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In der Schlange: Mein Jahr auf Hartz IV Review


2011-04-23  Spielemagazin  9 Likes  0 Kommentare 
Für viele ist der berufliche Werdegang von Kindesbeinen an festgelegt. Kindergarten, Grundschule, Realschule bzw. Gymnasium, Abschluss mit vernünftigen Noten, Studium und dann...arbeitslos. Für viele ist das natürlich absolut frustrierend und ein Problem unserer Gesellschaft. Wie wollen wir der jungen Nachfolgeneration erklären, dass sich Leistung noch lohnt, wenn wir es nicht mal schaffen, dass sie nach dem "Lernen fürs Leben" auch wirklich eine Arbeitsstelle erhalten. Ein Problem, das auch der studierte Thomas Mahler kennt.

Kein Selbstversuch, zumindest kein freiwilliger
Nach dem Studium fand Thomas Mahler keinen Job und meldete sich arbeitslos. Die Konsequenz: Hartz IV. In seinem Buch erzählt er von Bewerbungstrainings, von 1-Euro-Jobs, von freundlichen Sachbearbeitern und von langen Schlangen. Er erzählt von Seminaren, die motivieren sollen, aber genau das Gegenteil erreichen. Von Agenturen, die an der hohen Arbeitslosigkeit verdienen, sie aber trotzdem verringern wollen. Vom leisen Irrsinn hinter bürokratischen Kulissen, von äußerer Passivität und innerer Aggression, davon, wie schnell man sich in der Armut einrichten kann. Und er erzählt von der Erleichterung, wenn man auf dem Arbeitsamt weiß, wo man hin soll. Wenn auch nur für zwei Stockwerke.

Zunächst dachte Mahler, das wäre nur eine "Phase", die bestenfalls ein paar Wochen geht. Er hatte keine Ahnung, dass er ein ganzes Jahr lang arbeitslos sein würde. Für ihn war das sicherlich keine einfache Zeit - aber für uns Leser war es ein Segen, denn so fand Mahler die Zeit und Muße das Buch "In der Schlange: Mein Jahr auf Hartz IV" zu verfassen. Und darin räumt er auf mit allem. Nicht nur mit den Vorurteilen gegenüber Arbeitslosen, sondern auch mit unserem Arbeitslosen-System als solchem. Trocken und nicht ohne Humor zeigt er uns, wie sinnentleert manche Maßnahmen sind und wie hilflos man sich als Arbeitsloser fühlt. Dabei geizt Mahler auch nicht mit Innenansichten eines Menschen, eines "Hartzer". Sowohl sein angekratztes Selbstwertgefühl in dieser Zeit also auch der Neid auf all diejenigen, denen es besser geht.

Über den Autor
Thomas Mahler, geboren 1979 bei Bonn, studierte Philosophie und Literatur in Kiel und Berlin. 2009 gewann er den Literaturpreis Prenzlauer Berg und las außerdem beim Open Mike. Er lebt in Berlin.

Die Hartz IV Realität wird einem erst so richtig klar, wenn man dieses Buch gelesen. Innenansichten eines verkorksten Systems und eines Menschen im Wandel von Zeit und Arbeit.

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   Titel In der Schlange: Mein Jahr auf Hartz IV
   Genre
   Release
   Systeme
   Publisher Goldmann Verlag
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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