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The Joy Formidable - Wolf's Law Review


2013-03-26  Dean  12 Likes  0 Kommentare 

The Joy Formidable ist eine Indie-Rock / Grunge-Rock Band, die 2007 aus den Trümmern einer anderen, gescheiterten Band entstanden war. Erst in Wales, später in London beheimatet, brachten sie bisher 4 Alben und 6 Single-Auskopplungen heraus, von denen jedoch keine den Sprung in die nennenswerten Charts schaffte. Dies ist wohl der Preis, den man zahlen muss, wenn man freie, individuelle und vor allem experimentierfreudige Musik macht. Trotz des fehlenden Charterfolges touren The Joy Formidable fleißig durch das Vereinigte Königreich und die USA und sind auf diversen Festivals fast schon auf der Inventarliste. Zudem haben die drei Waliser Ritzy Bryan, Rhydian Dafydd und Matt Thomas durch diverse Promotion-Aktionen wie z.B. streng limitierte, jedoch kostenlose CDs bzw. Downloads, oder aber ein ganzes Album, was es zunächst nur und ausschließlich in Japan gab, in der Musikszene für Aufsehen gesorgt. Mittlerweile gelten sie als Geheimtipp und werden im RollingStone Magazine sowie in der Times hochgelobt, was sicherlich bald auch zu kommerziellen Erfolgen führen wird.

Die Musik

In der Times als "verträumter Indie-Rock" bezeichnet besticht die Musik von The Joy Formidable vor allem durch eins: durch Diskontinuität a.k.a. Kreativität. Manch einer wird es als das Fehlen eines eigenen Stils interpretieren, doch wer mit weniger Zynismus gesegnet ist, wird sich über einen abwechslungsreichen Mix aus Pop, Rock, Opern, Grunge und Instrumentalmusik freuen. Das Album "Wolf's Law" - was frei übersetzt in etwas "Gesetz des Wolfes" bedeutet - erzählt fast schon eine kleine Geschichte für sich. Die Titel und Themen des Songs beschreiben eine ganz eigene Welt in der sich der Zuhörer bewegen kann und in der die Farben in all ihrem Facettenreichtum von der Band akustisch übertragen werden. "This Ladder is Ours" eröffnet das Album mit einem fulminanten Aufgebot von zuerst stillen Orgeltönen, die dann von Schlagzeug und Gitarre zerrissen werden. Die helle, saubere Stimme von Ritzy setzt erst bei 1:15 Minuten ein, was dem Stück ein Instrumentalintro von über einer Minute bringt und - wie der Titel bereits durchscheinen lässt - aufeinander aufbaut und sich steigert. Die Dominanz der Leadstimme wird durch die anderen Instrumente gestützt und bestätigt. Diese Mischung aus langem Intro, klarer Stimme und rockiger Musik wirkt wie ein Stück Mittelalterrock oder verstaubter Weltverbesserermukke, doch die Band an sich ist sich dieser Kategorisierung nicht verpflichtet. Das fünfte Stück "Bats" schlägt von Sekunde Null an eine völlig andere Richtung ein und Ritzy eröffnet mit einer verzerrten Synthesizerstimme, kreischenden E-Gitarren und poppiger Melodie ein Stück, was ebenso von einer britischen Girlgroup hätte gesungen werden können. Die Gitarren sind hier dominanter als die Stimme, die eher wie ein Begleitinstrument erscheint. Dieses Stück gehört vom Stil her in die 80er oder frühen 90er - rocken aber nichtsdestotrotz.

Wer nun glaubt, dass eine Band schon mehr als zwei Musikrichtungen ausweisen muss, um als "kreativ" zu gelten, dem sei das Stück Nr. 8 "Forest Serenade" ans Herz gelegen. Poppige Melodie, harte Gitarre, klare Stimme, aufsteigender Rhythmus und sich wiederholender Refrain - kreativ genug? Dieses Stück hätte locker von Urgesteinen wie U2 sein können.

3 Stile pro Album sind immer noch nicht ausreichend? Dann auf zum Titel 11 "The Turnaround", welches dem Stil von Sängerin Enya ähnelt. Oder doch lieber Titel 9 "The Leopard and the Lung"? Mit einem flinkfingrigen Klavierintro von satten 29 Sekunden, bis dann heftige Gitarren und Schlagzeuge einfallen?

Fast jeder Titel besticht durch einen eigenen Stil, eine eigene Richtung und eine eigene Verteilung der Dominanz im Stück. Mal ist es die Stimme, mal die Gitarre oder das Schlagzeug. Zudem hat die Band das Glück zwei Stimmen zu haben - einmal die Sängerin Ritzy Bryan, die gleichzeitig an der Gitarre steht und zum anderen den Bassisten Rhydian Dafydd. Zwei Stimmen, drei Instrumente und unendlich viel Mut Dinge anders zu machen als erwartet - das ist The Joy Formidable.

Fazit

Zugegeben, man kann es als Kopie bzw. "inspiriert durch XYZ" sehen und sehr oft denkt man sich bei den Lieder: "das klingt doch wie..." ... Und doch auch wieder nicht. Ob es nun gewollt ist oder nicht, spielt die Band mit diesem "es klingt wie..." und überrascht den Zuhörer dann doch mit einem "ah doch nicht!". Auf jeden Fall mal etwas Neues und auf jeden Fall hörenswert.



Kreativ, innovativ, mutig und stilfrei (ungleich "stillos") - The Joy Formidable.

Punktewertung

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