Spiele » Reviews

Uprising 44 - Der Kampf um Warschau


2013-01-18  Michael  6 Likes  0 Kommentare 
Das Actionspiel "Uprising 44 - The Silent Shadows" oder "Der Kampf um Warschau", wie der deutsche Titel lautet, des polnischen Indie-Entwicklers DMD Enterprise bietet eine kleine Geschichtsstunde zum Nachspielen. Wie der Titel bereits erahnen lässt, spielt die Handlung des Third-Person-Shooters im Zweiten Weltkrieg, zur Zeit des Warschauer Aufstands. Hier soll der Spieler als Teil der sogenannten "Silent Shadows", eine Spezialeinheit englischer Soldaten, den Aufstand gegen die deutsche Armee unterstützen, wird dabei jedoch von MG-Nestern, unterirdischer KI-Soldaten und langweiligen Passagen behindert.

Aufstand zum Wohle Polens

Als Rahmenhandlung dient das Schicksal der beiden "Silent Shadow"-Mitglieder Jimmy und Johnny, die zu Beginn des Aufstands der Heimatarmee in Warschau hinter feindlichen Linien abgesetzt werden und fortan um ihr Überleben kämpfen. Die beiden Protagonisten mit den klischeebehafteten englischen Namen schließen sich bald den Straßenkämpfen an, die der Zerschlagung des übermächtigen deutschen Armee dienen. Durch mehrere Missionen nimmt der Spieler dabei an historisch verbürgten Kämpfen teil, wie beispielsweise an der Eroberung des Warschauer Postgebäudes. Dabei wird Jimmy, der Hauptcharakter, stets von einem oder mehreren KI-Mitstreitern begleitet, die dann mehr oder minder aktiv an der Schlacht teilnehmen. Die Zusatzkämpfer lassen sich per Tastendruck in Deckung oder zum Angriff befehligen, was jedoch nur minimalen Einfluss auf das Gameplay hat. Da die Mitstreiter auch nicht sterben können, sich dafür aber als wahre Nieten mit dem Gewehr entpuppen, nützt dieses Feature kaum.

Deutsche und englische Schießbudenfiguren
Die Schusswechsel zwischen Deutschen und den Aufständischen sind dazu auch noch extrem lahm präsentiert. Nichts gegen taktisches, langsames Vorgehen, aber die gegnerische KI zerstört jede Illusion einer wirklich organisierten Armee. Stattdessen erscheinen Gegner einfach so, stehen mitten im Gang und nutzen nur selten Deckungsmöglichkeiten. Das Deckungssystem kann der Spieler nutzen, um sich einen Vorteil zu erhaschen, dieser wird jedoch durch eine umständliche Steuerung teilweise negiert. Dazu kommt auch noch erschwerend, dass die Steuerung sowieso sehr schwammig reagiert und präzises und vor allem schnelles Zielen de facto unmöglich ist. Quasi als negatives Sahnehäubchen setzt das Spiel des öfteren auf eine Art Zeitlupeneffekt, der eintritt, sobald ein Gegner niedergeschossen wurde. Somit wird das Anvisieren weiterer Kameraden zum absoluten Glücksspiel. Dazu kommen noch eintönige Schlauchlevel wie Keller oder Treppenhäuser.

Rudimentäre RTS-Elemente
Neben der Möglichkeit, seine Mitstreiter mehr oder weniger sinnfrei durch die Gegend laufen zu lassen, schaltet das Spiel in manchen Sequenzen in eine Strategiespiel-Ansicht um. Dann muss Jimmy durch sein Fernglas schauend kleine Truppen von Aufständischen kontrollieren. Die Taktik in diesen Sequenzen bleibt jedoch auf der Strecke, denn die KI-Soldaten beider Seiten zielen so schlecht, dass es beinahe weh tut. Einfaches Einigeln siegt, sowie ein häufiges Nutzen der Spezialfähigkeiten der Begleiter, beispielsweise MG-Speerfeuer. Sterben alle eigenen Soldaten, muss die Sequenz wiederholt werden. Statt Spannung baut sich aber eher Langeweile und gelegentlich Frust über die ungenaue Steuerung auf, die für die meisten Tode der virtuellen Armee verantwortlich ist.

Grafik auf Vorkriegsniveau, Schreckschusspistolen inklusive
Fassen wir nochmal zusammen: Die Geschichte plätschert vor sich hin, die Schusswechsel sind alles andere als spannend und die KI macht bei beiden Kriegparteien Urlaub. Bisher alles andere als ein Meisterwerk, aber ok, solange das Technikgerüst stimmig ist, kann man den einen oder anderen Fehltritt verzeihen. Leider hebt sich "Uprising 44 - The Silent Shadows" auch hier nicht besonders hervor. Als Engine kommt, wie bei einigen Indie-Spielen in der letzten Zeit, die Unity-Engine zum Zug. Diese kann mit modernen Shadereffekten aufwarten, zumindest in der Theorie. Denn die Umsetzung ist hier allenfalls mittelprächtig. Grafisch reiht sich das Spiel zwischen "Half Life" und "Battlefield 1942" ein, jedoch mit einer Riesenportion Weichzeichner garniert. Besonders negativ fallen die Spielcharaktere auf, die durch steife Körperhaltung, fehlende Mimik und Giraffenhälse auffallen. Dazu kommt von der Soundtechnik her eine extrem schwache (englische) Synchronisation, sowie schreckpistolenartige Schusswaffengeräusche. Von den Ragdolleffekten sollte man gar nicht erst anfangen, denn sie sind unfreiwillig komisch, wenn sie zu kurzzeitig verlängerten Halspartien oder wilden Muskelzuckungen führen.

Diese Geschichtsstunde macht keinen Spaß: Trotz unverbrauchter Geschichte springt der Funke bei "Uprising 44 - The Silent Shadows" nicht über. Zu groß sind die handwerklichen und künstlerischen Defizite des Spiels, sodass der Ausflug nach Warschau unspektakulär bleibt.

Punktewertung

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Das bedeutet, wir erhalten von Partnern eine Provision, wenn du dem Link folgst und die Produkte über den Link kaufst. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.
   Titel Uprising 44: Der Kampf um Warschau
   Genre
   Release 2013-03-20
   Systeme Windows 7
   Hersteller F+F Distribution GmbH
   Publisher F+F Distribution GmbH
   Altersfreigabe Freigegeben ab Freigegeben ab 16 Jahren Jahren
   Homepage
Werbung

Diablo

Jetzt bestellen!
Paypal Trinkgeld