Musik » Reviews

Tempestuous Fall – The Descent Of Mortals Past Review

Ein Wiedersehen nach 13 Jahren Stille


2025-10-10  Captain  0 Likes  0 Kommentare 
Tempestuous Fall – The Descent Of Mortals Past Review Bild Tempestuous Fall – The Descent Of Mortals Past Review Screenshot Tempestuous Fall – The Descent Of Mortals Past Review Foto

Dreizehn Jahre nach dem Debüt kehrt Dis Pater mit seinem Projekt Tempestuous Fall zurück – und zwar mit einem Album, das sich klanglich wie thematisch ganz dem Übergang ins Jenseits widmet. The Descent Of Mortals Past ist ein Werk, das auf antiker Mythologie basiert, in fünf langen Stücken von der Unterwelt erzählt und dabei klassische Death-Doom-Elemente mit romantisch-orchestralem Flair verwebt. So groß die Ambition, so ambivalent das Resultat.

Schöne Vision, aber schwankende Umsetzung
Thematisch ist das Album ein Konzeptkunstwerk: Die Reise durch das Reich der Toten wird aus der Perspektive mythologischer Figuren wie Theseus, Psyche, Orpheus oder Aeneas erzählt. Doch während das lyrische Gerüst faszinierend und in sich stimmig wirkt, fällt die musikalische Umsetzung nicht immer auf das gleiche Niveau.

Besonders auffällig: Die Produktion wirkt über weite Strecken dünn und zurückhaltend – manchmal fast schon unfertig. Die Gitarren bleiben in den Hintergrund gedrängt, die orchestralen Elemente verlieren sich in synthetischem Hall, und der Gesamtsound erinnert eher an eine vergangene Ära als an ein Album des Jahres 2025. Gerade im Vergleich zu Dis Paters aufwendig produzierten Werken unter dem Banner von Midnight Odyssey fehlt es hier an klanglicher Tiefe und Druck.

Höhen und Tiefen in der Tracklist
Dabei ist nicht alles schlecht: Der Opener Theseus – Encased In The Stones Of Hades schafft es, mit seinem getragenen Aufbau und melancholischem Gesang eine bedrückend-schöne Stimmung zu erzeugen. Auch Psyche – Temptation Of The Divine profitiert von den Gastvocals von Alice Corvinus, die dem Stück eine neue Farbe verleiht.

Mit Orpheus – In The Dark Deathly Grey wagt sich das Album sogar in akustisch-folkloristische Gefilde – ein mutiger, aber gelungener Bruch. Der Schlusstitel Aeneas – Guide Me Home wiederum zeigt, dass Dis Pater durchaus in der Lage ist, emotionale Tiefe mit musikalischer Eleganz zu verbinden. Es sind diese Einzelszenen, die aufhorchen lassen – und ein wenig schmerzen, da das restliche Album dieses Niveau nicht halten kann.

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart verloren
Unterm Strich bleibt The Descent Of Mortals Past ein Album mit starker Vision, aber inkonsequenter Umsetzung. Der Sound wirkt stellenweise wie aus der Zeit gefallen – und das nicht im charmanten, nostalgischen Sinn, sondern eher, weil die Produktion mit heutigen Standards kaum mithalten kann. Wo atmosphärische Dichte und kompositorischer Feinschliff gefragt wären, bleibt vieles skizzenhaft. Und obwohl man Dis Pater seine Leidenschaft für das Konzept und die DIY-Ethik anmerkt, reicht es diesmal nicht aus, um das Album auf ein höheres Level zu heben.

Ein schöner Gedanke, teilweise stimmungsvoll umgesetzt – doch leider fehlt The Descent Of Mortals Past der nötige Klangkörper, um wirklich zu überzeugen. Ein Album für eingefleischte Fans von Dis Pater oder nostalgische Doom-Romantiker, aber kein Pflichtkauf.

Punktewertung

Fehler gefunden? Melden.

Dieser Artikel kann Affiliate-Links enthalten, die mit gekennzeichnet sind. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Für dich ändert sich dadurch nichts, auch nicht am Preis, aber du unterstützt damit dieses Projekt. Deswegen bereits im Voraus: Danke.