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Vicious Rumors – The Devil’s Asylum Review

Alte Wurzeln, neue Stimme


2025-10-05  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Foto: Robin Utbult. Mehr zum Thema Transparenz.

Vicious Rumors haben im Lauf ihrer jahrzehntelangen Karriere schon viele Umbesetzungen überstanden – wenig überraschend also, dass auch The Devil’s Asylum mit einem neuen Sänger antritt: Brian „Chalice“ Betterton ersetzt jüngst den Mikrofonplatz. Sein Name klingt dramatisch, und glücklicherweise passt er mit seiner Stimme erstaunlich gut zur neuen Materialauswahl.

Damit beginnt das Album mit einem Versprechen: Nicht für einen Moment wirkt Vicious Rumors alt oder müde – das zeigt sich gleich beim Opener „Bloodbath“, der mit heftigem Tempo, kreischenden Gitarren und ungebremster Energie startet. Geoff Thorpe und seine Mitstreiter legen los, als wolle man einen neuen Klassiker zementieren.

Melodischer Metal mit Durchblick und Variationen
Doch The Devil’s Asylum ist nicht durchgängig Vollgas. Die Band bleibt ihrer Tradition treu und mischt mit Midtempo-Nummern, melodischen Momenten und gelegentlichen Breaks, die den Hörer bewusst atmen lassen. Beispiele dafür sind „Crack The Sky In Half“, das mit seinem eingängigen Refrain sofort hängen bleibt, und „Dogs Of War“, das seine Wirkung über groovebetonte Riffs entfaltet.

Auch Songs wie „High Hell Hammer“ oder der Titelsong zeigen den Power‑Metal‑Kern von Vicious Rumors, mit treibenden Rhythmen und solider Gitarrenarbeit. „Butcher’s Block“ wiederum wagt sich in etwas rauere Gefilde – ein kleiner Ausreißer, der nicht immer zündet, aber zumindest Interesse weckt.

Chalice: Ein Sänger, der zu tragen versucht
Chalice überzeugt oft mit Ausdruck, Bandbreite und einem klaren Bezug zur klassischen Vicious-Rumors-Dramaturgie. Er meistert sowohl aggressive Passagen als auch melodische Parts – und bringt eine überzeugende Präsenz ins Spiel. Er ist sicherlich kein Kopist von Carl Albert, aber er lässt die Lücken nicht absurd groß wirken. Hier und da ist es gelegentlich auch mal zuviel des Guten, beispielsweise auch beim Opener.

Klangbild mit Routine, aber nicht ohne Makel
Die Produktion sitzt überraschend gut: scharf, klar und ohne zu sterile Tendenzen. Gitarren, Drums und Bass sind differenziert hörbar, die Soli zweigen ihre Frische. Doch das Ganze klingt auch ein wenig vorhersehbar: Man hat das Gefühl, Vicious Rumors tun, was sie immer gut getan haben – ohne große Abweichung oder kühne Experimente.

In Teilen leidet das Album darunter, dass der rote Faden schwächer wird. Die Reihenfolge fällt stellenweise holprig aus. Songs wie „Better Than Me“ oder „Boring Day In Hell“ wirken im Vergleich zu den stärkeren Nummern weniger inspirierend. Die Intensität wird hier nicht konsequent gehalten – ein Faktor, der den Gesamteindruck etwas schmälert.

Ein Klassiker, der in Gedanken mitschwingt
Wenn ich heute über The Devil’s Asylum nachdenke, schwingt zwangsläufig Digital Dictator mit – jener Albumklassiker von 1988, der für mich bis heute einer der unumstößlichen Favoriten im US‑Power/Heavy-Metal ist. Kein Release von Vicious Rumors hat mich je so tief geprägt, und auch heute noch höre ich Digital Dictator mit Begeisterung – eine Messlatte, an der neue Werke stets zu messen sind.

Und genau im Schatten dieses Klassikers wirkt The Devil’s Asylum fast ein wenig brav. Es reiht sich ein in die starke Tradition der Band – aber selten übertrifft es diese.

Tracklist
  1. Bloodbath
  2. Dogs Of War
  3. Crack The Sky In Half
  4. High Hell Hammer
  5. Butchers Block
  6. Abusement Park
  7. Wrong Side Of Love
  8. Boring Day In Hell
  9. In Blood We Trust
  10. Better Than Me
  11. The Devil’s Asylum


The Devil’s Asylum ist ein respektables Album, das sich im Rahmen dessen bewegt, was man von Vicious Rumors erwarten darf: solide Riffs, Melodie, Tempowechsel, eine neue Stimme, die sich einfügt. Es überzeugt in vielen Momenten – und enttäuscht selten – aber auch echte Glanzlichter sind rar und keiner der Songs wird sofort zum unumstößlichen Klassiker reifen. Für Fans der Band ist es sicher ein willkommener Schritt, für Neulinge ein Einstieg mit solider Qualität. Und doch darf man wünschen, dass die nächste Platte mutiger, überraschender wird – denn im Vergleich zu Digital Dictator, meinem Allzeitfavoriten der Band, bleibt The Devil’s Asylum eine gute, aber nicht unvergessliche Station.

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