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Arcania: Gothic 4 Review


2012-04-08  Jana  8 Likes  0 Kommentare 
Gothic zählt bei vielen Rollenspiel-Fans zu DEM Spiel überhaupt. Auch der zweite Teil mitsamt Add-On konnte begeistern. Beim dritten Teil waren dann allerdings schon viele enttäuscht, lies die Story doch zu wünschen übrig. Dann kam der große Bruch im Entwicklerlager und viele hatten Angst, dass die Reihe nicht mehr weiter geführt wird. Doch dann die große Freude: Risen sollte Gothic-ähnlich werden und sogar ein Gothic 4 sollte auf den Markt kommen! Drei Jahre lang haben die Fans gewartet, dann war es endlich soweit: Arcania: Gothic 4 war da! Viel wurde dem Spieler versprochen, aber konnte das auch gehalten werden?

Leider nein!
Nehmen wir die Spannung gleich mal raus: Das Spiel konnte bei weitem nicht die Hoffnungen befriedigen. Natürlich gibt es auch positive Aspekte, aber immer der Reihe nach. Beginnen wir mit der Story. Wir spielen wieder einen namenlosen Helden. So weit, so gut und bekannt. Doch leider ist der namenlose Held nicht derjenige, den wir aus den drei Vorgänger-Titeln kennen. Der held nämlich, den wir durch drei Spiele begleitet haben, ist nun der Bösewicht: der neue König Rhobar III. Wir selber sind ein einfacher Schäfer, der auf einer kleinen Insel weit weg von gefährlichen Geschehen lebt. Denn eigentlich tobt Krieg im Land Argaan, angezettelt von unserem früheren namenlosen Helden. Wir aber leben auf Feshyr und unser größtes Problem ist es, drei Prüfungen zu bestehen, um die Frau unserer Träume (na ja, so wirklich die Traumfrau ist sie zwar nicht, aber was soll's...) heiraten zu dürfen. Auf der Insel fühlen sich alle sicher, der Krieg wird hier schon nicht herkommen. Doch schnell wird man eines besseren belehrt! Wir, als einziger Überlebender (nee, stimmt nicht: Diego ist auch noch da), wollen Rache! Rache am König! Doch Diego meint, dass eiskalte Rache und Wut nicht zum Ziel führen wird, vielmehr sollten wir den König an einer empfindlichen Stelle treffen. Er berichtet uns von einem geheimnisvollen Tempel, den wir uns näher anschauen sollte und bringt uns nach Argaan. Ab diesem Zeitpunkt ist es also unser Ziel, ein Weg zu dem Tempel zu finden.

Die Story ist also recht mau, man fragt sich höchstens, ob unser ehemaliger Held wirklich bis zum Ende böse bleibt oder ob es da vielleicht doch noch eine gute Wendung gibt? Das verraten wir euch natürlich nicht, denn ein bisschen Spannung soll ja bleiben! Trotzdem ist es eben etwas enttäuschend, wenn derjenige, der dem Spieler über zahlreiche Stunden und drei Teile ans Herz gewachsen ist plötzlich derjenige ist, der sich als größter Feind herausstellt. Trotzdem begegnen uns aber auch andere Altbekannte, wie zum Beispiel Diego, Milten, Lester oder Gorn. Doch sehen die völlig anders aus (gut, das Ganze spielt 10 Jahre später, aber die haben sich trotzdem extrem verändert!) und außerdem "kennen" wir sie ja eigentlich gar nicht, weil wir sind ja ein "Neuer".

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Story gibt nicht viel her, schon gar nicht als Gothic-Spiel! Aber auch wenn man nicht die Vorgänger im Hinterkopf hat, reißt die Story nicht vom Hocker.

Und noch mehr Minuspunkte
Und leider ist die Story nicht das einzige, was negativ überrascht. War man doch von Gothic gewohnt, dass man sich für ein Lager oder eine Fraktion entscheiden konnte und somit verschiedene Wege einschlagen konnte, so ist es diesmal einfach eine lineare Geschichte. Natürlich kann man den Weg des Kriegers, des Bogenschützen oder des Magiers einschlagen, allerdings hat das nur etwas mit den Skills, nicht aber mit der Story zu tun. Zudem bekommt man Quests aufgetragen, die teilweise doch echt lachhaft sind und sich in die Länge ziehen, wie zum Beispiel "Gehe nach ABC und töte dort XYZ Monster".

