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... und eine Prise Wahnsinn – Die Business-Edition Review

Was Führungskräfte von Sterneküche und TV-Küche lernen können


29.11.2025  Jacqueline  0 Likes  0 Kommentare 
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Alexander Herrmann ist einer der bekanntesten Köche Deutschlands – ein Sternekoch, der sich sowohl auf der Bühne als auch vor laufender Kamera mit einer Mischung aus Präzision und Humor einen festen Platz erarbeitet hat. In „… und eine Prise Wahnsinn – Die Business-Edition“ blickt er nun nicht nur hinter die Kulissen der Spitzengastronomie, sondern zeigt auch, was andere Branchen von der Welt der Sterneküchen lernen können. Herausgekommen ist ein Buch, das gleichzeitig unterhält, inspiriert und überraschend viel Substanz bietet. Denn Herrmann erzählt nicht nur Geschichten aus seinem Leben – er beschreibt einen Führungsstil, der sich jenseits von Küchenklischees weiterentwickelt hat.

Ein Leben voller Wendungen und Widerstände
Der Einstieg des Buches hat es in sich: Als Neunjähriger verliert Herrmann beide Eltern bei einem tragischen Unfall. Was folgt, ist ein Aufwachsen zwischen Verantwortung, familiärem Zusammenhalt und der Küche des familieneigenen Posthotels in Wirsberg. Obwohl er zunächst Veterinär werden wollte, führt ihn das Leben letztlich doch hinter den Herd – mit einer Ausbildung, die nicht immer sanft verlief, aber prägend war. Herrmann beschreibt offen, wie rau der Umgangston in vielen Küchen früher war, wie Hierarchien missbraucht wurden und wie man als junger Mensch lernt, sich durchzusetzen. Und er zeigt, wie diese Erfahrungen seien Führungsverständnis nachhaltig formten: durch das, was er übernehmen wollte – und vor allem durch das, was er nie wieder erleben wollte.

Führen heißt Vorleben – kein Kasernenhof, sondern Teamarbeit
Ein großer Teil des Buches dreht sich darum, wie sich echte Führung anfühlen muss. Herrmann spart nicht an Kritik gegenüber autoritären Küchenchefs, die laut, unberechenbar oder demütigend waren – und erklärt gleichzeitig, warum solche Systeme heute scheitern müssen. Für ihn entsteht Qualität nur dort, wo Mitarbeitende sich gesehen fühlen, wo man Stärken erkennt statt Fehler zu verwalten und wo Verantwortung geteilt wird. Die Business-Edition des Buches schärft genau diesen Punkt: Was in der Küche funktioniert, kann in jedem Unternehmen funktionieren – klare Kommunikation, echte Wertschätzung, Erwartungsmanagement und der Mut, Ideen zuzulassen, die nicht von oben kommen.

Dabei bleibt Herrmann immer nahbar. Seine Beispiele aus dem Küchenalltag sind greifbar, oft amüsant und vor allem praxisnah. Führung ist für ihn ein Handwerk. Und wie jedes Handwerk lebt es von Übung, Haltung und einer kleinen Portion Verrücktheit.

Druck, Leidenschaft und der Realitätsschock
Es wäre nicht Herrmann, wenn er die Welt der Spitzengastronomie romantisieren würde. Er spricht offen über den medialen Druck, über Gäste, die nach dem komplett leeren Teller plötzlich reklamieren, oder über Kritiker, Blogger und Influencer, deren Urteil über Nacht Existenzen beeinflussen kann. Vor allem aber beschreibt er, wie man in dieser Branche überlebt, ohne sich selbst zu verlieren – und wie nah Erfolg und Verletzlichkeit beieinanderliegen.

Ein besonders berührender Teil von "… und eine Prise Wahnsinn – Die Business-Edition" ist seine persönliche Krankheitsgeschichte. Kurz vor seinem 40. Geburtstag wird bei ihm ein Merkelzellkarzinom diagnostiziert, eine seltene und aggressive Krebsform. Herrmann schildert, wie radikal ein solches Ereignis die Perspektive verschiebt – und warum es ihn letztlich dazu brachte, bewusster zu führen, achtsamer zu leben und seinem Team mehr Verantwortung zuzutrauen. Diese Offenheit verleiht dem Buch eine Tiefe, die man in vielen Business-Ratgebern vergeblich sucht.

Zwischen Fernsehen und Feinschmeckerküche
Herrmann erzählt auch vom Spagat zwischen TV-Karriere und Sterneküche – zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während die Bühne im Fernsehen schnelle Entscheidungen, Präsenz und Perfektion verlangt, arbeitet man in der Küche langfristig, konzentriert und im Team. Dass er beide Rollen souverän beherrscht, wirkt weniger wie ein Zufall und mehr wie das Ergebnis eines über Jahre geschliffenen Verständnisses von Menschenführung.

Dabei streut er immer wieder Humor ein, kleine Anekdoten aus Shows, Drehs und Küchen-Nächten – und genau das macht die Lektüre angenehm leicht, ohne an Tiefe zu verlieren.

Ein Blick über den Tellerrand – im wahrsten Sinne
"… und eine Prise Wahnsinn – Die Business-Edition" bietet Impulse für Führungskräfte, Neugierige und Menschen, die einfach verstehen möchten, wie ein Sternekoch denkt. Vieles wirkt auf den ersten Blick selbstverständlich – und genau darin steckt der Wert. Herrmann beschreibt die Art von Führungsstil, die lange als „weiche Faktoren“ belächelt wurden, jetzt aber Standard sein sollten: Respekt, Verständnis, Menschlichkeit und Mut zu Fehlern. Das Ganze verpackt in einem Ton, der nicht belehrt, sondern an die Hand nimmt.

„… und eine Prise Wahnsinn – Die Business-Edition“ ist ein Buch über Führung, Haltung und die Kunst, sich und andere nicht zu verlieren – selbst unter Hochdruck. Herrmanns Mischung aus autobiografischen Momenten, praktischen Lektionen und Humor sorgt dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legt. Besonders wertvoll ist seine ehrliche Art, auch die Schattenseiten des Erfolgs anzusprechen – von harter Küchenhierarchie bis zur eigenen Erkrankung. Gerade dadurch gewinnt das Buch Glaubwürdigkeit und Tiefe. Wer Inspiration sucht, ohne in Floskeln zu ertrinken, findet hier einen Ratgeber, der nicht belehrt, sondern motiviert. Und wer über den Tellerrand des eigenen Berufs hinausblicken möchte, wird reich belohnt.

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