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Sainted Sinners – High On Fire Review

Feuer, Leidenschaft und etwas zu viel Glanz


2025-11-05  Captain  0 Likes  0 Kommentare  96 Views
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Mit High On Fire liefern Sainted Sinners ihr mittlerweile fünftes Studioalbum ab – und beweisen erneut, warum sie zur Speerspitze des europäischen Classic-Hardrocks zählen. Frontmann Jack Meille (Tygers of Pan Tang) und Gitarrist Frank Pané (Bonfire) führen ein Line-up an, das von Szene-Veteranen wie Ernesto Ghezzi (Gotthard) an den Keys, Samy Saemann (ex-Freedom Call) am Bass und Berci Hirleman am Schlagzeug komplettiert wird.

Musikalisch bekommt man hier alles, was das Rockherz erwartet: druckvolle Riffs, eingängige Refrains, bluesige Gitarrensoli, donnernde Grooves und diese unverkennbare Hammond-Orgel, die sofort an Deep Purple und frühe Whitesnake erinnert. High On Fire ist ein Statement für klassisches Songwriting – kraftvoll, melodisch und mit einer ordentlichen Portion Rock’n’Roll-Attitüde.

Alle Zutaten stimmen – nur das Aroma fehlt ein wenig
Der Opener Crown of Thorns startet mit Biss und Energie, Out of the Blue überzeugt mit hymnischem Refrain und typischem 80s-Vibe, während World’s on Fire und Down in a Hole das Fundament für das Album legen: ehrlicher Hardrock, der auf Groove statt Geschwindigkeit setzt. Mit Sunshine und Empty Days of Wonder zeigen Sainted Sinners ihre melodische Seite – positiv, frei, voller Spielfreude.

Doch so stark die Songs auch komponiert sind, so makellos sie gespielt werden – die Produktion wirkt zu sauber. Der Sound ist poliert, die Kanten abgeschliffen, und das raue Element, das guten Hardrock eigentlich so lebendig macht, bleibt etwas auf der Strecke. Wo man Schweiß und Staub erwartet, glänzt Hochglanz. Der Mix ist technisch perfekt, aber ihm fehlt das Ungezähmte, das Sainted Sinners live so stark macht.

Musikalisch souverän – emotional zu zahm
Was man der Band zugutehalten muss: die musikalische Handwerkskunst ist über jeden Zweifel erhaben. Frank Panés Gitarrenspiel ist virtuos und gefühlvoll zugleich, Jack Meilles Gesang trägt die Songs mit Charisma und Seele, und die Rhythmussektion groovt präzise wie ein Uhrwerk. Die Hammond-Orgel verleiht Stücken wie Hide in the Dark und Sweet Sweet Addiction eine authentische Retro-Note, die Fans klassischer Rockbands begeistern dürfte.

Allerdings fühlt sich High On Fire manchmal an, als würde man ein perfekt restauriertes Muscle Car fahren – wunderschön, beeindruckend, aber mit angezogener Handbremse. Es fehlt der Dreck unter den Nägeln, das spontane Überschäumen, das den Rock’n’Roll zum Lebensgefühl macht.

Ein starker, aber etwas zu glatter Rundumschlag
Inhaltlich transportiert das Album positive Energie und Aufbruchsstimmung. Die Band will Mut machen, ein Ventil schaffen für eine Welt, die oft zu ernst geworden ist. Diese Haltung spürt man – besonders in Songs wie Sweet Sweet Addiction oder Lost in a Storm. Doch während die Botschaft sitzt, wirkt die Klangästhetik zu sehr auf Sicherheit bedacht. Ein wenig mehr Risiko, mehr Schmutz im Sound, hätte den Songs gutgetan.

Trotzdem bleibt High On Fire ein hörenswertes Stück moderner Classic Rock-Kunst: technisch exzellent, voller Spielfreude und mit Liebe zur Tradition. Nur eben etwas zu poliert, um ganz in Flammen aufzugehen.

Tracklist
  1. Crown of Thorns
  2. Out of the Blue
  3. Night After Night
  4. Sunshine
  5. Empty Days of Wonder
  6. World’s on Fire
  7. Down in a Hole
  8. Hide in the Dark
  9. Sweet Sweet Addiction
  10. Lost in a Storm
  11. Who Are You (The Who Cover)


High On Fire ist ein starkes, melodisches Hardrock-Album, das alles richtig macht – vielleicht zu sehr. Die Songs rocken, die Musiker glänzen, doch die Produktion wirkt zu glatt, fast steril. Der Spirit des Old-School-Hardrock ist da, aber er brennt nicht so heiß, wie man es sich wünschen würde. Dennoch: ein gelungenes Werk, das Fans klassischer Rocktöne definitiv Freude bereiten wird.

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