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Zeit - R.U.M.S.

Ein monströser Bastard aus Metal und Techno


09.11.2025  Redaktion  0 Likes  0 Kommentare 
Zeit - R.U.M.S. Bild Zeit - R.U.M.S. Screenshot Zeit - R.U.M.S. Foto

Mit R.U.M.S wagen Zeit erneut einen Schritt in unbekanntes Terrain – oder vielmehr: in eine finstere Unterwelt aus Bassdrums, Verzerrung und Desillusion. Seit ihrer Gründung 2010 haben sich die drei Musiker Fur (Gesang, Gitarre), Flakmann (Bass) und Win (Drums) immer wieder neu erfunden – von Sludge über Doom bis Grind Punk. Doch diesmal wird das Fundament komplett eingerissen.

Die neue EP steht unter dem Banner True Nihilistic Black Techno Metal, eine Bezeichnung, die so übertrieben klingt, wie die Musik selbst. R.U.M.S verbindet das rohe Grollen von Black und Doom Metal mit der hämmernden Mechanik des 90er-Techno – Thunderdome trifft Totenmond. Die vier Songs entstanden im bandeigenen Studio 357, wo Frontmann Fur nicht nur Gitarre und Vocals beisteuerte, sondern auch Aufnahme, Mix und Master übernahm. Der DIY-Charakter ist allgegenwärtig – im Guten wie im Schlechten.

Roh, ruppig, radikal
Schon der Opener „Stilltanz“ macht klar, wohin die Reise geht: in den Untergrund. Kalte Beats, rostige Riffs, ein verzerrter, fast industrieller Sog – das ist kein Song für den Dancefloor, sondern für einen verlassenen Bunker kurz vor Morgengrauen. R.U.M.S klingt bewusst schmutzig und kantig, fast so, als wolle es jeden Anflug von Eingängigkeit im Keim ersticken.

„Wunde“ wühlt sich durch eine Mischung aus Industrial-Noise und Doom-Riffs, während das Totenmond-Cover „Marschieren“ den nihilistischen Kern der Band besonders deutlich macht: kein Glamour, keine Pose, nur Wut, Monotonie und Verfall. Der abschließende Track „Immer“ fasst alles zusammen – eine zähe, dröhnende Klangwand, die mehr Statement als Song ist.

Rave Until Morning Sunlight – oder bis nichts mehr bleibt
Der EP-Titel ist ein bewusst offenes Akronym. Rave Until Morning Sunlight, Run Under Massive Stress oder Rotten Urban Misguided Scum – alles passt, denn R.U.M.S ist weniger Musik als Manifest. Es steht für Überforderung, Lärm, Zerrissenheit. Für eine Generation, die zwischen Clubkultur und Untergangssehnsucht pendelt.

Dabei lassen sich Zeit hörbar von 90er-Elektro-Subkulturen inspirieren: Acid House, Hardcore, Drum & Bass und Minimal Techno dienen als rhythmisches Rückgrat, das sie mit Black-Metal-Gitarren und Sludge-artiger Schwere verkleiden. Das Ergebnis ist faszinierend ungehobelt, manchmal hypnotisch, aber oft auch schwer zu ertragen.

Für Kenner – nicht für Komfortzonenhörer
Wer mit dem bisherigen Werk der Band vertraut ist, wird die Entwicklung nachvollziehen können: vom melancholischen Gram über das aggressive Drangsal bis hin zum zermürbenden Ohnmacht. R.U.M.S reiht sich hier als Experiment ein – als Versuch, die Dunkelheit elektronisch zu codieren.

Allerdings: Die rohe Produktion, das Fehlen von Struktur und die bewusst sperrige Mischung machen die EP zu einer Herausforderung. Die Songs fließen ineinander, aber selten in Richtung Melodie oder Wiedererkennung. Das mag konsequent sein – und künstlerisch mutig –, bleibt aber für viele Hörer schlicht zu unzugänglich.

Tracklist
  1. Stilltanz
  2. Wunde
  3. Marschieren (Totenmond Cover)
  4. Immer


Zeit liefern mit R.U.M.S kein leichtes Werk, sondern ein akustisches Experiment zwischen Clubkeller und Katastrophe. Die Mischung aus Techno, Doom und Black Metal ist faszinierend in ihrer Idee, aber sperrig in der Umsetzung. Zu roh, zu fragmentiert, zu weit weg von jeder Form von Eingängigkeit. Wer sich jedoch auf den rauen Sound einlässt und Freude an Grenzüberschreitungen hat, wird hier eine selten gewordene Ehrlichkeit finden. Für alle anderen bleibt R.U.M.S ein schroffes, schwer verdauliches Stück Musik – mehr Konzept als Genuss.

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