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Crysis 3 Review


2013-05-08  Ray  7 Likes  0 Kommentare 
Crysis 3 schickt sich an, die Geschehnisse der Vorgänger konsequent zu einem Ende zu führen und dabei dem Spieler eine unbeschreibliche Waffe in Form eines Anzuges mit auf den Weg zu geben. Ob die Reise gelingt, erfahrt ihr in unserem Test!

Hohes Dickicht...
...der Wind raschelt durch die kniehohen Gräser und peitscht sie gegeneinander. Die Wache streift mit entsicherter Waffe und einer gewissen Zielstrebigkeit durch das Gestrüpp. Wir warten geduckt und halten uns bereit. Den Bogen bereits gespannt, die Augen stets auf das Ziel fokussiert, bereit zuzuschlagen. Und doch: Im Augenwinkel erkennen wir die Silhouette einer weiteren Wache, welche sich immer mehr unserer Flanke nähert. Situationsanalyse: Dem entfernten Soldaten den Dienstweg mit einem Pfeil beenden, dabei jedoch die Deckung aufgeben und von der sich nähernden Wache entdecken lassen, oder die auf uns zusteuernde Wache geschickt umgehen, sie im Nahkampf ausschalten und uns weiter zur ersten Wache voran schleichen? Schwere Entscheidung.

So in etwa könnte ein Szenario in jedem x-beliebigen Ego-Shooter mit standarisierter Deckungsmechanik, generischen Inhalten und Story und einem ebenso schwachen Hauptcharakter aussehen. Und auch Crysis reiht sich mit in diese Liga ein, kratzt am Ende jedoch am Beckenrand der Langeweile, kann diesen Umstand aber durch geschickte Manipulation des Spiels verstecken. Denn in Crysis 3 habt ihr zu der oben beschrieben Szenarie noch ein paar weitere Möglichkeiten in der Hinterhand: Flux per Tastendruck die Unsichtbarkeitsfunktion des Nanosuits, einem hochtechnologischen Kampfanzuges, eingeschaltet und direkt auf die Wache zumarschiert um ihr in einem direkten Zweikampf den Garaus zu machen. Oder aber ich aktiviere die Panzerung meines Anzuges und brüste mich mit meiner Waffe in der Hand in eine direkte Konfrontation. Crysis möchte, Crysis kann auch, aber dennoch verliert es mich auf dem Weg zu seinem Ziel. Bereits nach den ersten Spielstunden setzen Ermüdungserscheinungen ein und meine Aufmerksamkeit sinkt. Dabei macht das Spiel auf seine Weise so vieles richtig, trotzdem kommt es nicht über die Konventionen bisheriger Shootermechaniken heraus. Keine Frage. Der Nanosuit gibt einem ein wunderbar abwechslungsreiches Gefühl. Die Macht, Gegner durch ein paar einfache taktische Tastendrücke zu umgehen, über sie hinüber zu springen oder mit einem Powerschlag gegen die nächste Feldwand zu schleudern.

Doch bröckeln wir die Probleme und die Reize von Cryteks Sci-Fi-Shooter mal ein wenig auf und versuchen uns dem Umstand ein wenig zu nähern. Doch eines gleich vorweg: Ja, Crysis 3 sieht einfach nur bombastisch aus; es lässt sämtliche GPU Muskeln der jeweiligen Maschinen spielen und zeigt, wie aktuelle Spiele auszusehen haben. Was die Jungs von Crytek dort gezaubert haben, ist eine wahre Grafikpracht und lässt einem bei jeder neuen Szene das Wasser im Mund zusammen laufen. Ob es die Gegner, die Beleuchtung, die Umgebung, die Waffen oder die Flora ist, Crysis 3 protzt richtig auf, und das mehr als gekonnt. Hervorragende Arbeit Crytek, Hut ab!

Doch muss man dazu sagen, dass sich die Darstellungsunterschiede vielleicht ein wenig spreizen können. Wer das Spiel auf einem aktuellen Computer mit ausreichender Hardwarepotenz spielt, der wird ein wahres Grafikwunder erleben. Wer jedoch zur PS3 oder Xbox360 Version greift und hier ein ebensolches Erlebnis erwartet, dem möchte ich lieber davon abraten. Natürlich könnt ihr auch hier eine Grafikpracht erleben, doch im Vergleich zur PC Fassung liegen hier Welten. Vor allem die uns vorliegende PS3 Fassung krankte in Innenräumen mit starken Kantenflimmern, schwächerer Beleuchtung und gelegentlichen Rucklern. Dennoch: Crysis 3 fühlte sich auch auf der Playstation 3 wunderbar an und steuerte sich wie eine Wonne.

