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Testament - Para Bellum Review

Thrash-Metal-Ikonen zwischen Chaos, Technologie und Menschlichkeit – ein kraftvolles Comeback mit neuer Energie


2025-10-04  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
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Mit Para Bellum melden sich Testament 2025 mit ihrem mittlerweile vierzehnten Studioalbum zurück – und das auf eine Weise, die sowohl alteingesessene Fans als auch neue Hörer in den Bann ziehen dürfte. Der Titel – Lateinisch für „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“ – ist dabei nicht nur ein markiger Slogan, sondern das thematische Fundament für ein Album, das den Zahn der Zeit trifft: Technologiekritik, apokalyptische Visionen und die Suche nach innerem Halt in einer Welt, die aus den Fugen gerät.

Ein Album wie eine Waffe – präzise, durchdacht, gnadenlos
Testament zeigen sich auf Para Bellum in Topform. Chuck Billy und Eric Peterson führen das Ensemble mit der gewohnten Autorität, während Neuzugang Chris Dovas am Schlagzeug einen messerscharfen Drive liefert, der das Tempo anzieht und der Band hörbar neues Leben einhaucht. Besonders Tracks wie „Infanticide A.I.“ zeigen, wie die Gruppe mit voller Wucht nach vorn stürmt – kompromisslos und doch klanglich raffiniert.

Dabei bleibt die Band nicht starr im klassischen Thrash-Rahmen. Elemente aus Black Metal und überraschend atmosphärische Passagen zeigen, dass Testament 2025 musikalisch vielfältiger denn je sind. Und doch schlagen sie gekonnt Wurzeln zu den eigenen Ursprüngen wie beispielsweise zu "Practice what you preach" und noch hörbarer zu Frühwerken wie "The Legacy". Alles irgendwie ziemlich authentisch.

Düstere Themen, die zum Nachdenken anregen
Textlich geht es auf dem Album hart zur Sache. „Shadow People“ behandelt die Schattenseiten der digitalen Entfremdung, „Havana Syndrome“ verarbeitet politische Paranoia, und „Witch Hunt“ fühlt sich wie ein Kommentar zu unserer polarisierten Gesellschaft an.

Der vielleicht bemerkenswerteste Song ist jedoch „Meant To Be“ – eine echte Ballade mit orchestraler Tiefe, getragen von Cellist Dave Eggar. Hier zeigt sich eine völlig neue Facette von Testament, ohne dass sie ihren Markenkern verlieren. Statt reiner Härte steht hier Verletzlichkeit im Fokus – und das funktioniert erstaunlich gut.

Musikalisches Können trifft auf kompositorische Vielfalt
Natürlich darf auch das Gitarrenduo Peterson/Skolnick nicht unerwähnt bleiben: Die beiden liefern auf Para Bellum ein Solo nach dem anderen ab, von blitzschnellen Thrash-Attacken bis hin zu gefühlvollen, beinahe klassischen Passagen. Auch Steve DiGiorgio überzeugt erneut mit seinen verspielten Basslinien, die den Songs ein organisches Fundament geben.

Produziert wurde das Album von Juan Urteaga, gemixt erstmals von Jens Bogren – was sich in der Klarheit und Wucht des Sounds bemerkbar macht. Alles sitzt, alles knallt – und dennoch bleibt Luft zum Atmen.

Ein Statement in Bild und Klang
Auch visuell liefert Para Bellum ab: Das Cover, erneut von Eliran Kantor handgemalt, zeigt einen Engel aus Raketen, umgeben von kultischen Gestalten – ein Sinnbild für blinden Glauben und Selbstzerstörung. Es ist ein klares Statement gegen die digitale Beliebigkeit – und spiegelt den künstlerischen Anspruch des Albums eindrucksvoll wider.

In den ersten Takten zitiert die Band sogar einen vergessenen Part aus dem Debüt The Legacy, was die Klammer zu ihrem gesamten Werk schließt. Ein starker, symbolischer Moment.

Tracklist
  1. For the Love of Pain
  2. Infanticide A.I.
  3. Shadow People
  4. Meant to Be
  5. High Noon
  6. Witch Hunt
  7. Nature of the Beast
  8. Room 117
  9. Havana Syndrome
  10. Para Bellum


Para Bellum ist mehr als nur ein weiteres Testament-Album – es ist ein reifes, kraftvolles Werk, das sowohl musikalisch als auch inhaltlich überzeugt. Die Band zeigt sich experimentierfreudig, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen, und schafft es, ein kohärentes, modernes Thrash-Manifest zu liefern. Die neuen Ideen fügen sich harmonisch in den altbekannten Sound ein – ob orchestrale Ballade, Black-Metal-Flair oder politische Themen. Fans dürfen sich auf ein Album freuen, das den Spagat zwischen Tradition und Zeitgeist meisterhaft hinbekommt.

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