"The Nameless" - "Die Namenlosen" ist ein Film der zwar im Regal für "Horror" steht, aber weitaus mehr ist als das. Von den Machern von "[REC]" (DVD 2007) bietet dieser Film allein auf dem Cover und im Klappentext neben den Horror- auch Elemente aus Thriller, Krimi und einem guten Schuss Drama. Das Cover ziert ein Gesicht, wobei die Augen durch den Titel des Filmes verdeckt sind. Ein "UNCUT" über dem FSK18 Logo lässt einen Film mit Splatterecharakter vermuten - doch dem ist nicht so. Die Szenen bei denen zart Besaitete wegschauen sollten sind präzise und wohl durchdacht platziert und haben stilistischen Wert in der Geschichte wie in der Optik des Filmes. Der Trailer wirkt düster, erdrückend - fast schon klaustrophobisch. Man spürt die Intention des Filmes: Eine Mutter sucht ihre Tochter, die vermeintlich vor Jahren schon auf grausamste Art und weise ermordet und in Säure aufgelöst wurde. Eine Intrige scheint das Ganze zu umspannen. Wer ist involviert? Wer ist Schuld? Wo ist die Tochter? Oder wird am Ende die Mutter nur wahnsinnig vor Trauer um den geliebten Menschen. "The Nameless" verspricht viel....und hält das Meiste auch!
Das Mädchen mit den kurzen Beinen
Der Film beginnt mit dem Tatort. Die Leiche eines kleinen Mädchens wurde gefunden; verätzt in Säure und ohne Merkmale der Identifikation außer einem angeborenen Fehler im Bein. Der leitende Ermittler ist sich sicher: dies Angela, das verschwundene Mädchen der Familie Gifford. Der grausame Ritualmord erschüttert die Polizei und Presse gleichermaßen und der Zustand der Leiche hindert die Mutter Claudia daran, den Körper ihrer Tochter zu identifizieren. Ihr Mann stellt sich der schweren Aufgabe und obwohl auch er durch die Verätzungen nicht das Gesicht seiner Tochter wiedererkennen kann ist er sich sicher: dies ist Angela. Die grausame Wahrheit zerstört die Ehe, zerstört den Lebenswillen und zerstört die Freude der Mutter. Die Ehepartner trennen sich und die Tatsache, dass sie eine Tochter hatten verblasst immer mehr und mehr.
"Mama, ich bin's..."
Claudia arbeitet wieder und geht ihrem Leben nach. Sie hat einen neuen Verehrer, den sie aber nicht an sich heran lassen will. Sie versucht ihr Leben in den Griff zu kriegen und kompensiert ihre Trauer dadurch, dass sie sich immer und immer wieder alte Familien Videos ansieht. Gerade als die seelischen Wunden beginnen zu heilen klingelt mitten in der Nacht das Telefon: "Mama, ich bin's...komm und hol' mich!". Ab da beginnt der Alptraum, der die Mutter an den Rand der Verzweiflung treibt. Eine Nachricht ihrer toten Tochter? Sie beginnt Fragen zu stellen und den ganzen Fall noch einmal aufzurollen. Hierbei steht ihr der Polizist Massera zur Seite, der selbst vor 5 Jahren bei der Suche ihrer Tochter geholfen hatte und den schon damals die Ungereimtheiten gestört hatten. Zusammen gehen sie den Spuren nach, den Claudias Tochter ihnen nach und nach gibt und finden immer mehr Hinweise darauf, dass alles nicht so ist wie es scheint. Die Prophezeiung des inhaftierten Sektenführers Quiroga - so wahnsinnig und abstrus sie klingen mag - soll erfüllt werden...
Technische Aspekte
Das Erstlingswerk des Regisseurs Jaume Balagueró (bekannt geworden durch [REC] (DVD, 2007)) besticht durch eine erdrückende, fast schon klaustrophobische Stimmung selbst in offen Außenaufnahmen. Das Licht ist stets so platziert, dass man gerade so den Protagonisten der Szene sieht, nicht jedoch den Rest drum herum. Die Schatten verlaufen chirurgisch genau und die Schnitte, sowie Länge der Szenen sind gut durchdacht und präzise umgesetzt. Lange Szenen sorgen für Spannung und lassen das große Geheimnis hinter dem Ritualmord erkennen; kurze Schnitte, teilweise mit einer wackeligen Handkamera gedreht wirken unglaublich nah und menschlich. Die Nahaufnahmen der dem Wahnsinn verfallenden Mutter Claudia geben eine Garantie auf Gänsehaut. Die Hintergrundmusik bleibt stets dezent, untermalt aber die Stimmung und wird somit zu einem Hauptinstrument Balaguerós. Plötzliche Lautstärkenänderungen für den "Schockmoment" sucht man hier vergebens - "The Nameless" bemüht sich kein "Horror-Schocker" sondern ein "Horror-Thriller" zu sein. Die Stimmung ist technisch durch und durch perfekt gelungen!
Fazit
"The Nameless" (DVD, 1999) ist eine sehr gelungene Fusion aus Krimi, Thriller und Horror. Die Technik ist in den Händen eines wahren Meisters das Werkzeug einer gelungenen Stimmung geworden: Erdrückend, menschlich, nah, dunkel - man fühlt sich verloren und verzweifelt und fragt sich stets was der Kern des Ganzen ist. Die Geschichte um Claudia und ihre Tochter fesselt den Zuschauer sofort und schafft eine Verbindung zwischen der Figur und dem Menschen vor dem Fernseher - äußerst menschlich und äußerst realistisch umgesetzt! Das I-Tüpfelchen des Ganzen bildet dann das grandiose Finale. Subtil, ohne alles explizit zu erklären wird mit einer einzigen Information das gesamte Gespinst aufgelöst und erklärt. Der Zuschauer beobachtet das Geschehen auf dem Bildschirm und kann es nicht fassen.
Gänsehaut garantiert!
Ein verkannter Diamant!
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Titel | The Nameless - Die Namenlosen (DVD) |
Genre | |
Release | 2011-09-15 |
Systeme | |
Publisher | 3L Vertriebs GmbH & Co. KG |
Altersfreigabe | Freigegeben ab Freigegeben ab 18 Jahren Jahren |
Homepage |
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