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Empyreal Review

Loot, Bosse, Biome – und ein endloser Kreislauf zwischen Frust und Faszination


02.12.2025  Jacqueline  PC  0 Likes  0 Kommentare 
Empyreal Review Bild Empyreal Review Screenshot Empyreal Review Foto

Manchmal glaube ich, irgendwann stehen alle Figuren, die ich je in Rollenspielen erstellt habe, gemeinsam auf meiner virtuellen Beerdigung. Und jetzt, mit Empyreal, kommt eine weitere hinzu – in einer Welt, die nicht unbedingt freundlich ist, aber faszinierend genug, um immer wieder hineinzugreifen. Empyreal nennt sich selbst „sublim“, und tatsächlich hat das Spiel Momente, die diesem Anspruch nahekommen. Allerdings nicht ohne Ecken und Kanten.

Das Setting: eine Mischung aus Sci-Fi, Mystik und ruinenüberzogenen Biomen. Im Zentrum ragt das mächtige Ziggurat – ein gigantischer, fremdartiger Monolith, der dich in immer neue Bereiche schleudert und damit das Herzstück deines Abenteuers bildet.

Willkommen im Ziggurat – einem Ort ohne Wegweiser
Empyreal wirft dich in eine Welt, die gleichzeitig neugierig macht und fremd wirkt. Der Stützpunkt, der als Hub dient, wirkt lebendig genug, aber sobald du dich in das Ziggurat stürzt, zeigt sich die Philosophie des Spiels: Keine Marker, keine Minimap, kein freundlicher Pfeil, der sagt: „Da lang.“

Für manche ein Segen. Für viele – insbesondere wenn man moderne Action-RPGs gewohnt ist – ein kleines Ärgernis.

Die Biome selbst sind beeindruckend gestaltet: mal staubige Wüstenplateaus, mal überwachsene Ruinen oder feuchte, schimmernde Höhlen. Alles wirkt handgemacht, nicht prozedural improvisiert. Das ist eine der großen Stärken dieses Spiels – und gleichzeitig einer der Frustpunkte, wenn man mal eine halbe Stunde im Kreis rennt, weil sich der Weg zum Boss irgendwo versteckt.

Der ewige Loop: Rein, kämpfen, looten, upgraden
Empyreal ist in erster Linie ein Spiel, das vom Gameplay lebt – nicht von seiner Geschichte. Die Story plätschert anfangs angenehm mysteriös vor sich hin, verliert aber später an Tiefe und Bedeutung. Die Figuren im Camp haben Persönlichkeit, ja, aber sie tauchen so selten auf, dass echte Bindung kaum entsteht.

Was jedoch überlebt: der Loop.


Du wählst eine „Cartogram“-Karte aus, die dir verrät,
  • welches Biom du betrittst
  • welcher Boss wartet
  • welches Loot möglich ist

Dann stürzt du dich hinein, kämpfst gegen kleinere Gegner, findest Abkürzungen, plünderst Truhen und trittst schließlich dem Boss gegenüber – bevor du wieder zurück im Camp stehst, dein Gear anpasst und den nächsten Lauf planst.

Ein klassischer Kreislauf. Aber ein guter.


Das Kampfsystem: schwer, taktisch, überraschend komplex
Hier zeigt Empyreal seine stärkste Seite. Kämpfe fühlen sich taktisch, wuchtig und anspruchsvoll an. Jeder Gegner telegrafiert seine Angriffe klar, du musst Angriffsfenster lesen, parieren, ausweichen, timen. Schon auf den leichtesten Schwierigkeitsgraden ist Unachtsamkeit tödlich.

Die drei Waffentypen bieten unterschiedliche Spielstile:
  • Die Glaive ist schnell, wendig, perfekt zum Ausweichen.
  • Mace & Shield belohnen defensive Geduld, Parrys und Präzision.
  • Die Cannon bietet Distanz, aber erfordert gutes Timing beim Nachladen.


Die Lernkurve ist steil – manchmal zu steil – aber es gibt einen Moment, in dem plötzlich alles klickt. Und genau dann macht Empyreal richtig Spaß.

Loot, Mods, Buffs – ein System für Tüftler

Wer Loot liebt, wird in Empyreal glücklich.

Es gibt seltene Items, Mod-Slots, Buff-Synergien, unzählige Kombinationen. Die Tiefe ist beeindruckend – fast schon überfordernd. Manchmal erklärt das Spiel zu wenig, manchmal erstickt die Menge an Werten das Gefühl von Kontrolle. Aber wer gerne Stats jongliert, wird hier eine goldene Spielwiese finden.

Eine Welt aus Licht und Schatten
Optisch schlägt Empyreal schwankend zu: Die ersten Stunden wirken generisch, fast altmodisch. Dann, plötzlich, entfalten die Biome eine subtile Schönheit – lange Sichtweiten, feine Details, architektonische Reste einer vergangenen Zivilisation.
Es hat etwas Ruhiges, Einsames, fast Melancholisches.

Der Soundtrack bleibt hingegen blass. Funktional, aber wenig einprägsam. Die Sprecher solide, aber nicht überragend.

Empyreal ist ein Action-RPG, das seine Stärken klar ausspielt: knackige Kämpfe, tiefe Loot-Systeme und Biome, die zum Erkunden einladen. Der Gameplay-Loop ist motivierend – immer nur „eine Runde mehr“, noch ein Boss, noch ein Item. Aber das Spiel macht es dir nicht leicht: fehlende Wegweiser, schwankende Balance und eine Story, die irgendwann kaum noch trägt, bremsen den Spaß immer wieder aus. Wenn du Looten, Modden und taktische Kämpfe liebst, wirst du hier viel Zeit verlieren – im guten wie im anstrengenden Sinn. Empyreal ist kein perfektes Spiel, aber eines, das etwas an sich hat. Empyreal ist ein fordernder Trip durch ein faszinierendes Sci-Fi-Labyrinth, der dich packt, wenn du bereit bist, dich darauf einzulassen.

Punktewertung

Gameplay
74
Grafik
71
Sound
66
Steuerung
70

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