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Seelenvernichter Review


2012-04-16  Denise  10 Likes  0 Kommentare 
Anders als der Titel auf den ersten Blick vielleicht vermuten lässt, ist Seelenvernichter nicht der Name eines zweitklassigen Fantasyromans, sondern erzählt stattdessen eine gesellschaftskritische Geschichte aus dem Leben eines jungen Mädchens. Ein Blick auf das Cover des schmalen Taschenbuchs verrät uns indes mit einem gewollt harten und brutalen Bild, auf welchen Inhalt wir uns in den kommenden 174 Seiten einstellen dürfen.

Abgebildet ist ein junges Mädchen, nur spärlich mit Minirock und BH bekleidet und mit glasigem Blick auf dem Boden liegend. Ein genauerer Blick offenbart ein kleines Rinnsal Blut, das aus ihrer Nase fließt und nah über dem Körper schwebt ein Fuß, bereit zum nächsten Tritt in die Rippen. Kaum zu sehen ist die Sektflasche , die von einer fremden Hand zwischen die Beine des Mädchens geführt wird. Die Szenerie wird von einem Handydisplay umrahmt und vermittelt den Eindruck, als würde jemand das Geschehen mit einem Smartphone fotografieren oder filmen. Wirkt dieser Einband übertrieben, völlig fern der Realität? Tatsächlich kommt man nicht umhin, genau diesen Gedanken zu haben, doch nur wenige Seiten später wird uns eben dieses Bild als Eröffnungsszene präsentiert und lässt erahnen, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln.

"Anja, du Opfer!"
Seelenvernichter ist die Geschichte eines Mobbing-Opfers, selten so deutlich und in so harten, klaren Worten erzählt. Protagonistin des Romans ist Anja, ein schweigsames dreizehnjähriges Mädchen, das von ihren Mitmenschen lediglich als Spielball missbraucht wird. Doch Anja leidet nicht nur unter gelegentlichen verbalen Attacken oder kleinen Sticheleien. Tatsächlich gehen die Mobbing-Versuche der Klassenkameraden längst nicht nur eine Stufe, sondern direkt einen ganzen Treppenabsatz weiter, denn Anja wird brutal misshandelt, wobei Tritte und Schläge lediglich die Spitze des Eisbergs darstellen. Drogenkonsum, Sex und psychische Folter zerstören das junge Mädchen mehr und mehr, die Folgen finden sich in schlechten Noten, Essstörungen, einer extremen Abschottung vor der Außenwelt und selbstverletzendem Verhalten wieder. Und wenn letztendlich nichts mehr bleibt als Angst, Misstrauen und einem kümmerlichen kleinen Rest an Mensch, dann scheint der Titel Seelenvernichter mit einem Mal doch so unglaublich passend...

Einfach, aber effektvoll
Als Leser mag man zeitweise nur ungern die nächste Seite umblättern, denn Anja ist keine erfundene Romanfigur, sondern beruht auf echten Erfahrungen und Erlebnissen, die von den Autoren in eine überzeugende Geschichte eingewoben wurden, die grausamer kaum sein könnte. Der Roman ist dabei aus der Ich-Perspektive geschrieben, wobei Anja uns jede ihrer Empfindungen schildert, während sie uns durch verschiedene Stationen ihres Alltags führt, wie beispielsweise die morgendliche Busfahrt, den Sportunterricht oder eine Party. Letztendlich lässt "Seelenvernichter" uns geschockt und nachdenklich zurück, denn Mobbing in all seinen Varianten ist noch immer ein aktuelles und ernstzunehmendes Thema, dem man oft mit einer gewissen Hilflosigkeit gegenübersteht. Der angehängte Epilog der Autoren erläutert dieses Thema auf einigen Seiten noch einmal genauer.

 

 

Inwiefern man Seelenvernichter nun in ein Wertungsraster stecken kann, ist schwierig zu beantworten. Der einfache Schreibstil liest sich flüssig und kurzweilig, wobei die harte Wortwahl eine teilweise sehr mächtige Wirkung entfaltet. Ein Roman, der zweifellos zum Nachdenken anregt und so manchen ratlos zurücklässt. Nicht unbedingt für jedermann geeignet, aber definitiv ein bemerkenswertes Werk.

Punktewertung

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   Titel Seelenvernichter: Missbrauch im Klassenzimmer
   Genre
   Release
   Systeme
   Publisher Ubooks/U-Line
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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