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Sepultura - Kairos Review


2011-07-03  DasStampa  11 Likes  0 Kommentare 
Eine bewegte Geschichte
Sepultura - eine Band wie es in dieser Welt keine Zweite gibt. Und wie viele Bands hat auch diese ihre ganz eigene, teilweise sehr bewegte Geschichte. So ist der Bassist Paolo Pisto Pinto Jr. beispielsweise das einzig verbliebene Gründungmitglied der Band, der Rest des Haufens hat im Laufe der Zeit eigene Wege eingeschlagen. Gerade beim Ausscheiden des ehemaligen Ur-Frontmannes Max Cavalera gab es Mitte der 1990er einen riesen Aufschrei in der Metalszene. Dementsprechend schwierig war der Einstieg des neuen Sängers Derrick Green. Der charismatische Hüne hat der Band aber mittlerweile einen (seinen) ganz eigenen Stempel aufgesetzt und kann mittlerweile ebenso viele Alben wie sein Vorgänger aufweisen. Weil solcherlei Vergleiche aber Kukolores sind und ich gerade die brandaktuelle Scheibe "Kairos" auf meine Ohre ballern lasse, widmen wir und voll und ganz dem neuen Album der Musikkapelle mit Namen "Sepultura" (was aus dem Portugiesischen entstammt und auf Deutsch soviel wie "Grab" bedeutet). Ob meine Ohren von dem Sound der Metalband zertrümmert wurde oder ich mit einem Hörsturz "prahlen" kann, weil ich mich daran kaputtgehört habe, erfahrt ihr hier... und jetzt!

Philosophische Liebe auf den ersten Blick
Auf dem Cover prangt ein Skelett, düster, den knochigen Schlund weit aufgerissen, als würde es uns anschreien wollen. Demonstrativ hält es uns eine Sanduhr hin, die uns auf "Kairos" aufmerksam machen will. Für alle, die nicht wissen wobei es sich bei dem Titel des Albums handelt, werde ich dies kurz erklären. In der Philosophie ist dies der günstigste Zeitpunkt, um eine Entscheidung zu treffen. Treffe ich diese nicht, kann dies zu meinen Ungunsten ausfallen. Und das ist auch gleichzeitig das Konzept des Albums - Entscheidungen treffen. Es ist wohl unter anderem eine Art Antwort auf die eher negativen Reaktionen des letzten, eher dementsprechend kommerziell weniger erfolgreichen Albums "A-Lex".

Und sie rocken definitiv. Dieses Album ist ein Statement, ein Zeichen, ein technisch gut produziertes Konzept-Album und nicht zuletzt eine Hommage an die bewegte Biografie der Band mit all den Macken und Tücken. Dieses Mal kann die Band wieder überzeugen: Düster und apokalyptisch schleichend entführt uns die Band in die Welt der metallischen Klänge. Derrick raunt derart ins Mikro, dass man nicht weiterschalten mag. Die Stimme ist einfach der Oberhammer. Er hat vielerlei vokale Qualitäten, die er auch auf diesem Werk der Band wieder voll ausspielt. So beherrscht er das ruhige Singen bzw. den Sprechgesang (kein Rap!) in einer Art und Weise, dass die Gänsehaut gar nicht mehr weichen möchte. Als krassen Kontrast dient sein Brüllen, animalisch, maskulin, kraftvoll. Es steckt wahnsinnig viel Energie in "Kairos", das muss man dem Album lassen. Dies gepaart mit den schweren Gitarrenriffs bietet einen köstlich-dystopischen Hörgenuss.

Nach jeweils 3 Liedern kommt, dem Album-Konzept dienlich, je ein atmosphärischer Aufheller, der zur Interpretation einlädt. DEnn was bedeuten die mysterösen Zahlen, nach denen die Tracks benannt sind? Sind es Jahreszahlen? Bestellnummern bei Weltbild? Koordinaten für einen Sprung ins WarplochStarTrekDingens? Und was haben die jeweiligen Geräusche mit den Zahlen zu tun? Fragen über Fragen, die jeder für sich selbst beantworten kann und darf.

Meine persönlichen Highlights sind definitiv "Dialog", "Born Strong" sowie "Structure Violence". Der Rest hört sich zwar in einem Rutsch weg, doch muss ich sagen, dass eben Genannte diejenigen mit der meisten Energie sind. Alter Schwede! Headbanger, sammeln! Moshpit bilden, bangen. JETZT!!!

Die Standard-Version ist übrigens beladen mit einer Cover-Version der Band Ministry ("Just One Fix"), der Deluxe-Ableger mit einem weiteren Cover vin The Prodigy ("Firestarter"). Sehr gelungen.

4 Mannen, 15 Tracks, 45:51 Minuten
Mir standen ja nahezu die Tränen in die Augen als ich las, dass die Standard (!) - Version allein mit 15 Tracks aufwarten kann. Schönes Ding! Die Ernüchterung kam dann beim Hören, denn auch die ominösen Zahlen-Tracks (wie bereits beschrieben) sind als vollwertiger Track mit aufgeführt, bleiben also noch 11 restliche Lieder zum Rauf- und Runterhören. Immerhin sind die Tracks qualitativ echt gut und können ob der Härte und der vokalen Meisterleistung voll und ganz überzeugen. Dieses Werk ist nun zwar kein Meilenstein, aber auch lange kein Reinfall.

Knapp 46 Minuten verteilt auf 15 Tracks geballte Metal-Power mit vokaler Gänsehaut-Garantie und einer erwünschten Portion Abwechslung. Zugreifen ist aber durchaus erlaubt und gestattet! Sepultura haben ihr Kairos definitiv rechtzeitig genutzt und zur richtigen Zeit die richtigen Entscheidungen getroffen.

Punktewertung

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   Titel Kairos
   Genre
   Release 2011-06-24
   Systeme
   Publisher Nuclear Blast (Warner)
   Altersfreigabe Freigegeben ab Jahren
   Homepage
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