Gut, das alles macht ein Spiel noch nicht allzu schlecht. Was aber wirklich schade ist, ist der Schwierigkeitsgrad. Kannte man Gothic doch vorher eher als nicht zu einsteigerfreundlich, so ist es jetzt nur noch leicht. Man hat zwar verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Auswahl (leicht, normal, schwer, Gothic), leicht und normal kann man dabei aber gerne auslassen, denn damit fühlt sich das Spiel eher wie in einem Godmode-Cheat an. Was aber Rollenspiel-Fans besonders ärgern wird, ist dass man soetwas wie Schleichen gar nicht mehr braucht. Tieren das Fell abziehen? Auch weg! Open World? Nein, Du gehst gefälligst schon da lang, wo die Story Dich hin haben möchte! Truhen knacken, wenn jemand im Haus schläft? Kein Problem, der wacht nicht auf! Und selbst wenn er daneben steht: Nimm ruhig, das stört den Besitzer nicht! Klar, man schaut Dieben ja auch gerne bei der Arbeit zu. Taschendiebstahl ist übrigens völlig weg gefallen. Auch all die anderen Rollenspieleigenschaften wie zum Beispiel das Schlafen, um sich zu regenerieren sind weg. Und auch Fähigkeiten-Lehrer braucht man nicht mehr, seine Skills kann man einfach nebenbei in einem Skillbaum steigern. Abgesehen davon gibt es eigentlich auch gar nicht mehr so viele Skills. Das Gothic-Flair kommt hier definitiv nicht auf! Aber keine Angst: Der "Spaß" ist eh recht schnell vorbei: Nach 15 Stunden etwa kann man den Abspann sehen, wenn man sich beeilt, wer die Gegend aber genauer auskundschaftet, darf sich an etwa 20 Stunden erfreuen. Grund zum Auskundschaften wurde auch geliefert: Mehrere Artefakt- und Statue-Sammelquests machen dies zur Pflicht, wenn man alle Quests erledigen möchte. Aber mal ehrlich: Durch eine Spielwelt zu laufen und um die 90-120 Items zu suchen ist eigentlich nie Sinn bei Gothic gewesen, oder? Das mag auf einigen Konsole ja Gang und Gäbe sein, um Erfolge, Trophäen usw. freizuschalten, aber es passt einfach nicht zu Gothic.

Positive Apekte
Gut, das liest sich nun alles so, als wäre diese Spiel einfach nur schlecht. So kann man es aber auch nicht sagen, es gibt durchaus positive Aspekte an diesem Spiel. Zum Beispiel den Sound. Der ist durchweg gut in diesem Spiel, so wie man es eben doch von Gothic gewohnt ist. Auch die Vertonung der verschiedenen Charaktere ist gut gelungen und lässt Atmosphäre aufkommen.

Und vor allem herausragend ist die Grafik. Die Spielwelt ist so detailliert, hübsch und stimmig gestaltet, dass man schon wieder Lust bekommt, die Welt im Ganzen zu erkunden. Viele kleine Details gibt es zu entdecken, vor allem in den Städten und Orten fällt die Liebe, die in die Grafik gesteckt wurde, besonders auf. Dazu kommen Licht- und Schatteneffekte, die die Welt glaubhaft und realistisch wirken lassen. Dies führt aber auch dazu, dass man dieses Spiel auch nur mit der richtigen Hardware genießen kann und selbst bei gut ausgerüsteten Rechnern kann es noch zu dem einen oder anderen Ruckler kommen.

Letztendlich ist es eben so, dass man mit Arcania: Gothic 4 ein gar nicht mal so schlechtes Rollenspiel vor sich hat. Es ist einsteigerfreundlich, schön gestaltet, grafisch einwandfrei. Aber es ist nur noch irgendein Rollenspiel, kein Gothic mehr! Und das beeinflusst natürlich eine Wertung, wenn man doch davon ausgegangen ist, einen würdigen Nachfolger der ersten beiden Teile (einen Nachfolger des dritten will wahrscheinlich kaum jemand haben) zu bekommen.

Wer die Gothic-Reihe also nicht kennt, ein doch recht kurzes Rollenspiel sucht und die entsprechende Hardware besitzt, der kann natürlich zugreifen und wird das Spiel in Ordnung finden. Doch Fans der Reihe werden leider einfach enttäuscht werden, hätte man den Zusatz "Gothic" hinter Arcania weggelassen, wären die Erwartungen nicht ganz so hoch gewesen und man wäre weniger enttäuscht worden.

Dieses Spiel hat mit der ursprünglichen Gothic-Serie kaum mehr etwas gemein. da ist Risen das bessere Gothic! Für Einsteiger und Nicht-Kenner der Serie ist es aber ein solides Spiel, dass man sich ruhig mal anschauen kann.

Punktewertung

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   Titel Arcania: Gothic 4
   Genre Actionspiele
   Release 2010-10-12
   Systeme Windows Vista
   Publisher EuroVideo Bildprogramm GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
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