Überhaupt geht die Steuerung per Controller wunderbar samtig von der Hand und erlabt es dem Spieler schnell zwischen Waffen zu wechseln, die Fähigkeiten des Anzuges zu bedienen oder die gängigen Shooteranleihen auszuführen. Die Steuerung per Gamepad ist einfach wunderbar zugeschnitten und geht gut von der Hand. Lediglich das mit etwas Einarbeitung zu benutzende Waffenmodifikationsmenü, muss sich Kritik gefallen lassen. Im hektischen Kampf in dieses nicht pausierte Menü zu wechseln und einen anderen Aufsatz auf die Waffe zu schrauben, ist mühselig und klemmt etwas. Aber das tut der Spielmechanik keinen Abbruch. Überhaupt kann man Crysis 3 keinerlei technische Vorwürfe machen. Die Technik brilliert, geht gut von der Hand und erweist sich als eine wahre Pracht. Andere Entwickler können sich hier gerne ein paar Tricks abschauen.

Und doch stört uns etwas.
..nämlich das Spiel, die Narration von dem, was Crysis 3 sein möchte. Als wäre es nicht schon genug durch andere Genrevertreter vorgemacht, serviert auch Crysis 3 eine mehr als dürftige Handlung, einen recht kurzen Singleplayer Modus und generische Designelemente aus dem Giftschrank der aktuellen Zeit. Mehr und mehr kommt einem das Gefühl auf: Crysis 3 ist eine Techdemo, eine spielbare mit netten Ideen. Das Spiel als solches, als Produkt, fehlt uns hier jedoch. Auch der neue Bogen, der dem Spiel eine neue, passende Art des Kampfes ermöglicht und vor allem die Stealth-Elemente mehr hervorhebt und erlaubt, reißt die Ödnis nicht heraus. Dazu sei zu sagen, dass der Bogen mit Abstand die beste Neuerung im Gegensatz zum Vorgänger Crysis 2 ist. Dieser macht Spaß, gibt einem ein gewisses instinktives Gefühl und das bei einer hervorragenden Steuerung.

Auch die Level sind sehr abwechslungsreich gestaltet, und das obwohl sich Crysis 3 an sich in einem überwucherten und von Bäumen und Gestrüpp übersäten New York klammert, bei dem auf den ersten Blick nicht viel Platz für Spielraum und Abwechslung vorhanden zu sein scheint. Und doch schlingelt sich Crytek aus diesem Szenario heraus und präsentiert üppige savannenartige Landschaften, Sumpfgebiete, U-Bahn Tunnel oder eingestürzte Hochhäuser. An Abwechslung mangelt es hier mit Sicherheit nicht, vor allem mit dem Hintergrund: Wir bewegen uns hier in New York. Doch nicht nur beim Design der Welt hat sich Crytek viel Mühe gegeben, auch Charakter- und Waffendesign können sich sehen lassen und zeigen die Detailverliebtheit der Entwickler. Ab und an, und auch nur wenn man wirklich genau hinsieht, kann man kleinere Unzulänglichkeiten im Design entdeckt, zum Beispiel in der Luft hängende Sträucher, Bäume die den Boden nur halb berühren oder ineinander liegende Gegenstände. Aber hey, andere Spiele bekommen das ebenfalls nicht hin. Kein Grund sich wegen so etwas aufzuregen, zumal es zeigt, dass jeder Winkel der Welt von Hand erschaffen und gefüttert wurde. Da kann man auch mal eine solche kleine Sünde verzeihen!

Doch was genau stört uns dann so sehr an Crysis 3? Es ist die Allgemeinheit des Spiels, in dem es zu versinken droht. Wieder nur ein durchschnittlicher Ego-Shooter, der sich dabei noch nicht einmal sonderlich von der Masse abheben kann. Schade, Crytek. Eine Techdemo allein reicht eben einfach nicht aus. Auch der Inhalt, die spielerischen Elemente, die Logik und die Narration müssen stimmen. Wer sich mit Shooter auskennt, vertraut mit dem Crysis Universum ist und einigermaßen gut mit der hervorragenden Shooter-Steuerung zurecht kommt, der kann das Ende bereits nach guten 6 Stunden sehen. Wer etwas langsamer ist, vielleicht weil er stattdessen lieber die Stealth-Komponente ausprobiert, auch der kann sich nach rund 8-9 Stunden die Credits ansehen.

Crysis 3 ist und bleibt eine prächtige Techdemo mit guten Ansätzen, welches sich jedoch zu schnell in alltäglichen Shooterkonventionen verliert. Wer jedoch Interesse an dem Crysis Kanon, dem mehr als nur zu empfehlenden Soundtrack und der hervorragenden Grafik und Steuerung hat, der sollte unbedingt zugreifen!

Punktewertung

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   Titel Crysis 3 - Hunter Edition (uncut)
   Genre
   Release 2013-02-21
   Systeme PlayStation 3
   Publisher Electronic Arts GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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