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The Mist - The Dark Side Of The Soul

Drei Jahrzehnte später – und kein bisschen leiser


08.11.2025  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
The Mist - The Dark Side Of The Soul Bild The Mist - The Dark Side Of The Soul Screenshot The Mist - The Dark Side Of The Soul Foto
Foto: Alexandre Biciati. Mehr zum Thema Transparenz.

Dreißig Jahre nach ihrem letzten Studioalbum melden sich die brasilianischen Thrash-Legenden The Mist mit voller Wucht zurück. The Dark Side of the Soul ist kein nostalgischer Aufguss, sondern ein kraftvolles, modernes Konzeptalbum, das die Grenzen des Genres neu auslotet. Unter der Leitung von Sänger Vladimir Korg, einer Ikone der südamerikanischen Metal-Szene, liefert die Band ein Werk, das so kompromisslos wie durchdacht klingt – ein musikalischer Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche.

Der Titel ist Programm: Es geht um die Schattenseiten des Daseins, um Verzweiflung, Rache, Selbstzerstörung – aber auch um Erkenntnis. Das Album ist in drei Akte unterteilt, die zusammen eine düstere Anatomie der Seele zeichnen.

Thrash mit Tiefgang und Struktur
Schon der Opener The Curse of Life macht klar, dass The Mist nichts verlernt haben. Die Riffs schneiden scharf, das Schlagzeug hämmert unnachgiebig, und Korgs markante Stimme schwankt zwischen Anklage und Verzweiflung. Doch hinter der Aggression steckt Struktur: Das Album folgt einem erzählerischen Konzept, das jedes Organ des Körpers als Symbol für einen seelischen Zustand begreift.

Songs wie (Embryo) – Anatomy of the Soul und (Cuore) – The Dark Side of the Soul zeigen, dass The Mist nicht nur musikalisch, sondern auch intellektuell gereift sind. Zwischen den wütenden Thrash-Attacken finden sich unerwartet atmosphärische Momente – kleine Pausen, die wie Atemzüge in einem ansonsten atemlosen Album wirken.

Mit (Liver) – Killing My Imaginary Friends und (Lungs) – Death Is Alive Inside Me geht die Band volles Risiko: Düster, disharmonisch, fast schon industrialartig – ein emotionaler Sturm, der eher an einen inneren Zusammenbruch als an klassischen Metal erinnert.

Ein Konzeptalbum mit Biss und Bedeutung
Inhaltlich wagt sich The Mist auf ungewohntes Terrain. Das Album ist durchzogen von psychologischen, literarischen und philosophischen Motiven. Es geht um den Kampf mit dem eigenen Selbst, um das Erforschen der eigenen Abgründe. Dabei bleibt alles nah an der Wut, die Thrash Metal seit jeher antreibt – doch diesmal kanalisiert in ein größeres Ganzes.

Der Mix aus kompromissloser Energie und thematischer Tiefe erinnert daran, dass Thrash Metal nie nur Lärm war, sondern schon immer ein Ventil für Gedanken, die sich nicht in leisen Worten ausdrücken lassen. The Dark Side of the Soul ist in dieser Hinsicht fast schon kathartisch – wie eine seelische Reinigung durch Lärm, Schweiß und Verzerrung.

Produktion und Atmosphäre
Produziert von André Damien und veredelt durch den Mix von Tue Madsen (bekannt für Arbeiten mit Meshuggah, Halford und Moonspell), klingt das Album wuchtig, modern und klar, ohne seine rohe Wucht zu verlieren. Besonders bemerkenswert ist die Balance zwischen technischer Präzision und emotionaler Intensität. Hier sitzt jeder Schlag, aber nichts wirkt steril.

Das Coverartwork von Michael Whelan greift die innere Zerrissenheit des Albums visuell auf – ein dunkles, verstörendes Porträt der menschlichen Seele, das perfekt zum Klangbild passt.

The Dark Side of the Soul ist ein Triumph der Konsequenz. The Mist klingen wie eine Band, die ihre Vergangenheit respektiert, aber längst in der Gegenwart angekommen ist. Philosophisch, wütend, schmerzhaft ehrlich – und dabei so thrashig wie eh und je.

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