicht gut ist, aber Talent hat - und das macht ihn wiederum schon sehenswert.



Ein schlechter Film mit Talent.... leider reicht Talent oft nicht aus.

Punktewertung

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   Titel DER LETZTE TEMPELRITTER - Der Herr Des Rings
   Genre
   Release 2013-03-08
   Systeme
   Publisher Savoy Film (Intergroove)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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